Das Vertrauen der Verbraucher*innen in Deutschland in digitale Zahlungen wächst und immer mehr Menschen wollen digital statt bar bezahlen. Das zeigen die Ergebnisse der vierten Auflage des Visa Payment Monitors in Zusammenarbeit mit forsa.
Laut der repräsentativen Befragung unter knapp 1.800 Menschen in Deutschland greifen insbesondere die unter 36-Jährigen immer seltener zum Bargeld: Zahlten 2019 noch 65 Prozent von ihnen häufig bar, sind es in diesem Jahr nur noch 35 Prozent. Selbst im stationären Handel nutzen Verbraucher*innen in Deutschland weiterhin intensiv digitale Bezahlmöglichkeiten, Tendenz steigend. Vier von fünf (86 %) glauben, dass das während der Pandemie angeeignete Bezahlverhalten auch in Zukunft in der Gesellschaft beibehalten wird.
Schnelligkeit, ein guter Überblick über die Ausgaben und die Unabhängigkeit vom Bargeldautomaten sind den Verbraucher*innen beim Bezahlen unverändert am wichtigsten. Gleichzeitig steigt durch die intensive Nutzung in den vergangenen Jahren das Vertrauen in das digitale Bezahlen: Beim Kauf im Internet sorgen sich 16 Prozent vor einem Datenabgriff, ein deutlicher Rückgang verglichen mit 26 Prozent vor drei Jahren. Im stationären Handel machen sich in diesem Jahr nur noch 8 Prozent große Sorgen über Datenabgriffe, ein Rückgang von vier Prozentpunkten im Vergleich zu 2019. Besonders großen Wert legen Verbraucher:innen beim bargeldlosen Bezahlen auf Sicherheit. An Kartenzahlungen schätzen Verbraucher*innen, wenn sie bei nicht autorisierten Zahlungen ihr Geld zurückerhalten. Das ist für 94 Prozent ein wichtiger Vorteil.
„Das Vertrauen der Verbraucher*innen in Deutschland in digitales Bezahlen steigt weiter an“, sagt Albrecht Kiel, Regional Managing Director Central Europe bei Visa. „Sie haben während der Pandemie Vorteile wie Schnelligkeit und Sicherheit zu schätzen gelernt. Wir erwarten, dass das digitale Bezahlen weiter an Boden gewinnen wird.“ So denken mit Blick auf die Zukunft sieben von zehn (72 %) Befragten, dass es in fünf Jahren in Deutschland Alltag ist, per Smartphone oder Wearable an der Ladenkasse zu bezahlen.
Mobiles Bezahlen an der Ladenkasse: Gen Y und Z an der Spitze
Das kontaktlose Bezahlen an der Ladenkasse wird mittlerweile von fast allen genutzt (91 %), vor drei Jahren war es gerade mal jede*r Zweite (55 %). Diese Bezahlform ist in allen Altersgruppen verbreitet: Zahlen bei den unter 36-Jährigen ganze 95 Prozent kontaktlos, sind es bei den über 60-Jährigen bereits 88 Prozent.
Beim mobilen Bezahlen gibt es hingegen deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen und Geschlechtern. Während bereits ein Drittel (33 %) der unter 36-Jährigen mit dem Smartphone oder Wearable an der Ladenkasse zahlt, sind es bei den 36- bis 45-Jährigen 24 Prozent, bei den 46- bis 60-Jährigen 14 Prozent und bei den über 60-Jährigen nur 9 Prozent. Insgesamt sind es 19 Prozent – ein kontinuierlicher Anstieg seit 2019, als es nur 6 Prozent waren. Bereits über ein Viertel (27 %) der Männer zahlt mobil, bei den Frauen sind es gerade mal 12 Prozent.
Da Verbraucher*innen beim Bezahlen per mobilem Endgerät nicht mit dem Bezahlterminal in Kontakt kommen müssen, hat die Pandemie dazu geführt, dass 40 Prozent der Mobilzahler*innen nun häufiger an der Kasse mit dem Smartphone als vor der Pandemie zahlen. 33 Prozent der Nutzer*innen bewerten das Bezahlen mit dem Smartphone nun positiver als vor der Pandemie. Aber auch diejenigen, die noch nicht mobil bezahlen, sind interessiert. Fast die Hälfte (49 %) der Nichtnutzer*innen mobiler Bezahllösungen hat sich bereits mit mobilem Bezahlen befasst – und 20 Prozent wollen es in den nächsten sechs Monaten (sehr) wahrscheinlich ausprobieren. Die Gesichtserkennung ist 2022 mit 46 Prozent das meistgenutzte Authentifizierungsverfahren bei mobilen Zahlungen und verdrängt den Fingerabdruck (41 %) und die PIN-Eingabe (35 %) auf die nachfolgenden Ränge.
Die Relevanz des Smartphones gegenüber dem Portemonnaie wächst: Zwar würde immer noch die Mehrheit beim Verlassen des Hauses das Portemonnaie vorziehen, bereits 44 Prozent würden sich für das Smartphone entscheiden. Inzwischen nutzen die unter 36-Jährigen das Smartphone so intensiv, dass fast sieben von zehn (68 %) sich eher für das Smartphone als für ihr Portemonnaie entscheiden würden, wenn sie aus dem Haus gehen.
Vertrauen in Onlinezahlungen steigt
Nicht nur an der Ladenkasse, auch online nutzen viele ihr mobiles Endgerät zum Bezahlen – mittlerweile kaufen 62 Prozent über ihr Smartphone oder Tablet online ein. Durch die intensive Nutzung von Onlinekanälen im Zuge der Pandemie hat sich der Ruf des Kaufs im Internet verbessert: 15 Prozent bewerten Onlinezahlungen heute positiver als vor Beginn der Coronapandemie, in der Gruppe der unter 36-Jährigen sind es 18 Prozent und bei den 18- bis 25-Jährigen bereits 23 Prozent. Mittlerweile kauft fast jede:r (96 %) zumindest ab und an online ein. Jede*r Vierte (25 %) kauft sogar mindestens einmal wöchentlich Waren oder Dienstleistungen im Internet – Männer (28 %) häufiger als Frauen (21 %). An der Spitze stehen die 36- bis 45-Jährigen, von denen fast vier von zehn (39 %) wöchentlich online einkaufen.
Jede*r Fünfte meidet Geschäfte, die nur Bargeld annehmen
Zwar ist Bargeld noch in den allermeisten Portemonnaies der Verbraucher*innen in Deutschland vorzufinden, doch vor allem die 18- bis 35-Jährigen setzen immer seltener auf Bargeld und führen niedrigere Beträge mit sich. Insgesamt ein Drittel (34 %) aller Verbraucher*innen hat in der Regel weniger als 50 Euro bei sich, drei Viertel (75 %) haben unter 100 Euro im Portemonnaie. Gen Y und Z (18 bis 35 Jahre) haben tendenziell deutlich weniger Bargeld dabei als die älteren Generationen – über die Hälfte (52 %) hat weniger als 50 Euro im Geldbeutel. Im Vergleich dazu finden sich bei den über 60-Jährigen häufiger Beträge über 50 Euro (77 %).
20 Prozent der Verbraucher*innen meiden Geschäfte, wenn dort nicht mit der Karte oder digital bezahlt werden kann – unter den 18- bis 35-Jährigen ist es sogar fast ein Drittel (32 %) und unter den Mobilzahler*innen sind es 41 Prozent. Und auch die Häufigkeit der Barzahlung nimmt mit dem Alter der Befragten ab. Denn während 63 Prozent der über 60-Jährigen angeben, häufig mit Bargeld zu bezahlen, sind es bei Gen Y und Z nur 35 Prozent. Vor allem die Mobilzahler*innen haben sich teilweise schon vom Bargeld verabschiedet: 31 Prozent zahlen so gut wie nie oder nie bar. Die Menschen in Deutschland erwarten zudem, dass das Bargeld in naher Zukunft weiter an Bedeutung verlieren wird: Knapp über die Hälfte (51 %) der Verbraucher*innen glaubt, dass es in fünf Jahren alltäglich sein wird, nicht mehr mit Bargeld zu bezahlen.
Blick auf Nachbarländer: Krypto stößt auf Interesse
Zwar zeigen die Umfrageergebnisse, dass digitale Bezahltechnologien eine zunehmend große Rolle für deutsche Verbraucher*innen spielen – doch in Bezug auf Kryptowährungen sind sie noch deutlich zurückhaltender als ihre Nachbarn. Geben in Deutschland bisher nur 7 Prozent der Befragten an, mindestens eine Kryptowährung zu besitzen, ist der Anteil der Kryptobesitzer*innen in Österreich (14 %) und der der Schweiz (23 %) deutlich höher. Mehrheitlich werden digitale Währungen hierzulande als Anlage genutzt, bezahlt wird mit ihnen selten. Lediglich 14 Prozent der Besitzer*innen haben bereits mit einer Kryptowährung bezahlt. Auch hier liegt der Anteil in den Nachbarländern deutlich höher (Österreich: 37 %, Schweiz: 38 %).