Digitalisierung im Lebensmittelhandel
KI als Chance für Händler im sich änderndem Wettbewerb
Die Corona-Krise verändert den Handel tiefgreifend. Nicht nur, weil es zeitweise zu Engpässen bei Artikeln des täglichen Bedarfs kam, auch das Kaufverhalten der Konsumenten wandelt sich infolge der Pandemie und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise. Blue Yonder hat in einer Studie untersucht, wie sich das Kaufverhalten in den fünf europäischen Ländern Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien und Schweden gewandelt hat.
In Deutschland zeigt sich ein langfristiger Trend zu mehr Lebensmitteleinkauf im Internet. Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) gibt an, während der Krise mehr Lebensmittel online zu kaufen. 67 Prozent wollen das auch nach der Krise tun. Insgesamt sind seit Beginn der Krise die Ausgaben für Lebensmittel gestiegen. Mehr als 40 Prozent geben an, hierfür mehr auszugeben.
„Der Online-Lebensmittelhandel ist zunächst kein neues Phänomen, doch in anderen Ländern wesentlich weiter verbreitet als in Deutschland“, kommentiert Professor Michael Feindt, Chief Scientist bei Blue Yonder. „Wir sehen Corona-bedingt jedoch auch hierzulande einen Trend hin zum Lebensmittelkauf im Internet. Für die Supply Chains der Händler bedeutet das eine Umstellung. Sie müssen in der Lage sein, Bestellungen schnell auszuliefern. Außerdem muss die Ware frisch sein und die Kunden bereit sein, andere Preise als im Ladengeschäft zu akzeptieren. Wenn der deutsche Lebensmitteleinzelhandel im Online-Geschäft mit etablierten amerikanischen Anbietern mithalten will, wird das nur mit exakten Prognosen und sehr gut abgestimmten Preisen funktionieren. Dafür sind KI und Machine Learning essenziell.“
Dynamic Pricing und exakte Bedarfsprognosen sind essenziell im preissensiblen Umfeld
Trotz des Schwenks hin zu einem anderen Kanal für den Einkauf, bleiben sich die Deutschen in ihren Gepflogenheiten treu: Für 61 Prozent ist während der Krise der Preis weiterhin das wichtigste Kaufkriterium. Bei der Warenverfügbarkeit sieht es nicht anders aus. Diese geben 60 Prozent als entscheidendes Kaufkriterium an. Interessant: Vor der Krise waren es noch 69 Prozent, die den Preis als hauptausschlaggebend angaben. „Deutsche Verbraucher gelten gemeinhin als sehr preisbewusst. Betrachtet man dies im Lichte der aktuellen Wirtschaftskrise, ist es umso bemerkenswerter, dass der Preis nun eine weniger geringe Rolle spielt. Wir ermutigen Händler, sich gerade deshalb jetzt verstärkt mit Dynamic Pricing im Online-Geschäft zu befassen“, ergänzt Professor Feindt.
Präzise Prognosen als Herausforderung für Lebensmittelhändler
Für Lebensmittelhändler ergeben sich durch den Trend, klassische Supermarkteinkäufe online zu erledigen, neue Herausforderungen. Sie müssen nicht nur Zustelldienste etablieren, sondern auch prognostizieren, wie viel Ware sie online verkaufen können, die vorher klassisch im Supermarkt gekauft wurde. Sie müssen zudem sehr genau abschätzen können, wie viel Geld Verbraucher online für Lebensmittel ausgeben wollen. Die Käufergruppe, die Lebensmittel online einkauft, ist in der Regel bereits sehr online-affin. Sie sind dynamische Preise gewohnt und werden sie auch bei Lebensmitteln akzeptieren. Dynamic Pricing ist auch ein wichtiges Werkzeug, um zu verhindern, dass Frischware weggeworfen wird, bevor sie verkauft werden kann. Dies unterstreicht die Bedeutung von KI für den wirtschaftlichen Erfolg im Lebensmittelhandel – online wie offline.
Bislang wird der Online-Handel für Lebensmittel von wenigen Anbietern beherrscht, der wichtigste ist Amazon. Wenn deutsche Einzelhändler hier bestehen wollen, brauchen sie die richtige Technologie, vor allem künstliche Intelligenz, um vorherzusagen, welche Ware sie in welcher Zielgruppe zu welchem Preis und zu welchem Zeitpunkt am besten absetzen können.
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