Bericht • 14.02.2009

Flexible Software: Alles aus einer Hand

Die gesamte IT-Infrastruktur hängt ab von intelligenter Software – geliefert von großen weltweiten Anbietern oder von Spezialisten für den Handel. Immer mehr Hardware-Anbieter werden zum Systemhaus, das die Software und den Support aus einer Hand offeriert. ERP-Software steuert die Betriebsmittel, Business Intelligence hilft bei Analyse und Strategie, CRM-Programme stärken die Kundenbindung und sind die Basis für Kundenkarten oder Couponing. Das Warenwirtschaftssystem ist ein festes Bindeglied im Supply-Chain-Management, die Schnittstelle zwischen Lieferanten und Regal. Bei der Vermeidung von Regallücken steht Prognose-Software ebenso zur Verfügung wie ein automatisiertes Bestellwesen. Abverkauf und Erlös lassen sich auch steuern durch strategische Preisoptimierung. Bei den geringen Margen im Handel fallen die Personalkosten besonders ins Gewicht.
 

ERP – Steuerung aller Betriebsmittel

Enterprise Ressource Planning (ERP) ist schon lange eine Domäne der Programmierer. Dabei werden im Handel immer mehr selbst entwickelte Systeme durch Standardsoftware ersetzt, welche an die eigenen Bedürfnisse angepasst wird. Man spricht dann von Customizing. Der Vorteil: Mehr Anwender tragen die Kosten der laufenden Überarbeitung aufgrund von neuen rechtlichen oder wirtschaftlichen Anforderungen und die Handelszentralen erhoffen sich eine schlankere IT-Abteilung. Doch die Umstellung ist ein tiefer Einschnitt in die eignen Strukturen. Und nicht immer sind für Großkonzerne entwickelte Standardprogramme so skalierbar, dass sie auch für kleine und mittlere Unternehmen passen. Bei Standardsoftware gibt es Versionen für verschiedene Branchen.
Im Handel gehören Oracle, SAP und Aldata zu den großen Anbietern. CSB, SoftM oder die Gemeinschaft Move Retail bieten ausschließlich Software für Handel und Konsumgüterhersteller.

Datenbanken, Programmiersprachen, Sicherheitsarchitekturen, Betriebssysteme – auf all diesen Feldern muss ERP-Software zum Unternehmen passen. Und dabei sind die Handelsunternehmen stets im Wandel: Fusionen und Übernahmen, Holdings und Töchter, ganze Konzernstrukturen muss ERP abdecken. So stellt Edeka die Warenwirtschaft seines Discounters Netto auf die Software „Gold“ von Aldata um. Nach der Übernahme der Plus-Filialen muss Netto den dreifachen Umsatz bewältigen.

Ulrich Müller, IT-Leiter bei Euronics betont, wie wichtig ein detailliertes Lastenheft und eine exakte Prozessanalyse gleich zu Beginn einer Software-Einführung sind. Mehrere Hundert Prozesse sind in der Verbundgruppe detailliert beschrieben worden, bevor man an die Auswahl der Software und des Dienstleisters ging. Der darauf aufbauende Vertrag mit den Systemhäusern, welche das Projekt dann umsetzten, sei zu einem Festpreis möglich gewesen, sagte Müller im Oktober bei einer Tagung des SAP-Anwenderkreises der Verbundgruppen.

Immer mehr Anbieter entwickeln webbasierte Produkte, welche die Benutzeroberfläche in einem Browser-Fenster darstellen. So können etwa Lieferanten oder Kunden direkt in die Geschäftsprozesse einbezogen werden. Im Handel heißt dies: Die Hersteller etwa von Müsli, Make-up oder Musik-CDs bekommen Zugang zu den Zentrallagern und sogar zu den einzelnen Kassenbons. Sie übernehmen Verantwortung in der Nachschubsteuerung (Replenishment) und gewinnen im Gegenzug Erkenntnisse für die eigene Marktforschung.
 

Software in der Warenwirtschaft

Über die gesamte Lieferkette hinweg fallen zahllose Daten an. Sie müssen möglichst automatisch so aufbereitet werden, dass die Verantwortlichen am PC rasch sehen, wo es in der Logistikkette klemmt, wo leere Regale – out-of-stock – drohen, wie lange der Nachschub noch auf sich warten lässt. Besonders hoch ist der Warenumschlag im Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Hier schwankt die Nachfrage nicht nur je nach Saison, sondern häufig sogar täglich, abhängig vom Wetter. Und dabei sind viele Produkte nur kurze Zeit haltbar. Eine Hilfe stellt Advance Planning and Simulation dar. APS unterstützt Planungen und macht Transportnetze transparenter, erfordert aber auch einen unternehmensweiten einheitlichen Datenfluss. Ziel nicht nur für Nahrungsmittelhersteller ist es, die Sicherheitsreserven in den Lagerbeständen zu reduzieren. Auch das Management von Restposten und Retouren ist Teil der Supply-Chain und damit der Warenwirtschaft. Business Intelligence kann die Warenwirtschaft unterstützen. Sie verknüpft aktuelle und historische Daten und stellte Analysewerkzeuge zur Verfügung.
 

Personaleinsatz mit intelligenter Software planen

Viel hat der Handel bereits getan, um seine Kosten zu senken. Im Personalmanagement steckt jedoch noch viel Potenzial, ohne dass dabei die Service-Qualität leidet. Was in Deutschland Personaleinsatzplanung (PEP) genannt wird, heißt im Englischen Workforce Management (WM). Verglichen mit anderen Branchen – etwa Automobil oder Banken und Versicherungen – liegt hierzulande der Handel beim Einsatz spezialisierter PEP-Software bisher noch zurück.

Das Personalmanagement muss viele Variablen unter einen Hut bringen, Genau dies ist die Domäne von intelligenter Software. Neben den gesetzlichen, tarifrechtlichen und arbeitsvertraglichen Regeln gibt es Budgetvorgaben, Arbeitszeitkonten und unterschiedliche Wünsche der Mitarbeiter, wann sie gerne arbeiten möchten. Wer auf solche Wünsche eingeht, hat besser motivierte Arbeitnehmer. Wenn Unternehmen auf Kindergarten, Schule oder Fahrgemeinschaften Rücksicht nehmen, stärken sie zudem ihre Reputation in der Öffentlichkeit. Nicht genug damit, dass ein Plan regelkonform sein muss. Er muss auch möglichst optimal auf den Bedarf abgestimmt sein. Wird Personal zu stark reduziert, sinkt die Servicequalität und dadurch meistens auch der Umsatz. Während die Industrie nur den Schichtbetrieb organisiert, hat der Handel lange Öffnungszeiten und Filialen mit unterschiedlicher Mitarbeiterzusammensetzung. Der Handel kann die Standorte nicht ins billige Ausland verlagern.

Mit Echtzeit-Auswertung und Online-Konsolidierung der Filialen versprechen die Anbieter von PEP-Software eine vollständige Transparenz aller Daten. Ausgewertet werden zum Beispiel Umsatzzahlen, Kundenfrequenzen und die Anzahl der Kassenbons. Verbunden mit effektiver Prognose-Software, welche etwa den Einfluss von Brückentagen, Ferienzeiten oder dem Wetter auf den Umsatz und damit auf den Personalbedarf kalkuliert, könnte ein Handelsunternehmen schneller auf Veränderungen reagieren als die Wettbewerber.

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