Im Jahr 2019 hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine Studie über das Zahlungsverhalten der Verbraucher im Euroraum durchgeführt. Die sogenannte SPACE-Studie vergleicht die Nutzung von Bargeld und bargeldlosen Zahlungsinstrumenten von Verbrauchern des Euroraums, sowohl auf der Ebene der einzelnen Länder als auch für den Euroraum als Ganzes.
Im Rahmen der SPACE-Studie wurden zwischen Mitte März und Mitte Dezember 2019 41.155 Befragte in 17 Ländern des Euroraums befragt, die ihre Transaktionen in eintägigen Zahlungstagebüchern erfasst haben. Der Umfang der Studie umfasst Käufe am Point of Sale (POS), Person-zu-Person-Zahlungen (P2P) sowie Zahlungen, die aus der Ferne getätigt werden (Online-Shopping, Telefon- und Versandbestellungen, Rechnungszahlungen und wiederkehrende Zahlungen).
Zusätzlich umfasst die Studie die Faktoren, die die Einstellung und das Verhalten des Einzelnen beim Bezahlen beeinflussen. Dazu zählen die von den Verbrauchern selbst angegebenen Zahlungspräferenzen sowie der Zugang zu und die Akzeptanz von Zahlungsinstrumenten bei den Händlern.
Präferenz für bargeldlose Zahlungsmittel steigt
Auf die Frage, welches Zahlungsmittel sie in einem Geschäft bevorzugen würden, wenn sie die Wahl hätten, antwortete knapp die Hälfte der Befragten, dass sie bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten wie die Kartenzahlung bevorzugen würden. 27% der Befragten hingegen würden Bargeld bevorzugen. Etwa ein Viertel gab an, keine Präferenz hinsichtlich des bevorzugten Zahlungsmittels zu haben.
Im Vergleich zu früheren Studien ist die Präferenz für Bargeld im Euroraum von durchschnittlich 32% im Jahr 2016 auf 27% im Jahr 2019 gesunken. Dies geht einher mit einem Anstieg der angegebenen Präferenz für Kartenzahlungen und andere bargeldlose Zahlungsinstrumente (von 43% auf 49%) und einem leichten Rückgang der Befragten ohne Präferenz (von 25% auf 24%).
Ergebnisse einer Ad-hoc-Befragung aus dem Jahr 2020 (IMPACT) zeigen, dass sich die Präferenz für bargeldlose Zahlungsmittel während der Pandemie im Jahr 2020 fortzusetzen scheint. Aufgrund von methodischen Unterschieden sind die Ergebnisse von IMPACT und SPACE jedoch nicht vollständig miteinander zu vergleichen. Dennoch geben die Ergebnisse einen groben Überblick darüber, dass die angegebene Präferenz für bargeldlose Zahlungsmittel auf 54% gestiegen ist, während jene für Bargeld auf 25% gesunken ist.
Nur in vier Ländern war der Anteil der Befragten, die eine Präferenz für Bargeld äußerten, größer als der Anteil derer, der Karten oder andere bargeldlose Zahlungsmittel bevorzugten. Darunter fallen Zypern, Deutschland, Österreich und Malta. In Finnland, Belgien, den Niederlanden, Estland, Frankreich und Luxemburg gaben hingegen deutlich mehr als zwei Drittel der Befragten an, Karten oder andere bargeldlose Zahlungsmittel zu bevorzugen, während nur ein relativ geringer Anteil eine Präferenz für Bargeld als Zahlungsmittel äußerte.
Enormer Anstieg beim Zugang zu kontaktlosen Zahlungsmitteln
Den Studienergebnissen zufolge erhalten Verbraucher zunehmend Zugang zu weiteren Bezahlmethoden neben Bargeld. Im Jahr 2019 gaben 58% der Befragten an, Zugang zu E-Payment-Lösungen wie zum Beispiel PayPal zu haben. 28% der Befragten hätten zudem eine oder mehrere mobile Zahlungs-Apps (zum Beispiel Apple Pay) auf ihrem Smartphone installiert. Nur 3,6% der Befragten gaben an, Zugang zu Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum zu haben. In Deutschland und Zypern war dieser Anteil am höchsten (jeweils 7%).
Der Einfluss von Alter und Bildung der Verbraucher
Das Alter spielt nicht nur beim Verhalten, sondern auch bei den angegebenen Präferenzen des Zahlungsmittels eine Rolle. Die Altersgruppen 18 bis 24 Jahre (28%), 55 bis 64 Jahre (29%) und 65 Jahre oder älter (33%) haben eine größere Präferenz für Bargeld, als die 25 bis 54-Jährigen (23%). Das Gegenteil ist bei der Bevorzugung von Kartenzahlungen zu beobachten.
Außerdem haben jüngere Befragte viel häufiger Zugang sowohl zu Internet-Zahlungsmethoden (66% 18 bis 24-Jährigen) als auch zu mobilen Zahlungen (43% der 18 bis 24-Jährigen).
Im Durchschnitt gaben Befragte aus ländlichen Gebieten (29%) und Befragte mit einem niedrigeren Bildungsniveau (36%) eine stärkere Präferenz für die Verwendung von Bargeld an, als Befragte aus städtischen Gebieten (24%) und Befragte mit einem höheren Bildungsniveau (19%).
Befragte mit lediglich einer Grundschulbildung hatten deutlich weniger Zugang (18% zu E-Payment-Lösungen und 8% zu mobilen Zahlungen), als Befragte mit einem höheren Bildungsniveau (über 60% zu E-Payment-Lösungen und 25% für mobile Zahlungen).
Bargeld als Zahlungsoption nach Land und Kassentyp
In der SPACE-Umfrage wurden die Befragten gebeten, für jede Zahlung anzugeben, ob eine andere Zahlungsoption, als die von ihnen verwendete akzeptiert worden wäre. Wie die folgende Grafik zeigt, ist Bargeld in allen untersuchten Ländern noch weit verbreitet. Aufgrund fehlender Daten für Deutschland können jedoch nur Rückschlüsse auf die anderen 18 Länder des Euroraums gezogen werden. Im Durchschnitt konnten in diesen 18 Ländern 98% der gemeldeten Transaktionen mit Bargeld getätigt werden, wobei der Anteil der Bargeldakzeptanz in Lettland (93%), Estland (94%), Belgien (94%), Finnland (94%) und Frankreich (95%) am geringsten war.
Zu den Orten, an denen Barzahlungen im Euroraum (Deutschland ausgenommen) am häufigsten nicht akzeptiert wurden, gehören Tankstellen (9%) sowie Kultur-, Sport- und Unterhaltungseinrichtungen (8%). Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass viele Tankstellen entweder 24 Stunden am Tag oder nachts unbesetzt sind und es bei Sport- und Unterhaltungseinrichtungen immer üblicher wird, wiederaufladbare Karten oder Wertmarken zu verwenden, die im Voraus gekauft werden müssen. An anderen Orten war die Bargeldakzeptanzrate einigermaßen hoch, wie die folgende Grafik zeigt.
Obwohl nur knapp ein Drittel der Befragten angab, dass ihr bevorzugtes Zahlungsmittel Bargeld ist, erachtete es mehr als die Hälfte der Bürger des Euroraums als wichtig (22%) oder sehr wichtig (32%), Bargeld als Zahlungsmöglichkeit zu haben, während ein Fünftel der Befragten Bargeld als neutral (21%) und der Rest als nicht wichtig (11%) oder gar nicht wichtig (13%) ansah. Dennoch hält mehr als die Hälfte der Bürger im Euroraum Bargeld für wichtig, auch wenn sie im Laufe der Zeit weniger mit Bargeld bezahlen und generell bargeldlose Zahlungsmittel bevorzugen.