Interview • 30.08.2021

Form, Farbe und Design in der Social-Media-Kommunikation

Die meist unterschätzten Zutaten für mehr Reichweite

Der Auftritt auf Instagram, Facebook, TikTok und Co. ist für einen Großteil der Unternehmen heutzutage obligatorisch – soziale Online-Netzwerke stellen sich für Händler als wertvolle Kommunikationsinstrumente heraus. Bei der Gestaltung ihres Contents sollten sie jedoch einige Punkt beachten. Wir haben den Design-Experten Louis Victor dazu befragt, wie Händler das Design ihres Online-Auftritts optimieren können, um ihre Reichweite zu steigern und das Image der Marke zu festigen. 

Mann mit Brille lächelt in die Kamera
Louis Victor
Quelle: Louis Victor

Herr Victor, welche Bedeutung haben Form, Farbe und Design für einen Social-Media-Account?

Louis Victor: Der Mensch agiert nicht nur aus dem Verstand heraus, sondern lässt sich von Bildern unterbewusst emotional beeinflussen. So nimmt er Farben, Formen und Beziehungen in Bildern auf einer Ebene wahr, die Worte nicht erreichen können. 

Der Eisberg-Theorie zufolge treffen Kunden ihre Entscheidungen zu rund 85 Prozent emotional und nicht rational. Händler sollten sich demnach trauen, bestimmte Farben, Anordnungen oder Symbole in ihre Kommunikation zu integrieren – sie erzeugen einen Wiedererkennungswert, der in den Köpfen der Kunden verankert bleibt.

Das gilt auch in den sozialen Netzwerken: Designs, Farben und Formen sprechen die menschlichen Emotionen an. Jedoch herrscht auf Social Media ein großer inhaltlicher Konkurrenzdruck. Nur wer sich traut, mit seinem Content herauszustechen, wird langfristig von den Nutzern wahrgenommen. 

Instagram-Profil in einheitlichen Farben
Beispiel eines einheitlichen Farbkonzept auf einem Instagram-Profil
Quelle: Screenshot Louis Victor

Wie können Onlinehändler ein strategisches Design ihrer Social-Media-Kanäle dafür einsetzen, um Reichweite und die Engagement-Rate zu steigern?

Wie die Inhalte und das Social-Media-Profil eines Unternehmens aussehen sollen, orientiert sich optimalerweise an der Zielgruppe. Deshalb ist es wichtig, dass Händler sich auf ihre Kunden einstellen. Dazu sollten sie Personas erarbeiten und grundlegende Fragen beantworten: Wie können Probleme der Zielgruppen eingeordnet werden? Haben die Nutzer eine Kaufintention oder möchten sie einfach nur unterhalten werden? Legen die Kunden Wert darauf, auch zwischendurch etwas Neues zu lernen und wichtigen Input zu erhalten?

Designtechnisch ist es wichtig zu wissen, welche Farben und Formen die Zielgruppe liebt. Wirklich gutes Design sollte die Endkunden immer begeistern und vor allem inspirieren. Design fordert Interaktion und Handlung – eine der Grundlagen für den Erfolg.

Gibt es weitere Aspekte, die Händler im Zusammenspiel mit ihrem Design bei ihren Social-Media-Auftritten beachten sollten?

Onlinehändler sollten ihrer Zielgruppe auf Social Media einen Mehrwert bieten. Hier wird im Grunde nichts verkauft, sondern unterhalten, informiert und neue Interessenten gewonnen. Händler müssen sich also darauf fokussieren, Probleme der Kunden zu lösen. 

Ein Anbieter von Gewächshäusern beispielsweise könnte eine einfache und lustige Aufbauanleitung in Video-Format auf YouTube zur Verfügung stellen. Das hilft den Kunden, das Produkt besser zu verstehen und sorgt für Vertrauen zwischen Anbieter und Käufer. Außerdem ist es so leicht möglich, die Retouren-Quote zu senken. Auch die Antwort typischer Käuferfragen in Form der Rubrik „FAQ“ wissen die meisten Besucher sehr zu schätzen.

buntes Instagram-Profil
Instagram-Profil in buntem Design
Quelle: Screenshot Louis Victor

Wie wichtig ist dabei ein einheitliches Design über Kanäle wie Social Media, Website, Onlineshop und Newsletter hinweg?

Die Farbwahl sollte auf das jeweilige Medium und die Zielgruppe abgestimmt sein, ohne dass es zu „künstlich“ wirkt. Internetnutzer schätzen Zuverlässigkeit und Orientierung. Händler sollten also auch mit ihrem Design Werte vermitteln, hinter denen sie stehen – beispielsweise Vertrauen, Komfort, Kompetenz oder Pünktlichkeit. Viele Unternehmen legen ein Corporate Design fest, an dem sie sich auf Dauer und über jedes Medium hinweg orientieren. Das erzeugt einen Wiedererkennungseffekt, der Kunden an die Marke bindet.

Sollten Händler beim Firmen-Branding ihr Logo und „ihre Farben“ einsetzen?

Der Schlüssel zum Erfolg ist die Unternehmenskommunikation. Diese schließt sowohl Produkte und Dienstleistungen als auch Beiträge in den sozialen Netzwerken ein. Händler sollten immer beachten, welche Auswirkungen ihr Auftritt haben kann – von Werbekampagnen und Postings bis hin zur Kleidung der Angestellten und dem Firmengebäude. Die Eintrittskarte zum erfolgreichen Auftritt im Netz ist Authentizität. Grundsätzlich empfiehlt es sich, das Logo und Branding für die sozialen Netzwerke von einer Agentur anpassen zu lassen.

Instagram-Profil in Braun- und Schlammtönen
Instagram-Profil in einheitlicher Farbgestaltung
Quelle: Screenshot Louis Victor

Welche Fehler sollten Händler bei ihrem Social-Media-Auftritt vermeiden?

Zu den häufigsten Fehlern zählt ein unstimmiges Farbkonzept. Das wirkt vor allem auf Instagram sehr unprofessionell. Auch wenn Farben, Formen und Gestaltung nicht zum Content passen, verliert man schnell die Aufmerksamkeit der Nutzer. 

Ein weiterer Fehler besteht darin, dass Händler den Bereich Social Media an Laien wie Praktikanten, unerfahrene Mitarbeiter oder Auszubildende auslagern. Die Onlinepräsenz ist elementar wichtig. Sie formt das Unternehmensbild nach innen und außen – hier ist Professionalität und Expertise gefragt.

Was sind Ihre Geheimtipps für die Gestaltung von Social-Media-Postings?

Meine Empfehlung an Händler lautet: Trauen Sie sich, anders als alle anderen zu sein. Bleiben Sie Ihren Werten im Unternehmen treu, aber seien Sie auch ein wenig verrückt. 

Zudem sollten das „Warum“ im Unternehmen stets geklärt werden. Zeigen Sie Nutzern in einfachen Bildern, Farben, Formen und Worten auf, warum Sie was tun. So sind Ihre Aktionen nachvollziehbar – das sorgt für Reichweite und Sympathie. Zeigen Sie sich von einer menschlichen Seite. Sprechen Sie das imaginäre Selbstbild der Zielgruppe an und berücksichtigen Sie schlussendlich, welchen Mehrwert der User daraus zieht, wenn er Ihnen folgt.

Interview: Elisa Wendorf

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