Interview • 16.04.2024

Sortiment: Von der Beschaffung bis zum Regal dank Automatisierung?

Wie Prognosesoftware den Filialalltag erleichtern könnte

Von der Optimierung der Beschaffung, über die Verbringung der Ware bis hin zur effizienten Organisation der Filialen – jede Entscheidung zählt. In unserem Interview mit Ines Conzen von RELEX Solutions sprechen wir darüber, wie du deine Filialabläufe verbessern kannst, wenn du auf KI-gestützte Software setzt. Ganz nach dem Motto: Prozesse optimieren, Verschwendung reduzieren.

Ines Conzen lächelt in die Kamera.
Ines Conzen, Sales Director DACH, RELEX Solutions
Quelle: relex-solutions

Ines, was könnte deiner Meinung im Filial-Geschäft besser laufen?

Ich glaube, es wird oft an den eigentlichen Bedürfnissen eines Marktes vorbeigeplant. Im Einzelhandel variieren diese je nach Standort der Filiale erheblich. Eine Filiale in einem Wohngebiet benötigt ein anderes Sortiment als eine im Industriegebiet oder auf dem Land. Lücken in Regalen lassen sich vermeiden, indem Händler*innen Prognosetools mit künstlicher Intelligenz nutzen, die exakte Bestellvorschläge machen und ihnen sagen, wann sie welche Produkte brauchen.

Aber muss KI nicht erst lernen, um zuverlässig zu unterstützen?

Um unsere Lösung als Beispiel zu nehmen: Man kann – wenn die Daten Händler*innen zur Verfügung stehen – die Software mit Infos aus den letzten zwei, drei Jahren speisen, dann kann man direkt loslegen. Im Laufe des Einsatzes lernt die KI natürlich weiter. So lassen sich schlussendlich nicht nur Bestellvorschläge für das Sortiment machen, sondern auch Personaleinsatz und Auslieferungen planen.

Ein Lager mit vollen Regalen
Quelle: envato/traimakivan

Hast du konkrete Beispiele für den Einsatz?

Nahezu alle Formate und Branchen können profitieren: LEH, Discount, DIY, Electronic Consumer Goods und andere. Bünting mit seinen zwei LEH-Formaten Combi und Famila setzt beispielsweise das Forecast & Replenishment als auch das Spacemanagement von uns ein. Flink als Quik Commerce nutzt verschiedene Optionen wie Bestellvorschläge und das Spacemanagement. Obwohl sie nicht mit herkömmlichen Filialen arbeiten, ist es wichtig, dass ihr Sortiment am richtigen Platz steht und – eben nicht wie in Filialen – Kirsch-Joghurt neben der Pfirsich-Variante oder alle Ketchup-Marken beieinander. So können sich die Lieferant*innen schnell vergreifen und bringen der Kundschaft die falsche Ware. Das sollte nicht passieren. Die Berücksichtigung lokaler Sortimente, verschiedener Formate und unterschiedliche Filialgrößen sowie die Verknüpfung der Regalplanung mit der Bedarfsplanung sind aus unserer Sicht das kleine 1x1 der Einzelhandelsplanung. Die KI hilft dabei, die Variablen der Gleichungen besser zu bestimmen, was zu stets sich verbessernden Ergebnissen führt.  

Auch die Anlieferung der Waren spielt eine entscheidende Rolle für die Effizienz, richtig?

Richtig, unnötige Wege können und sollten vermieden werden. Gibt der oder die Händler*in an, wie der Store aufgebaut ist, können Paletten entsprechend gepackt werden. Außerdem geht es auch darum volle Lkws zu schicken und so Transportkosten und CO2-Austoß zu reduzieren. Dafür ist es wichtig, Regelmäßigkeiten zu schaffen und intelligent Trockenware wie Nudeln, Mehl oder Reis mit den frischen Waren, die häufiger nachgeliefert werden müssen, mitzuschicken.

Ein Regal gefüllt mir Backwaren.
Quelle: envato/SteveAllenPhoto999

Wie verändert sich der Arbeitsalltag in der Filiale durch solche Tools?

Nachbestellungen müssen nicht mehr vom Personal gemacht werden. Mit den Prognose- und Nachschubtools laufen die Prozesse zentralisiert und automatisiert. Den Mitarbeitern bleibt somit sehr viel mehr Zeit für die Beratung und andere wichtige Aufgaben.  Es dauert sicherlich eine Weile, bis die Händler*innen sich auf das System verlassen, aber niemand muss mehr durch die Regale laufen und hat schlussendlich zu viel oder zu wenig bestellt.

Ist Automatisierung für jede*n Einzelhändler*in geeignet?

Diese Frage hat fast eine philosophische Dimension: Wo steuern wir in der Zukunft hin? Ich denke, Rechenaufgaben können besser von Computern durchgeführt werden, wohingegen die Beratung durch Menschen für mich unersetzlich bleibt. Für die technikaffinen Menschen sind Self-Checkouts ein Riesenschritt nach vorne, um möglichst wenig Zeit im Kassenbereich zu „verlieren”. Für Personen, die nicht mit dieser sehr schnell sich durchsetzenden Technik groß geworden sind, sollten Menschen in den Einzelhandelshäusern weiterhin zugegen und ansprechbar sein. Das kann ein echter USP sein. Automatisierung bedeutet nicht, wir streichen Arbeitsplätze. Sondern es ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten, und mit diesen ist es wie im Supermarkt: Jeder nimmt sich das, was für ihn passt.  

Du hast es schon öfter erwähnt. Automatisierung geht mit Daten einher. Glaubst du, die Deutschen stehen sich selbst etwas im Weg, Stichwort: Datenschutz?

Das kann gut sein, aber ich glaube, wir werden gezwungen einfach mitzumachen. Es gibt so viele Diskussion um die berüchtigte „Cloud“, Menschen haben Angst um ihre Daten. Aber sind wir mal ehrlich: Als Privatmenschen teilen wir so viele Daten. Was glaubst du, wo unsere Gesichter überall schon erkannt wurden? Es geht darum, wie wir das ganze Geschehen regulieren, denn wir alle haben ein Recht auf Privatsphäre, das soll bitte auch so bleiben. Trotzdem soll jedem Individuum die Wahl gelassen werden, ob Daten abgegeben werden oder eben nicht. Das Angebot sollte es geben.

Interview: Katja Laska

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