Digitale Kontaktverfolgung im Handel: neue Luca-App
Wie sich die Luca-App von der Konkurrenz unterscheidet und warum es Kritik gibt
Ergänzend zur Corona-WarnApp soll in Deutschland nun auch eine neue App namens "Luca" zur digitalen Nachverfolgung von Infektionsketten im Zuge der Corona-Pandemie zum Einsatz kommen. Die vom Berliner IT-Start-up neXenio GmbH entwickelte App soll zur Entlastung der Gesundheitsämter beitragen und den Aufwand der Kontaktdatenangabe reduzieren.
Bei der Registrierung in der App geben die Nutzer ihre persönlichen Kontaktdaten an, darunter Name, Adresse und Telefonnummer. Diese Daten werden nach Angaben der Hersteller verschlüsselt und anonymisiert gespeichert und können von Dritten nicht eingesehen werden. Im Falle einer Corona-Infektion erhalten weitere Nutzer, die zur selben Zeit am selben Ort registriert waren, eine Benachrichtigung, ähnlich wie bei der Corona-WarnApp.
Doch was ist an der Luca-App neu? Beim Besuch eines Geschäftes oder einer Veranstaltung loggen sich die Nutzer mit ihrem Smartphone durch Scannen eines QR-Codes am Eingang ein. Bei privaten Zusammenkünften kann ein Nutzer diesen Code für seine Kontaktpersonen selbstständig erstellen. Nach einer positiven Corona-Testung können die Gesundheitsämter eine Freigabe der Nutzerdaten erbitten und so nachvollziehen, wo sich infizierte Personen aufgehalten haben. So dient die App als Schnittstelle zwischen Gesundheitsämtern, infizierten Personen und dem Handel.
Die Entwickler sehen vor, dass die App möglichst weitläufig genutzt wird, nur so könne sie ihr volles Wirkungspotential entfalten. Händler wie Ikea, Thalia und Apollo setzen die App bereits zur Kontaktnachverfolgung ihrer Kunden ein. Hierfür müssen der Standort des Geschäftes digital hinterlegt und an den Eingängen oder Schaufenstern entsprechende QR-Codes angebracht werden. Die Grundvoraussetzung für den Einsatz der App im Handel ist jedoch zunächst, dass das örtliche Gesundheitsamt an das Luca-System angeschlossen ist. Dies trifft derzeit bei 256 von den insgesamt 400 Gesundheitsämtern in Deutschland zu (Stand 21.04.2021).
Der Handelsverband Deutschland (HDE) befürwortet den Einsatz der Luca-App und spricht sich für eine bundesweit einheitliche Lösung zur Kontaktnachverfolgung aus. Die digitale Nachverfolgung von Kontakten wäre ein hilfreiches Mittel, um das Einkaufen in Zeiten der Pandemie sicherer zu gestalten. So appelliert der Verband an die Kunden, sich die App herunterzuladen.
Kritische Stimmen vor allem aus der IT-Branche
Gleichermaßen erfährt die Luca-App ein scharfes Maß an Kritik. Der Chaos Computer Club (CCC) weist auf schwerwiegende Mängel in der App hin und fordert das sofortige Ende der steuerfinanzierten Unterstützung der App. So haben mehrere Bundesländer bereits mehr als 20 Millionen Euro an Steuergeldern für Lizenzen zur Nutzung der Luca-App eingesetzt, obwohl zahlreiche IT-Experten davor gewarnt hatten, dass die App übereilt eingeführt worden sei. Wichtige Fragen zum Datenschutz und zur IT-Sicherheit seien noch ungeklärt. Von den zehn Prüfsteinen des CCCs zur Beurteilung von Contact-Tracing-Apps erfülle die Luca-App keinen.
Auch der Ausschluss von Personen, die die App nicht heruntergeladen haben und fürchten, in Zukunft zum Beispiel den Zutritt zu Geschäften verweigert zu bekommen, steht in der Diskussion.
Als Reaktion auf die Kritik hatten die Entwickler in der vergangenen Woche den Quellcode ihrer App veröffentlicht. Nach Angabe des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unterliege die App zurzeit einer technischen Prüfung durch Deutschlands IT-Sicherheitsbehörde.
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