Interview • 12.02.2020

Effektiv und selbstbestimmt

Gegenwart und Zukunft des Self-Checkout

Personal bestmöglich einsetzen, Kosten senken und dem Kunden bis zur letzten Minute ein reibungsloses Einkaufserlebnis ermöglichen – das möchte jeder Händler bieten. Für Thomas Dibbern, CEO der ALMEX GmbH, liegt die Lösung für diese Anforderungen auf der Hand und lautet „Self-Checkout.“ Wir sprachen mit ihm über Kundenwünsche, Möglichkeiten der Technik und die Zukunft des Handels.

Herr Dibbern, welche Entwicklungen beobachten Sie aktuell im Bereich Checkout?

Thomas Dibbern: Im stationären Handel hat sich der Checkout in den vergangenen Jahrzehnten und seit Einführung des Barcode-Scanning an der Kasse kaum gewandelt. Es sind lediglich neue Zahlmöglichkeiten hinzugekommen sowie Lesegeräte für Loyalty-Programme. In den kommenden Jahren erwarten wir jedoch einen starken Wandel durch neue Digitalisierungstechnologien und eine wachsende Bedeutung des Self-Service der Kunden.

Kassensystem
Self-Checkout Kassensystem
Quelle: FORMAT-Tresorbau Gmbh & Co. KG

Warum, glauben Sie, wird Self-Checkout immer beliebter?

Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:  Zum einem besteht grundsätzlich ein immenser Kostendruck im Handel, der die Realisierung von Einsparpotential erfordert. Zum anderen wünscht sich ein Teil der Bevölkerung eine höhere Effizienz und „Selbstbestimmung.“ Der Wunsch, den Checkout-Vorgang zu beschleunigen, aktiv zu sein, anstatt in der Schlange vor der Kasse zu warten, wird unter anderem auch getrieben durch die Erfahrungen, die die Kunden im Onlinehandel machen.

Auch der demographische Wandel führt dazu, dass Self-Checkout immer beliebter wird. Die begrenzt verfügbaren Arbeitskräfte müssen bestmöglich eingesetzt werden und der bestmögliche Einsatz liegt in der Beratung des Kunden und weniger im Kassenbereich, wo sie erst zu einem Zeitpunkt mit dem Kunden in Berührung kommen, an dem die Kaufentscheidung bereits gefällt wurde.

Zu guter Letzt sind es aber auch die neuen Digitalisierungstechnologien, die dazu beitragen werden, die Akzeptanz von Self-Checkout-Lösungen beim Kunden zu erhöhen: Wenn zum Beispiel Obst und Gemüse durch visuelle Objekterkennung automatisch registriert wird oder verpackte Waren nicht mehr über den EAN Code eingescannt werden muss, dann wird Self-Checkout zum Erlebnis.

Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da? Gibt es Vorreiter?

Self-Checkout-Lösungen haben in den vergangenen Jahren in Deutschland eher ein Schattendasein geführt. In England, der Schweiz oder in den skandinavischen Ländern sind sie viel verbreiteter als in Deutschland. Das liegt unter anderem auch daran, dass in diesen Ländern durch die stärkere Nutzung von bargeldlosen Zahlungsmitteln Self-Checkout weniger komplex und damit auch kostengünstiger ist als in Deutschland, wo das Bargeld im stationären Handel immer noch eine sehr große Rolle spielt.

Welche Lösungen bietet Almex  in diesem Bereich?

In den vergangenen 18 Monaten haben wir eine Reihe von Lösungen erarbeitet, die den unterschiedlichen Einsatzszenarien im Handel Rechnung tragen. Zum einen haben wir ein großformatiges Self-Checkout-Terminal entwickelt, das für den Einsatz im Lebensmitteleinzelhandel eines Vollsortimenters optimiert ist. Für umfangreiche Einkäufe braucht es ganz einfach auch den Platz, die Waren auf einer Kontrollwaage ablegen zu können.

Zum anderen haben wir kleinere Terminals entwickelt, die es ermöglichen, einen traditionellen Checkout durch vier Self-Checkout-Terminals zu ersetzen. Zusätzlich haben wir ein sogenanntes hybrides SCO-Terminal im Angebot: Hier kann das Terminal zu Peak-Zeiten entweder als bediente Kasse genutzt werden oder aber durch einen einfachen, schnellen Handgriff in eine Selbstbedienungskasse verwandelt werden.

Man mit roten Haaren
Thomas Dibbern
Quelle: Thomas Dibbern

Aus der Sicht eines Kunden: Wo wünschen Sie sich noch Verbesserungen in der Kassenlandschaft?

Der Wunsch nach hoher Effizienz und Selbstbestimmung treiben mich persönlich als Kunde an. Diese Voraussetzungen sehe ich heute vor allem im Onlinehandel erfüllt. Gleichzeitig bin ich ein bekennender Fan des stationären Handels: Die Beratung, das Ausprobieren und Anfassen von Waren und das Einkaufserlebnis an sich sind mir wichtig. Wenn also die Schattenseiten des stationären Handels – unter anderem der Zeitverlust und die „Untätigkeit“ beim Checkout, die ja auch regelmäßig dazu führen, dass Kaufentscheidungen rückgängig gemacht werden – angegangen werden, – dann ist ein großer Schritt zur Verbesserung der Kassenlandschaft und des stationären Handels getan.

Geben Sie uns eine kleine Preview: Was präsentieren Sie auf der EuroShop 2020? 

Unser Messeauftritt steht unter dem Motto „Security and Efficiency for your Digital Future“. Wir präsentieren verschiedene modular aufgebaute Self-Checkout-Terminals. Diese stehen grundsätzlich sowohl als bargeldlose Variante als auch mit verschiedenen Cash-Recycler-Lösungen zur Verfügung. Ein Alleinstellungsmerkmals ist die Ergonomie unserer Terminals, die unter anderem die ADA-Anforderungen des US-amerikanischen Marktes für Barrierefreiheit erfüllen.

Wir präsentieren auch unsere Lösungen für Objekt-sowie die Alterserkennung an der Selbstbedienungskasse. Unser Ziel ist es unter anderem, die Anzahl der notwendigen Interventionen durch das Personal im Self-Checkout-Prozess deutlich zu reduzieren. Dieses Ziel erreichen wir, indem die notwendige Altersüberprüfung beim Kauf von Tabakwaren und Alkohol teilautomatisiert wird.

Zudem zeigen wir auf der EuroShop hochmoderne Lösungen zur softwareseitigen Systemintegration und auch unsere full-touch Android MDE Geräte, die für die Kundenberatung im Handel in Zukunft eine wesentliche Rolle übernehmen werden, dürfen nicht fehlen.

Ein Blick in die Zukunft: Wie kaufen wir in 20 Jahren ein?

Es wird eine nachhaltige Co-Existenz des stationären und des Onlinehandels geben: Im stationären Handel werden Digitalisierungstechnologien flächendeckend verbreitet sein. Mit einem Anstieg des bargeldlosen Bezahlens und mit den Fortschritten in der Bildverarbeitung wird der Self-Checkout an Komfort gewinnen und zum Standard werden Die Konzepte „No Checkout“ oder „Seamless Checkout“ wie bei Amazon Go werden dadurch überflüssig.

Interview: Sonja Koller

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