Portrait • 22.07.2015

Visionäre Idee mit langem Akku

7mobile erfindet den Handy-Shop und sich immer wieder neu

„Man muss eben immer wieder dazu lernen und sich hinterfragen, so beschreibt...
„Man muss eben immer wieder dazu lernen und sich hinterfragen", so beschreibt Thorsten Piontek die ersten Erfahrungen mit dem Onlineshop.
Quelle: 7mobile
Vor dreizehn Jahren war 7mobile.de Deutschlands erster unabhängiger Onlineshop für Handys und Verträge und ein new economy Startup mit beeindruckenden Wachstumszahlen von 3.000 %.

Mit 800.000 Kunden und 5 Millionen verkauften Handys zählt das Unternehmen heute zu den Marktführern, die die Preise im Wettbewerb beständig nach unten drücken. Gründer Thorsten Piontek, der stets auf Investoren verzichtete und nur aus dem Cashflow wachsen wollte, hält sich dabei stets im Hintergrund und gehört zu den leisen Entscheidern der Hansestadt. Der 37-Jährige über die Jahre nach dem Hype, warum er in den Hochphasen nicht verkaufte, die Mobilfunkbranche von morgen und Nachwuchsprobleme.

Klein angefangen, schnell gewachsen

1997 bezahlten wir in D-Mark und das Internet war ein Zukunftstrend mit vielen Fragezeichen. Handys sahen aus wie sperrige Festnetzhörer mit Briefmarkendisplay und kaum jemand besaß eines. Thorsten Piontek schon. Der technikbegeisterte Student hatte sich ein Ericsson GA318 Mobiltelefon angeschafft und studierte Jura in Saarbrücken. Nebenbei verkaufte das geschäftstüchtige Allroundtalent Computer an französische Unternehmen, denn dort waren PCs damals viel teurer als diesseits der Grenze. Nachts baut Piontek  Websites für Unternehmen und mietet Domains an.

Doch mit dem taubenblauen Plastikkubus, der aufgrund seiner Dicke von über 3 cm und des recht hohen Gewichts noch nicht in der Hosentasche, sondern nur in der dazugehöriger Gürteltasche transportiert werden kann, findet eine neue Leidenschaft Zutritt in den Unternehmergeist Pionteks. „Ich wusste gleich: Das braucht jeder und früher oder später wird jeder eines haben wollen.“ Er erkennt die neue Zeit und beginnt einen regen Handel mit Mobiltelefonen, die er in einem Großhandel beschafft. Die Modelle Nokia 3110 und Siemens S10 können nur eines: Telefonieren, maximal 100 Nummern speichern. Aber 1997 ist das der Renner. Pro Vertrag macht der Student, obwohl er die Einzelhandelspreise weit unterbietet, bis zu 200 Mark Gewinn. Erst verkauft er an Freunde und Bekannte, dann an deren Bekannte und so weiter. Viral, würde man heute sagen. Schon nach zwei Wochen blüht der Handel. „Ich verkaufte schnell drei bis fünf Handys am Tag, also mehr als 100 im Monat. Das lohnte sich! Und von den Gewinnspannen kann man heute nur träumen.“

Erster Onlineshop mit Handy- und Tarifvergleich

Piontek professionalisiert sein lukratives Hobby im Handumdrehen „Ich hatte einen Onlineshop für PCs und Notebooks und wollte langfristig einen Delikatessenhandel daraus machen. Doch der Erfolg der Handys ließ mich umdenken.“ 2001 zog Piontek nach Hamburg und legte los, 7mobile war geboren. Gemeinsam mit einem befreundeten Arbeitskollegen, den er bei einem studentischen Nebenjob in einer Saarbrücker Direktversicherung kennengelernt hatte, launchte er 2002 Deutschlands ersten Onlineshop, über welchen sich Kunden die Handys und die dazugehörigen Verträge selbst zusammenstellen konnten. Firmensitz ist Pionteks 37qm kleine Wohnung in der Grindelallee. Er schläft zwischen Handykartons und bringt die Bestellungen mit dem Fahrrad zur Post. Die Mittel für seine Geschäftsidee kommen zunächst aus Nebenjobs. Piontek arbeitet bei einem SAP-Dienstleister im Prozessmanagement und vermakelt Gewerbeimmobilien. Zusätzlich zieht er sich das nötige Wissen für sein Startup durch Jobs bei einer Agentur für Onlinemarketing. „Das war eine arbeitsintensive und aufregende Zeit. Ich wollte so viel wie möglich lernen und maximale Erfahrungen sammeln.“ Auch um Investoren kam Piontek so stets herum. „Wir sind immer aus eigener Kraft und dem Cashflow gewachsen. Darauf bin ich stolz und so soll es bleiben“, sagt Piontek.

Vom Internet in den stationären Handel

Der Fleiß zahlt sich schnell aus: Im März 2003 hat 7mobile schon zehn Mitarbeiter und bezieht das erste Büro in einem Hinterhof in der Müggenkampstraße. Auch eine Logistikfläche kommt dazu, dann ein Shop und ein Callcenter – alles in der Nachbarschaft. 2004 hat 7mobile dann bereits ein komplettes Bürogebäude besetzt mit 35 Mitarbeitern auf drei Etagen und ca. 150 Quadratmetern. Das Unternehmen verzeichnet Wachstumsraten im guten zweistelligen Bereich jährlich. Durch die konsequente Integration der Original-Netzbetreiber T-Mobile (heute Telekom), Vodafone, E-Plus und o2 wurde hier der Grundstein für spätere erfolgreiche Partnerschaften gelegt.

Hauptaugenmerk für die Auswahl und Konzentration auf die Netzbetreiber waren zum einen die Tarife, zum anderen aber auch das positive Image beim Endkunden. So war es Herrn Piontek wichtig, dass die Kunden durch den Netzbetreiber einen guten Service nach dem Kauf erhalten. Erst später wurde das Angebot um Tarife der Service-Provider wie Telco, Debitel und The Phone House erweitert. Somit gab es eine noch größere Auswahl an unterschiedlichen Tarifen zu den Handys und Smartphones. Hauptaugenmerk war es dann, dem Kunden den für ihn passenden Tarif anzeigen zu lassen, um ihm einen Ausweg aus dem Tarifdschungel zeigen zu können.

Für die zweite Jahreshälfte 2015 ist ein Relaunch des Webshops geplant,...
Für die zweite Jahreshälfte 2015 ist ein Relaunch des Webshops geplant, außerdem will Piontek auch in diesem Jahr weiter wachsen.
Quelle: 7mobile
Doch auch das 7mobile Team erlebt Stolpersteine und Wachstums-Hemmer: „Zu Beginn hatten wir Probleme damit, die Kombinationsmöglichkeiten der Handys und Verträge sowie die unterschiedlichen Preise verständlich aufzubereiten und in einem Shopsystem sichtbar zu machen. Der finale Paket-Preis erschien immer erst im Warenkorb – und das war für den Kunden zu spät, um vergleichen zu können“, erinnert sich Piontek. „Man muss eben immer wieder dazu lernen und sich hinterfragen. Ich kann alles umwerfen und neu beginnen, wenn es der Sache nützt. Ich hänge nicht an Strukturen.“

Bereits 2007 hatte 7mobile die Flächen in Eimsbüttel aufgegeben und alle Sparten in Bahrenfeld zusammengeführt. Doch auch aus diesen Räumlichkeiten wuchs das Unternehmen schnell wieder heraus. Heute sitzen die Mitarbeiter inklusive dem Ableger 24mobile und den technischen Abteilungen am Rothenbaum. Die Logistik ist outgesourct im günstig gelegenen Leipzig, damit Pakete deutschlandweit am nächsten Tag ausgeliefert werden können.

Jahre im Umbruch

2008 trennten Piontek und sein Geschäftspartner. „Viele Gründer kennen das: Erst geht es ab, dann muss man den Pegel halten, tragfähige Strukturen schaffen und ein leistungsfähiges Team aufbauen“, so Piontek, der mit dem Unternehmen auch privat zur Ruhe kam und als mittlerweile zweifach-Papa 2009 ein Haus in Hamburg-Alsterdorf baute.

7mobile bildet aus und beschäftigt stets mehrere Werkstudenten im Dualen Studium, unter anderem im Bereich e-commerce an der FH Wedel oder in Kooperation mit der Hamburg School of Business Administration. Gleichsam vom Know-How junger und überaus technikaffiner Mitarbeiter profitiert 7mobile bei seinem eigenen, bereits etabliertem Handy News Magazin, in dem ein agiles Team aus mehreren jungen Redakteuren regelmäßig Neuerscheinungen, Gerüchte und spannende News rund um das Thema Mobilfunk mit eigenrecherchierten Berichten, Diskussionen, Gerätetests und Videos begleiten. Leser des Magazins und die 7mobile Facebook-Community können zu den interessanten Berichten fleißig kommentieren und eigene Erfahrungen mit einbringen.

Für die zweite Jahreshälfte 2015 ist ein Relaunch des Webshops geplant, außerdem will Piontek auch in diesem Jahr weiter wachsen und es wird wie immer laufend nach motivierten neuen Mitarbeitern mit innovativen Ideen gesucht. Pionteks Handy-Manie hat ihn über die Jahre von den großen Marken absehen lassen. Piontek besitzt inzwischen ein chinesisches Huawei Ascend Mate 7. „Die asiatischen Alternativen werden oft unterschätzt und sind viel günstiger“. Ein Festnetz hat Piontek seit vielen Jahren nicht mehr. „Wenn mir Menschen sagen, ich habe mich nicht getraut, dich auf dem Handy zu stören, dann sage ich: Dann werden wir nie sprechen.“

Quelle: 7mobile

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