Kühlung und Kauf leicht gemacht

Wie Smart Fridges die nächste Generation der Verkaufsautomaten einläuten

Eine Person entnimmt etwas aus einem Smart Fridge von Smoothr...
Quelle: Smoothr / Sterlix GmbH

Ob an Bahnhöfen, Flughäfen oder in Einkaufszentren - Verkaufsautomaten für Snacks, Getränke und kleinere Mahlzeiten findet man überall dort, wo es schnell gehen muss. Doch die Fehleranfälligkeit der Geräte kann hoch, die Wartung aufwändig und zeitintensiv sein. Wie oft bleiben Produkte im Automaten hängen, werden Geldscheine oder -münzen nicht angenommen, ist kein Wechselgeld vorhanden oder gleich der ganze Automat defekt?

Das Berliner Unternehmen Smoothr möchte, dass diese Fragen der Vergangenheit angehören und hat mit dem "Smoothr CoolR" einen intelligenten Verkaufsautomaten entwickelt, der die nächste Evolutionsstufe dieser Geräte einläuten soll. 

Smoothr,beziehungsweise die dahinter stehende Sterlix GmbH, ist Mitglied im Bundesverband Deutsche Startups e.V. und arbeitet seit 2016 an der Entwicklung von digitalen Bestellsystemen wie Terminals in Fast-Food-Restaurants, Self-Order-Tablets, AI Self-Checkouts oder verschiedenen Apps. Bereits mehrfach machte das Unternehmen von sich Reden, so zum Beispiel 2018 mit der Entwicklung einer App, die es Gästen in Restaurants ermöglichte, eine Bestellung aufgeben zu können, ohne auf das Servicepersonal warten zu müssen. Der Smoothr CoolR ist das neueste Projekt der Innovatoren.

„Trotzt massiver Fortschritte im Bereich Technik und Digitalisierung haben sich Verkaufsautomaten in den letzten Jahrzehnten kaum weiterentwickelt. Das wollten wir ändern – und haben die Customer Journey am Automaten komplett neu gedacht“, sagt Sead Berisha, CEO von Smoothr.

Erklärtes Ziel des Unternehmens: Für Kund*innen soll die Bedienung der neuen Automaten genauso bequem sein wie die des heimischen Kühlschranks. Gleichzeitig soll die bisher eher sperrige Handhabung solcher Geräte auch für Händler*innen einfacher werden.

Die konkreten Fakten klingen vielversprechend:

  • Verbesserte Customer Journey und Experience durch KI-basiertes Tracking der Produkte und eigens entwickelte One-Tap-Bezahlmöglichkeiten, welche die klassischen Auswahl- und Ausgabetechniken ersetzen.
  • Verbesserte und flexiblere Handhabung für Händler*innen durch weitestgehend automatisierte Befüllung, Abrechnung und Wartung der Geräte.
  • Preiswertere Produktion durch den Wegfall mechanischer Komponenten in den Geräten, dadurch günstigere Anschaffungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Automaten.

Der Kaufprozess ist denkbar einfach: Um die Tür des gekühlten Automaten zu entsperren, halten Kund*innen einfach eine EC-Karte, eine Kreditkarte oder ihr Smartphone mit entsprechender Mobile Wallet App wie Google Pay oder Apple Pay vor das Terminal. Die Tür wird entsperrt und das gewünschte Produkt kann entnommen werden. Die KI-basierte Kameraausstattung registriert dabei genau, welche Waren herausgeholt werden. Auch wer sich spontan umentscheidet, kann das problemlos tun. Denn wird ein Produkt kurz nach der Entnahme wieder zurück in den Kühlschrank gelegt, registrieren die Kameras dies ebenfalls. Erst wenn die Tür wieder geschlossen wird, gilt der Kauf als abgeschlossen und die Transaktion wird verbucht.

Unterstützt wird das Projekt von VR Payment, einem Spezialisten für bargeldloses Bezahlen und Entwickler innovativer Lösungen für Online- und Offline-Geschäfte.

„Mit der für den Smoothr CoolR entwickelten One-Tap-Payment-Lösung tritt der eigentliche Kaufabschluss komplett in den Hintergrund. Dabei zeigt sich die gestalterische Kraft modernen Payments: Es ermöglicht, altbekannte Prozesse komplett neu aufzusetzen und innovative Geschäftsideen zu realisieren“, so VR Payment CEO Carlos Gómez-Sáez.

Auch Händlern und Händlerinnen hilft die vollautomatisierte KI. Durch den Einsatz der Scannersoftware ist jederzeit ersichtlich, wie viele Produkte welcher Art sich im Kühlschrank befinden. Eine feste Sortierung und manuelle Zählung werden damit überflüssig. Ein paar Klicks genügen, um den Warenbestand abzufragen und zu verwalten. Dabei werden nicht nur Füllstände von der Software überwacht, sondern auch Ablaufdaten und Verkaufszahlen.

Eine Person entnimmt etwas aus einem Smart Fridge
Quelle: Livello

Auch andere Unternehmen haben den Markt der Verkaufsautomaten für sich entdeckt:

  • Livello (Düsseldorf) verfolgt mit dem Smart-Kiosk ein ähnliches Konzept wie Smoothr. Auch hier sind die Automaten für bargeldloses und kontaktloses Bezahlen entworfen und registrieren per Sensor-Fusion und Mikro-Kameras jedes entnommene Produkt. Bei Bedarf wird automatisch nachbestellt.
  • Foodji (München) legt Wert auf ein modernes Kühlsystem mit besonders frischer Ware. Die Automaten sind daher nicht, wie bei Smoothr oder Livello, wie ein Kühlschrank entworfen, sondern ähneln mehr den klassischen Verkaufsautomaten. Ein Blick auf die Ware ist hier nur per Bild auf einem großen Touchscreen möglich. Der Vorteil des geschlossenen Systems: Neben Snacks und Salaten bietet Foodji vollwertige Mittagessen an.

Außerhalb von Deutschland haben sich weitere Anbieter*innen mit modernen Automatensystemen beschäftigt:

  • Smart (Australien) bewirbt seinen „Grab & Go“-Automaten vor allem mit der gleichen Erleichterung für Händler*innen, die auch den Smoothr CoolR herausstellt. Der Prozess zur Nachbestellung ist ebenso automatisiert wie die Analyse der Verkaufszahlen. Eine Besonderheit des "Grab & Go": Durch interne Sensoren hört der Automat, wenn sich eine Person nähert. Erst dann wird das Licht eingeschaltet. Dadurch arbeitet das System besonders stromsparend.
  • Kerpak (Zypern) bewirbt seinen Automaten ebenfalls mit einer Erleichterung für Händler*innenund Kundschaft. Das erklärte Ziel: Nicht die Kund*innen zum Produkt bringen, sondern das Produkt zu den Kund*innen. Kerpak bietet dabei die Möglichkeit, die Kühlschränke dem farblichen Design des Händlers oder der Händlerin anzupassen und mittels Kerpak Connect in Echtzeit Daten über die Auslastung und Performance des Automaten zu erhalten.

Bei all den unterschiedlichen Systemen und Ansätzen tauchen drei Punkte immer wieder auf: Die möglichst einfache Bedienung für den Kunden, z.B. durch kontaktloses und bargeldloses Bezahlen, die vereinfachte Wartung für Händler*innen, z.B. durch automatisierte Bestell- und Nachfüllsysteme, und die stets aktuelle Überwachung und Analyse der Verkaufsvorgänge und Produkte am PC oder Smartphone. Für welchen Automaten sich Händler*innen also auch entscheiden mögen, diese Punkte sollten sie dabei stets im Hinterkopf haben.

Autor: Matthias Groß

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