Im großen Innovationswettbewerb „Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie hat die Universität Bremen hervorragend abgeschnitten. Das Bremer Projekt „Knowledge4Retail“ (K4R), an dem das Institut für Künstliche Intelligenz (IAI) führend beteiligt ist, wird mit 13 Millionen Euro gefördert. Mehr als 1,5 Millionen davon gehen an das IAI. Ziel: Die KI mit den damit verbundenen Chancen in den Einzelhandel zu bringen.
„Ab 1. Januar 2020 werden hier 13 Partner aus der Wirtschaft und Wissenschaft der Hansestadt zusammenarbeiten, um eine Plattform für den Einsatz Künstlicher Intelligenz im Einzelhandel zu schaffen“, freut sich Professor Michael Beetz, Direktor des Instituts für Künstliche Intelligenz (IAI) der Universität Bremen.
KI im Handel: Mehr Wissen, mehr Service
„Mit dem Projekt ‚Knowledge4Retail‘ – kurz: K4R – wollen wir neue Möglichkeiten zur besseren Verbindung von Online- und stationärem Handel schaffen“, erläutert Michael Beetz. „Das im Laden verfügbare Angebot soll mittels ‚Digitaler Zwillinge‘ auch im Internet zugänglich gemacht werden. Dazu brauchen wir beispielsweise intelligente Serviceroboter, die die jeweils in einem bestimmten Shop verfügbare Ware automatisch erfassen.“
Das Anwendungsszenario: Filialleiter/innen und Mitarbeiter/innen wissen stets – ob über PC oder mobile Geräte – wo sich welche Produkte in welcher Menge befinden. Roboter erfassen diese Informationen und füllen Ware nach oder bringen verstreute Gegenstände wieder an ihren Platz. Verkaufsmanager können je nach Standort oder Kundenstruktur ihre Filialen unterschiedlich ausgestalten und bestücken. „Es gibt ungeheuer viele denkbare Einsatzmöglichkeiten von KI im Handel“, sagt Professor Beetz, der einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz ist. „Die Aufgabe ist nun, die besten und sinnvollsten zu entwickeln und auszugestalten.“ Der Einsatz von künstlicher Intelligenz im Einzelhandel könne diesem auch helfen, durch bessere Service- und Beratungsangebote verlorenes Terrain gegenüber dem Onlinehandel zurückzugewinnen.
Roboter lernfähig machen
Die analoge mit der digitalen Welt zu verbinden und Roboter mit Hilfe von KI in den Alltag der Menschen zu bringen, ist das Ziel der Forschungen im Institut für Künstliche Intelligenz. „Wir versuchen seit einigen Jahren, Roboter lernfähig zu machen. Früher mussten bestimmte Handlungen aufwändig Schritt für Schritt und unter Berücksichtigung aller Eventualitäten programmiert werden. Wir wollen, dass die Roboter voneinander lernen“, erläutert Michael Beetz. Er ist auch Sprecher des Sonderforschungsbereiches EASE („Everyday Activity Science and Engineering“) der Universität Bremen, der an der offenen Wissensdatenbank openEASE arbeitet.
„Mit openEASE stellen wir der Forschung und Entwicklung einen webbasierten Wissensdienst bereit, der mit weltweit anfallenden Roboter- und Aktivitätsdaten gefüttert werden kann. So entsteht eine Art ‚wikiHow‘ mit Anleitungen, wie bestimmte Tätigkeiten durch Roboter übernommen werden können“, so Beetz. Der Gedanke dahinter: Wenn ein Roboter eine Tätigkeit – zum Beispiel das Bestücken eines Regals – mehrfach erfolgreich vollzogen hat, kann er diese Schritte als „Anleitung“ an andere Roboter weitergeben, ohne dass diese für den Vorgang erst aufwändig „angelernt“ werden müssen.