Nachbarschaftliches Netzwerken
Bei nebenan.de können sich nicht nur Nachbarn vernetzen, auch Gewerbe sind willkommen
nebenan.de
„Frau Müller, hätten Sie wohl etwas Mehl für mich?“. Für diese und ähnliche Fragen an die Nachbarn, „Zu verschenken-Angebote“ oder Nachbarschaftsfeste gibt es seit einiger Zeit die Online-Plattform nebenan.de. Hier können sich die Bewohner einzelner Viertel organisieren, austauschen und untereinander helfen. Seit Neustem können sich auch Gewerbe anmelden.
Ein Gespräch mit Mitgründerin und Geschäftsführerin Ina Remmers.
Frau Remmers, nebenan.de ist eigentlich ein Portal für Nachbarschaftshilfe. Wie kommt es, dass sich jetzt auch Gewerbe anmelden können?
Ina Remmers: Diese Entwicklung war seit Anfang an eine unserer Visionen. Für uns sind lokale Gewerbe ein ganz wichtiger Teil einer Nachbarschaft, die wir als eine Art Ökosystem betrachten. Hier gibt es schließlich auch verschiedene Akteure, die sich gegenseitig brauchen: Zum einen wären da die Nachbarn selbst, die sich unter die Arme greifen und besser kennenlernen, zum anderen aber auch soziale Organisationen, wie der Seniorentreff, Sportverein oder das Bezirksamt und seit Anfang des Jahres nun auch die lokalen Gewerbe, die ganz wichtig sind für eine gute Infrastruktur und dafür, dass Nachbarschaft lebenswert ist. So kann man auf kurzen Wegen viele Dinge erledigen.
Wer kann denn neuerdings mitmachen?
Ob Gewerbe, Ladengeschäft oder auch als Dienstleister – im Prinzip kann jeder mitmachen, der vor Ort in der Nachbarschaft verankert ist. Das ist die Voraussetzung. Sobald man bei der Online-Anmeldung die Adresse eingibt, wird geprüft, welcher Nachbarschaft man zugeordnet wird. Ein Onlinehandel, egal wie groß oder klein, wird bei uns nicht aufgenommen.
Welchen Problemen sieht sich der lokale Einzelhandel heutzutage gegenüber?
Die Antworten sind vielfältig, je nachdem, mit wem man spricht und wo. Aber grundsätzlich ist es natürlich so, dass die Einzelhändler sich durch den Konkurrenten Onlinehandel unter Druck gesetzt fühlen. Schließlich ist es wahnsinnig bequem, im Internet einzukaufen und so Kosten und Qualität der Produkte direkt miteinander zu vergleichen.
Ein weiteres Problem: Das Schwarz-Weiß-Denken. Da ist auf der einen Seite der Konsument, der etwas braucht, und auf der anderen der Händler, der etwas loswerden will. So ist in Vergessenheit geraten, dass stationärer Einzelhandel so viel mehr ist als bloßer Warenverkauf. Da gibt es nämlich noch eine persönliche Ebene.
Und auch wenn kleinere Einzelhändler sich weiterentwickeln möchten, wird es oft schwierig, denn es braucht personelle Kapazitäten, um sich um ein ordentliches Onlinemarketing zu kümmern.
Was muss ein Einzelhändler mitbringen, um noch bestehen zu können?
Es sind dieser persönliche Kontakt, die Beratung und die Bindung, mit denen man beim Kunden punkten kann. Offenheit und die Service-Bereitschaft sind hier wichtig. Das merken die Kunden und kommen wieder.
Wie hilft nebenan.de?
Die Reichweite ist auf das direkte Umfeld der verifizierten Nachbarn begrenzt, das für den lokalen Einzelhändler einen Markt darstellt. Das Risiko des Streuverlustes wie bei anderen großen Anbietern fällt weg.
Was muss ein lokales Gewerbe tun, um Teil von nebenan.de zu werden?
Die Händler müssen sich über gewerbe.nebenan.de registrieren. Dort geben sie einmal den Namen des Gewerbes, den Sitz und einen Ansprechpartner an – eine Person, die dahintersteht. Das ist ganz wichtig, um die eben angesprochene Nähe herzustellen. Außerdem sucht man sich eine Rubrik aus, in der man gelistet werden möchte.
Kommen auch Kosten auf die Händler zu?
Sie werden gelistet, können von Nachbarn gefunden werden, die Nachbarn können den Gewerbetreibenden kontaktieren – das ist alles kostenlos. Wenn der Gewerbetreibende aber proaktiv eine Veranstaltung oder eine Rabattaktion kommunizieren will, dann muss eines der Pakete abgeschlossen werden. Dabei handelt es sich nicht um Anzeigenschleifen, sondern um Beiträge auf dem digitalen schwarzen Brett, dass auch durch die Nachbarn genutzt wird.
Wie ist bisher die Rückmeldung?
Es ist natürlich eine kleine Herausforderung, uns bekannt zu machen, da lokale Gewerbe nicht per se miteinander vernetzt sind und es schwierig ist, sie auf anderen Wegen zu erreichen. Das dauert einfach. Trotzdem sind wir froh, dass sich aktuell – seit Anfang des Jahres – mehr als 16.000 registrierte lokale Gewerbe aus ganz Deutschland auf der Plattform tummeln.
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