News • 07.09.2021

Neues Konzept für Mehrwegversandlösungen

Welches Potential haben Mehrwegversandverpackungen?

Zwei Männer halten einen Pappkarton in die Kamera
Wenn es nach den beiden Geschäftsführern Christoph Wiesbrock (l.) und Christopher Mailänder (r.) von bioaufvorrat.de geht, sollen Kartons schon bald durch Mehrwegversandsysteme ersetzt werden.
Quelle: Co-Working-Space Wuppertal des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums eStandards

Nachhaltige Verpackungsalternativen zu finden, die mit digitalen Systemen gestützt werden, sind für das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards in Praxisprojekten immer wieder ein Thema. Auch das Online-Versandunternehmen für Bio-Lebensmittel bioaufvorrat.de suchte nach einer Möglichkeit, Verpackungsmengen zu reduzieren. Das gemeinsame Praxisprojekt zielte darauf ab, Lösungen für ein Mehrwegversandsystem zu analysieren und daraus das Implementierungspotenzial abzuleiten.

Systemanforderungen und Marktanalyse

Zu Beginn der Zusammenarbeit wurden die Anforderungen an das Mehrwegsystem festgelegt: Die Mehrwegbox soll den üblichen Abmessungen der verwendeten Einwegkartons entsprechen, sicher verschließbar, verblombbar, faltbar, stapelbar, recyclingfähig und möglichst oft wiederverwendbar sein.

Die eingängigen Marktanalysen brachten drei potenzielle Hersteller hervor, die entsprechende Mehrwegversandverpackungen in unterschiedlichen Größen anbieten. 

Gegenüberstellung von Mehrweglösungen und Kartons

Es folgte eine zunächst rein technische Gegenüberstellung der Mehrweglösungen zum Einwegsystem. Dazu zählte der Vergleich der benötigten Investitionskosten in neue Mehrweg-Pools und entsprechende Änderungen im Betriebsablauf, wie beispielsweise die Rückverfolgung und Reinigung der Kisten im Vergleich zum etablierten Einwegversand. Während es Pluspunkte für das Handling, dank vorhandener Tragegriffe gab, offenbarte beispielsweise der operative Mehraufwand auch Negativseiten des Mehrwegsystems.

Digitale Unterstützung ist für Mehrwegsysteme unerlässlich

Die Nachverfolgung der Kisten ist über eindeutige digitale Identifikationslösungen per QR-Code vorgesehen. Per Scan sollen die Kisten den Kunden zugeordnet, ein- und ausgebucht werden können. Das Unternehmen steht vor einer Umstellung auf eine neue Packsoftware, in der eine softwaregestützte Kistennachverfolgung integriert werden kann. Die Digitalisierung kann daher das Management der Mehrweglösungen stark vereinfachen.

Umweltanalysen der Lösungen sind allein mit Herstellerangaben schwierig

Der Kerngedanke bei der Suche nach einem neuen Versandsystem war für bioaufvorrat.de das Finden einer ökologischeren Lösung, basierend auf einem reduzierten Abfallaufkommen. Folglich wurden Umweltanalysen zum zentralen Gegenstand der Gegenüberstellung. Dieses war eine besondere Herausforderung. Eine Problematik lag beispielsweise darin, dass die Hersteller der Versandkisten unterschiedliche Datengrundlagen und nur wenig standardisierte Umweltbetrachtungen liefern. Einige ambitionierte Hersteller legen ökologische Kennwerte zwar offen, die Vergleichbarkeit ist aufgrund der unterschiedlichen Datenlage trotzdem schwierig.

Alternative Analyseschritte bringen weiter

Also musste eine Alternative her. Mit der Hilfe von frei zugänglichen Umweltdatenbanken, wie dem ecocockpit der Effizienz-Agentur NRW und dem Ecolizer der flämischen Kompetenzstelle für Ökodesign, wurden alternative Analyseschritte durchgeführt, um eine Aussage über die Umweltwirkung der Systeme treffen zu können. Dabei sind Umwelteffekte für die Herstellung, Nutzungsphase (Versand), Entsorgung und der zusätzliche Rückversand in die Analyse eingeflossen.

In der Umweltanalyse schnitten die Mehrweg- gegenüber Einwegsystemen überraschend gut ab. Besonders gut konnten Lösungen punkten, die aus recycelten Materialien hergestellt werden und ein geringes Eigengewicht aufweisen. Diese Systeme punkten bereits nach weniger als zehn Nutzungsumläufen mit besseren Umweltbilanzen als die Einweglösungen. Nicht recycelte Materialen brauchen etwa doppelt so viele Nutzungsschleifen.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Systeme

Neben technischen und ökologischen Aspekten, muss ein Kleinunternehmen, wie bioaufvorrat.de, auch die wirtschaftlichen Dimensionen eines solchen Systemwechsels betrachten. Besonders die erhöhten Transportkosten für den Rückversand stellen einen Kostenfaktor dar. Damit geht einher, dass die Zahlungsbereitschaft der Kundinnen und Kunden für die teurere, aber ökologischere Lösung nicht unbedingt gegeben ist. Hinzukommen, bisher fehlende Erfahrungswerte zur Langlebigkeit der Mehrweglösungen oder die Verweilzeit der Verpackungen beim Kunden. Erste Ideen, diese Probleme anzugehen, wurden im Praxisprojekt bereits erarbeitet. Eine Möglichkeit wäre es beispielsweise, die faltbaren Boxen gebündelt zurückzusenden, wobei damit ein längerer Verbleib der Kisten einhergehen würde.

Fazit: Praxisprojekt liefert Erkenntnisgewinne

Im gemeinsamen Praxisprojekt konnten das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards und bioaufvorrat.de aufzeigen, wie komplex die Analyse und mögliche Implementierung einer Mehrwegversandlösung für das Online-Versandhaus ist. Nach Abschluss der Kooperation ruht sich der Biohändler allerdings nicht auf den bisherigen Ergebnissen aus. Vielmehr stehen die nächsten Schritte an, um nach einer ökologischen, praktischen und bezahlbaren Mehrwegversandlösung zu suchen, was auch Geschäftsführer Christoph Wiesbrock betont: „Bei unseren tagtäglichen Versandmengen ist für uns die Reduzierung des Verpackungsmaterials Herzenssache. Die ersten Schritte sind dank der Unterstützung des Kompetenzzentrums eStandards gemacht. Jetzt heißt es für uns, am Ball zu bleiben und unseren Kundinnen und Kunden bald praktikable Lösungen zu präsentieren“.

Mittelständische Unternehmen, die auch über ein Digitalisierungsprojekt nachdenken, können sich gerne unter geschaeftsstelle@kompetenzzentrum-estandards.digital beim Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards melden. Die Projektbegleitung durch das Kompetenzzentrum ist kostenfrei und anbieterneutral. 

Quelle: Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards

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