Kassenlos in die Zukunft: Erfolgreiche Projekte im Einzelhandel
Das Finetuning für die großen Rollouts hat begonnen – auch in Deutschland
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Ein Roboter als Einkaufsberater, der Self-Checkout bei REWE um die Ecke oder digitale Preisschilder. Langsam aber sicher gewöhnen sich die Kunden an diese Neuheiten im Supermarkt und nehmen diese immer besser an. Aber sind die Kunden schon bereit für den nächsten Schritt in die Zukunft? Bereit für das kassenlose Geschäft?
Erste Versuche wurden in den letzten zwei Jahren gestartet: In den USA, Österreich und China gingen Händler das Großprojekt kassenloser Store an. Und das mit Erfolg!
China, Kunden werden vom System erkannt
Der Vorreiter in Sachen Digitalisierung des Einzelhandels ist China. Alibaba startete im Sommer letzten Jahres seinen ersten Versuch mit einem kassenlosen Geschäft, dem Tao Cafe. So funktioniert‘s: Der Kunde lädt sich vor dem Betreten die entsprechende App mit einem QR-Code herunter. Diesen scannt er an der Eingangstür ein. Gleichzeitig wird das Gesicht des Kunden mittels Augmented Reality in das System eingespeichert und er kann das Geschäft betreten. Nun kann er seine Artikel aussuchen und in Taschen oder Körben verstauen, ohne dass er sie einlesen muss. Um Das Tao Cafe verlassen zu können, muss er nun durch die sogenannte Bezahltür gehen. Die erkennt den Kunden, scannt automatisch die Produkte und zieht den Rechnungsbetrag direkt vom Kundenkonto ab. Dies geschieht innerhalb von Sekunden. Schon öffnet sich die Tür und der Kunde kann das Geschäft wieder verlassen.
Alibaba testete das neue System fünf Tage lang und das sehr erfolgreich. Egal ob verkleidet, in großen Gruppen oder geschminkt: Das System konnte durch den Scan immer die korrekte Person den hinterlegten Konten zuordnen.
Amazon Go? Wohl eher Amazon Stop in Seattle
Der erste Amazon Go-Store Prototyp startete schon 2016 und erfreute sich großer Beliebtheit. Im Mai 2018 folgte dann das Rollout des ersten Shops. Das „Go“-Versprechen kann dieses kassenlose System beim Verlassen der Kundschaft zwar halten, beim Eintreten allerdings nicht. Hier bilden sich meterlange Schlangen. Denn der Kunde muss sich per QR-Code zunächst registrieren. Durch Systemfehler, langsame Nutzer und ähnliche Probleme kommt es so zu langen Wartezeiten. Der Einkauf selbst funktioniert reibungslos. Durch Kameras, Sensoren und Künstliche Intelligenz speichert der digitale Warenkorb automatisch die vom Kunden ausgewählten Produkte. Beim Verlassen des Stores werden diese dann vom Nutzerkonto abgebucht.
Die vorhandenen Probleme scheinen lösbar zu sein, wenn sich Kunden und Mitarbeiter erst an das System gewöhnt haben und die Software den Anforderungen entspricht. Zu Spekulationen über weitere Stores in den USA und Europa will sich Amazon zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern.
Saturn/MediaMarkt nur ein Versuch?
Saturn/MediaMarkt eröffnete einen kassenlosen Pop-Up-Store in Innsbruck. Fünf Monate dauerte das Experiment an, bei dem Kunden das neue Bezahlsystem testen konnten. Mit Erfolg: Die Zahlen der Besucher und die Kundenstimmen sprechen für sich: „85 Prozent der Kunden empfehlen den ersten kassenlosen Consumer Electronics-Store Europas und über 30.000 Besucher aus der ganzen Welt nutzten das neue System“, gibt das Unternehmen an. Bezahlt wird über die zuvor installierte App direkt am ausgewählten Produkt im Regal. Durch ein ausgeklügeltes System öffnet sich nach dem Bezahlvorgang die Diebstahlsicherung an der Ware automatisch und der Kunde kann mit seinem Einkauf den Laden wieder verlassen. Ohne Wartezeiten. Weder beim Betreten noch beim Verlassen.
McDonald's: Kassenlos?
Der US-Fastfood Riese modernisiert sich fast bis zur Unkenntlichkeit. Der 90er-Jahre-Stil ist den Filialen mittlerweile völlig fern. Moderne Einrichtungen locken nun den Kunden mit Bestellterminals, die immer mehr Features anbieten. Nun geht McDonald's noch einen Schritt weiter. Der Kunde bestellt nicht nur sein Essen am Terminal per Touchscreen, sondern bezahlt es auch dort. Sein Essen muss er allerdings noch von der Servicestation abholen.
Rund um die Uhr shoppen bei der Adolf Würth GmbH
Die Adolf Würth GmbH & Co. KG geht seit April noch einen Schritt weiter. Mit Würth24 hat sie nicht nur einen kassenlosen Markt für Montage- und Befestigungsmaterial eröffnet, sondern einen, der 24 Stunden von Montag bis Samstag geöffnet hat. Und das ganz ohne Personal. Durch eine App kann der Kunde jederzeit mit seinem QR-Code das Geschäft betreten und selbstständig seine Waren einscannen und den Lieferschein entgegennehmen. Ein scheinbar zukunftsträchtiges Geschäft. Laut dem Systemanbieter Wanzl Metallwarenfabrik GmbH soll dieses Konzept nach erfolgreich bestandenem Testlauf auch international weiter ausgebaut werden.
Einzelhandel: Innovativ und zielführend
Die neuen kassenlosen Systeme sind teuer aber womöglich ein Plus für moderne Kunden. Das bestätigt die enorme Akzeptanz der versuchsweise eröffneten kassenlosen Supermärkte.
Privatsphäre und Datenschutz scheinen hier eine weitaus geringere Rolle zu spielen, als es die Datenschutzgrundverordnung vermuten ließe. Kunden geben ihre Daten anscheinend lieber preis, wenn dadurch ihr alltäglicher Einkauf einfacher wird. Für den stationären Einzelhändler schafft das einen großen Mehrwert: Der Kunde wird greifbarer, denn Daten können erfasst werden, ohne den Kunden umständlich zu befragen. Wie zufrieden er ist, was er wann gerne für welche Summe einkauft und wie er sich im Mark verhält, wird sich einfach ablesen lassen. So können sie zuvor vielleicht unbekannte Kundenbedürfnisse frühzeitig erkennen und nutzen.
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