Visual Search – Produktsuche mit Bildern

Nicht nur das Ergebnis, auch die User Experience ist entscheidend

Im Onlinehandel ist eine gut ausgebaute und angenehm zu bedienende Artikelsuche essentiell für Kund*innen. Für viel Komfort und optimale Ergebnisse gehört dazu inzwischen auch die visuelle Suche (englisch: Visual Search) nach Produkten. Das bedeutet, dass User anhand von Bildern von Kleidungsstücken beispielsweise nach ähnlichen Artikeln suchen können.

Auf diese Funktion hin habe ich vier Apps von folgenden Modeanbietern getestet:

  • europäisches Bekleidungsunternehmen C&A
  • deutscher Mode-Versandhandel Bonprix
  • schwedisches Textilhandels­unternehmen H&M
  • britischer Mode-Versandhandel ASOS

In all diesen Apps können Nutzer*innen in der Suchfunktion sowohl Bilder aus dem Speicher des Geräts hochladen als auch selbst mit der Kamera Aufnahmen machen, um nach ähnlichen Produkten zu suchen.

Zwei Oberteile im Kamerabild eines Smartphones
Quelle: Asos, Screenshot iXtenso / Pott

Wie komfortabel und zuverlässig funktioniert diese Art der Produktsuche bei den vier Anbietern? Hier meine Ergebnisse:

Wie gut kann die KI „sehen“?

Ob die Bilder vertikal oder horizontal aufgenommen werden, ist nicht ausschlaggebend, die künstliche Intelligenz erkennt die Art des Kleidungsstücks. Bei der H&M-App ist mir lediglich aufgefallen, dass in den Ergebnissen bei der horizontalen Aufnahme mehr Röcke, Hosen und Kleider vorgeschlagen wurden statt nur Blusen oder Oberteile.

Auch mit unvollständigen Aufnahmen können die Apps ziemlich gut umgehen. Die Apps von H&M und Bonprix schlugen bei einer Teilaufnahme der Bluse ebenfalls Blusen vor, während die App von C&A zwar das Muster aufnahm, aber neben Oberteilen auch andere Kleidungsstücke vorschlug, (was ja nicht verkehrt sein muss).

Ein dunkles Oberteil im Kamerabild eines Smartphones...
Quelle: Bonprix, Screenshot iXtenso / Pott

Ich testete noch eine weitere Herausforderung für die Apps: Welche Ergebnisse liefern sie, wenn nicht nur ein Kleidungsstück auf dem Bild zu sehen ist, (was bei Aufnahmen an einem Kleiderständer oder auf einem nicht eigens für die Suche aufgenommenen Foto ja durchaus vorkommen kann).

Hängen die beiden Kleidungsstücke nebeneinander, lieferte mir die C&A-App kein Ergebnis.

Die Bonprix-App erkannte beide Kleidungsstücke – sogar wenn sie zum Teil übereinander hingen – und gab mir untereinander zwei einzelne Ergebnislisten aus, die gut zu den beiden Produkten passten.

Die ASOS-App fokussierte sich automatisch auf eines der beiden Kleidungsstücke und gab mir nur für die dunkle Bluse Ergebnisse aus.

Eine Auswahl von Kleidungsstücken in einer App
Quelle: Bonprix, Screenshot iXtenso / Pott

Zuschneideoption

Wenn mehrere Kleidungsstücke auf einem Bild zu sehen sind, aber nur eines für die Suche relevant sein soll, sind Funktionen sehr praktisch, mit denen man auf einem Gesamtbild einen Fokus setzen kann.

Dafür bieten H&M und ASOS in ihren Apps jeweils die Option an, das Bild zuzuschneiden. So kann man eines aus mehreren abgebildeten Kleidungsstücken auswählen oder bei einem Artikel nur auf das Stoffmuster oder die Farbe abzielen.

Filter- und Sortierfunktion

Wenn ich schließlich eine Ergebnisliste erhalte, die bei ASOS beispielsweise oft über 400 Vorschläge ausgab, sind für Nutzer*innen – wie in Onlineshops auf Webseiten – Sortier- und Filteroptionen extrem nützlich. Auch hier stachen die Apps von H&M und ASOS positiv hervor. Beide boten Features, um die Ergebnisse nach verschiedenen Kriterien zu sortieren oder zu filtern.

Die Filterfunktion einer Shopping-App für Kleidung...
Quelle: H&M, Screenshot iXtenso / Pott

User Experience

Schließlich ist nicht nur die Vielzahl und Qualität der Ergebnisse für ein komfortables Shoppingerlebnis entscheidend, sondern auch, wie angenehm und intuitiv die Benutzung der App für User ist.

Der Einstieg in Hinblick auf die visuelle Suche ist bei allen vier Apps gut: Die Suchfunktion ist auf den ersten Blick zu erkennen und die Funktionsweise der Kamera- und Fotosuche einfach gestaltet und intuitiv zu bedienen.

Die Apps von H&M und C&A geben zusätzlich Tipps, auf was Kund*innen bei der Aufnahme der Bilder achten sollten, um möglichst gute Ergebnisse zu erzielen.

Auch die Bedienung von Funktionen wie der Zuschneideoption ist wichtig. Hier tat ich mich bei der H&M-App schwer: Erst erkannte ich nicht, dass ich den Zuschnitt an den Ecken des Rasters verändern konnte, dann fiel mir die genaue Aussteuerung des Ausschnitts deutlich schwerer als bei der ASOS-App.

Für Konsument*innen bieten Visual Search-Funktionen im Alltag eine komfortable Suchmöglichkeit. Diese Möglichkeiten sollten Händler*innen für ihr eigenes Angebot im Auge behalten.

Autorin: Julia Pott

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