Bericht • 23.03.2022

Unverpackt im Supermarkt einkaufen – geht das?

Ja! Eine Übersicht von verpackungsfreien Angeboten im Einzelhandel

Unverpackt-Station in einer Kaufland-Filiale
Quelle: © Kaufland

Plastiktüten sind längst vergessen, doch wie steht es um die Verpackung von einzelnen Lebensmitteln? „Zero Waste“ klingt zunächst verlockend. Doch wird jede*r, der seinen oder ihren Plastikverbrauch kritisch hinterfragt, schnell merken, dass Kunststoffverpackungen überall lauern. 

Dabei gewinnt das Thema Nachhaltigkeit beim Einkauf an Bedeutung – sowohl für Verbraucher*innen als auch für Händler*innen. Immer mehr Menschen achten bei ihrem Einkauf darauf, wenn – und wo – möglich Verpackungsmüll einzusparen. Am einfachsten geht das in reinen Unverpackt-Läden.

Nachhaltigkeits-Trend weitet sich aus

Auch im Supermarkt wird es immer leichter, auf Plastikverpackungen zu verzichten. Viele Lebensmittelanbieter*innen stellen auf kunststofffreie Alternativen, wie beispielsweise aus Papier oder Glas um. Zudem können umweltbewusste Verbraucher*innen immer häufiger auf loses Obst und Gemüse zurückgreifen. Das Angebot hierfür ist in Biomärkten besonders groß, beispielsweise bei Alnatura. Die Biosupermarktkette verzichtet seit mehr als zwei Jahren gänzlich auf Plastiktüten für Obst und Gemüse sowie auch auf Ein- wegkaffeebecher.

Auch bei weiteren Lebensmitteln, wie zum Beispiel Nudeln, Reis und Linsen, setzt Alnatura sich für ressourcenschonende Verpackungsarten ein. So nahm der Markt im vergangenen Jahr verschiedene Lebensmittel der Marke „Pfandwerk“ in Mehrweggläsern in sein Sortiment auf, darunter auch Zucker und Ketchup. Die handelsüblichen Joghurtgläser können in allen Filialen wieder zurückgegeben werden und lassen sich bis zu fünfzig Mal wiederverwenden, bevor sie vom Unternehmen für das Recycling zurück in den Wert- stoffkreislauf gebracht werden. Insgesamt sind rund fünfzig verschiedene Produkte in den Pfandgläsern in 140 Alnatura-Filialen erhältlich. Seit August testet man hier eine Erweiterung des Pfand-Sortiments um individuell zusammengestellte Müslis. Dafür sind in bislang elf Märkten Produkte wie Leinsamen, gehacktes Trockenobst und Nussstückchen in den Mehrwegbehältnissen erhältlich.

Zusätzlich bietet Alnatura seit rund einem Jahr in ausgewählten Filialen eine Abfüllstation für Nüsse und Kerne an, die Kund*innen einen gänzlich verpackungsfreien Einkauf ermöglichen. Auch frisch gemahlene Nusscremes können Kund*innen sich dabei in selbst mitgebrachte Behältnisse oder in Mehrweg-Pfand-Becher der Marke FairCup abfüllen.

Foto: Unverpackt im Supermarkt einkaufen – geht das?...
Quelle: © Kaufland

Was Biomärkte können, können auch andere: Unverpackt-Stationen im Einzelhandel

Nicht nur für Biomärkte scheint der Unverpackt-Gedanke lukrativ zu sein. Auch im klassischen Einzelhandel steigt das Angebot an verpackungsfreier Ware. Die Einzelhandelskette Kaufland beispielsweise testet derzeit für mindestens ein halbes Jahr in zwei Filialen Unverpackt-Stationen für trockene Bio-Lebensmittel, darunter Reis, Nudeln, Linsen und Müsli. Durch einen Dispenser können Kund*innen sich die gewünschte Ware bedarfsgerecht in mitgebrachte oder auch in vor Ort verfügbare Behälter abfüllen. Damit findet kein direkter Kontakt zum Lebensmittel selbst statt. Der Preis der Ware hängt dabei vom Gewicht ab. Die Tests in den beiden Filialen in Pfungstadt und Steinheim werden mindestens bis Anfang nächsten Jahres andauern. Sollte das Angebot erfolgreich sein, plant Kaufland, die Unverpackt-Stationen als marktindividuelle Sortimentsbausteine auf weitere Filialen weltweit auszuweiten. Die unverpackten Lebensmittel bezieht Kaufland von dem Unternehmen „Eco Terra“, einem in der Unverpackt-Branche etablierten Vertreiber von Nüssen, Trockenfrüchten, Getreiden und vielen mehr in Bio-Qualität.

In ausgewählten EDEKA-Filialen gibt es bereits seit rund zwei Jahren Unverpackt-Stationen. EDEKA Kohler arbeitet im E-Center Kehl bereits seit September 2019 mit der Marke „Eco Terra“ zusammen und bietet umweltbewussten Verbraucher*innen ein großes Angebot an unverpackten Lebensmitteln.

Unverpackt-Station in einer Kaufland-Filiale
Quelle: © Kaufland

Das E­-Center Seidl in Kulmbach eröffnete bereits im Sommer 2019 Deutschlands bislang größte Unverpackt-Abteilung in einem Supermarkt. Sie umfasst hunderte unverpackte Lebensmittel zum Abfüllen in eigene oder im Markt zu erwerbende Mehrweg-Behältnisse.

Highlight der Unverpackt-Station ist die Flockenquetsche und zwei Mühlen, mit denen zum Beispiel Getreide zu Flocken verarbeitet werden können. Mit einer Mus-Creme-Maschine können Kund*innen sich ebenfalls selbst vor Ort Aufstriche, zum Beispiel aus Nüssen, mahlen.

REWE zieht bei Nachhaltigkeit mit

Auch REWE enttäuscht seine umweltbewussten Kund*innen nicht. So wartet auch in der im Frühjahr er- öffneten Green­Farming­Filiale in Wiesbaden ­Erben- heim eine Unverpackt-Station auf sie. Generell setzt REWE bei Obst und Gemüse der Eigenmarke REWE-Bio auf alternative Methoden der Plastikverschweißung: Während mehrere Zucchinis beispielsweise lediglich von einer dünnen Plastikbanderole zusammengehalten und Paprikas nur mit einem kleinen Aufkleber versehen werden, kommt bei Süßkartoffeln ein sogenanntes Natural Branding zum Einsatz. Bei diesem wird das Produkt mithilfe eines natürlichen Lichtstrahls mit Namen und Produktinformationen versehen, ohne dass die Qualität beeinflusst wird und Plastik zum Einsatz kommen muss.

Die Übersicht zeigt, dass das Angebot an nicht-verpackt erhältlichen Lebensmitteln im Supermarkt stetig wächst. Viele Händler*innen starten zunächst mit Testphasen, um einkalkulieren zu können, wie erfolgreich entsprechende Angebote auf Dauer sind. Nicht zu unterschätzen ist jedoch der Einfluss auf das Image der Marke und das Einkaufserlebnis der Kundschaft. Riechen, selbst mahlen, bunt zusammenmischen und der Umwelt damit etwas Gutes tun – so macht Einkaufen für immer mehr Verbraucher*innen gleich viel mehr Spaß.

Autorin: Elisa Wendorf

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