Für weniger Müll - unverpackt Einkaufen
DBU-Projekt entwickelt Standards zur Abfallvermeidung
Bei einem gewöhnlichen Einkauf kommt oft viel Müll in Form von Verpackungen zusammen. Eine Alternative sind Unverpackt-Läden. Den Betreibern fehlen bislang aber standardisierte Lösungen zum Beispiel für Transport oder Marketing ihrer Produkte. Ein Projekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) will Abhilfe schaffen und den Verpackungsmüll durch branchenweite Standards systematisch reduzieren. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Vorhaben fachlich und finanziell mit rund 291.000 Euro.
Nudeln in Plastikverpackungen, eingeschweißtes Obst und Gemüse, aufwendige Umverpackungen für Süßwaren und Getränke in Einwegplastikflaschen: Deutschland hat ein stetig wachsendes Müllproblem. Lag die Menge an Verpackungsmüll vor 20 Jahren noch bei rund 15 Millionen Tonnen, waren es 2018 bereits 18,6 Millionen Tonnen. "Besonders die Kunststoffabfälle sind für eine Vielzahl von Umweltproblemen verantwortlich", sagt Dr. Susanne Wiese-Willmaring, DBU-Referatsleiterin für Lebensmittel. Nach Informationen des Umweltbundesamtes landen jährlich weltweit bis zu zehn Millionen Tonnen Abfall im Meer. Viele Tiere hielten die Teilchen für Nahrung und würden sie fressen, ohne die Partikel verdauen zu können. Sie verhungerten mit vollem Magen. Für andere Tiere wiederum würden die Plastikteile zur tödlichen Falle, weil sie sich in ihnen verfangen und ertrinken können.
Weniger Müll beim Einkauf
Eine Möglichkeit, weniger Verpackungsmüll zu erzeugen, ist laut Wiese-Willmaring der Einkauf in Unverpackt-Läden: Kundinnen und Kunden füllen sich die benötigten Mengen von Nudeln, Kaffee, Reinigungsmitteln und Co. in Gefäße ab oder nehmen die Ware lose mit. Auch Mehrwegsysteme sind eine Option. "Unverpackt-Läden nutzen bereits heute Großverpackungen und sparen so Material ein", sagt Projektleiter Prof. Dr. Jens Pape von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Allerdings seien an Verpackungen verschiedene Funktionen geknüpft. "Sie sichern zum Beispiel die Hygiene, erfüllen Kennzeichnungsvorschriften zu Haltbarkeit, Lagerung, Inhaltsstoffen und Allergenen oder werden zu Marketingzwecken bedruckt und beklebt. Der Unverpackt-Handel muss hierfür also Alternativen entwickeln", so Pape.
Neue Standards für Unverpackt-Läden
Die Forscher der HNEE und ihre Praxispartner sehen vor allem zwei Herausforderungen: zum einen die verpackungsarme Beschaffung, zum anderen die rechtlichen Rahmenbedingungen. "Logistik und Zulieferer sind noch nicht an den verpackungsfreien Einkauf angepasst", sagt Pape. "Wir brauchen effiziente und praxistaugliche Lösungen für Transportverpackungen, den Einsatz von nachhaltigen Verpackungsmaterialien und Mehrwegsysteme." Ein sensibler Aspekt ist Pape zufolge der vorgegebene Rechtsrahmen, insbesondere das Hygiene- und Schädlingsmanagement. Hierfür gibt es bislang kein einheitliches Vorgehen, jeder Laden entwickelt individuelle Lösungen. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von branchenweiten Standards, um so das Unverpackt-Konzept künftig effizienter, nachhaltiger und professioneller zu gestalten. So kann "unverpackt" auch für den klassischen Lebensmittelhandel interessanter werden.
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