Die POCO Einrichtungsmärkte GmbH setzt auf Electronic Shelf Labels (ESL). Bislang sind 93 der 127 Filialen mit dieser Technologie ausgestattet, mit dem Ziel, die restlichen bis zum Jahresende nachzurüsten. Sebastian Schrader, Leiter Organisation bei POCO, hat uns erzählt, wieso das die richtige Entscheidung für die Möbelhäuser war, warum er die Implementierung mittlerweile anders angeht und welche Rollte neben digitalen Preisetiketten auch Displays in den Filialen spielen.
Sebastian, warum habt ihr euch bei POCO für digitale Preisetiketten entschieden?
Sebastian Schrader: Wir haben uns schon 2016 mit dem Thema auseinandergesetzt und ab 2017 mit der Installation begonnen. Bei 127 Filialen und bis zu 3000 Preisauszeichnungen pro Woche pro Store sahen wir den enormen Aufwand unseres Personals die Preisgestaltung aktuell zu halten. Es war nicht das Ziel, Zeit einzusparen, sondern die Kapazitäten der Mitarbeiter*innen für andere wichtige Aufgaben zu nutzen – Regale auffüllen oder Zeit in die Beratung investieren.
Wie sieht der Einsatz der digitalen Preisauszeichnung im Filialalltag aus?
Jeden Morgen erhält die Cloud im Hintergrund der ESL (Electronic Shelf Labels) eine Benachrichtigung vom zentralen Warenwirtschaftssystem mit den Artikeln und Preisen pro Store. Diese werden dann per Funkantenne auf die ESLs übertragen, sodass jedes Produkt täglich den aktuellen Preis erhält.
Und dadurch hat sich, wie erhofft, die Effizienz im Filialalltag gesteigert?
In unserem Fall definitiv. Durch den Einsatz von ESLs konnten wir 1 bis 1,5 Mitarbeiter*innen pro Store für andere Tätigkeiten freisetzen. Wir streben nicht danach, Personal abzubauen, sondern Kapazitäten zu schaffen, um unsere Kundschaft besser zu bedienen und zu beraten.
Wenn du auf die Implementierung zurückschaust: Was habt ihr gelernt und was würdet ihr heute anders machen?
Natürlich gibt es immer Learnings. Ob ich es anders machen würde, weiß ich nicht, denn sonst hätte ich die Learnings nicht. Ich denke, heute würde ich einen gesamten Markt mit ESL ausstatten. Wir haben damals mit Fachsortiment – Tapeten, Lacke, Farben – und Rand-Möbelbereich, also keine Groß-Möbel wie Sofas oder Kleiderschränke angefangen. So haben wir es in 30 Stores gemacht und dann festgestellt: Bei großen Möbeln funktioniert es auch ganz gut und haben dann in den Bereichen nachgezogen. Das war in 30 Stores ein großer, doppelter Aufwand, den ich in Zukunft vermeiden würde. Mein Tipp: Komplett machen oder bleiben lassen.
Gibt es Unterschiede bei den Sortimenten hinsichtlich der ESLs?
Ja, insbesondere was die Anbringung und Größe der Labels betrifft. Für große Möbelstücke wie Polstergarnituren und Kleiderschränke benötigen wir größere Labels, während kleinere Artikel wie Werkzeuge oder Dekorationsartikel mit kleineren Labels auskommen. Es gibt einen breiten Katalog an Möglichkeiten zur Anbringung, daher ist es ratsam, sich frühzeitig zu beschränken, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten.
Erwartest du mehr Automatisierung und Digitalisierung in den kommenden Jahren?
Ich glaube, bestimmte Bereiche können nicht digitalisiert werden, wie die persönliche Kundenberatung. Aber grundsätzlich wird sich in Zukunft in den Bereichen noch mehr tun, denn es gibt Kund*innen, die Selbstbedienungsterminals oder Scan-and-Go-Optionen bevorzugen. Es muss aber nicht immer im großen Stil gedacht werden. Unsere ESLs sind beispielsweise großartig für zusätzliche Informationen über QR-Codes, auch das zählt.
Wie wichtig sind Emotionen im stationären Handel?
Manche Produkte wie eine Kommode sind emotionslos. Die kauft man, um Sachen darin zu verstauen. Bei anderen Dingen macht es Sinn, Emotionen zu wecken. Lässt man neben dem Kaffeeautomaten einen Clip mit der passenden Zubereitung laufen oder stellt im Sommer eine Kühlbox mit eiskalter Coca-Cola im Gang auf und bebildert das mit passenden Sommer- und Strand-Bilder, dann wirkt das auf die Kundschaft und weckt durchaus Emotionen.
Ihr setzt in dem Zusammenhang auch auf Displays. Wo genau?
Displays spielen eine wichtige Rolle, um Emotionen zu wecken, besonders im Eingangsbereich unserer Küchenplanungsstudios. Wir setzen unterschiedliche Größen ein, von 43 bis 98 Zoll, um Werbeinhalte oder emotionale Erlebnisse zu vermitteln. Allerdings ist die Ausrollung natürlich kostenintensiv, deshalb nutzen wir an verschiedenen Stellen bereits bestehende Hardware und setzen neue Screens gezielt ein.
Hast du eine Veränderung im Kundenverhalten durch die Nutzung von Displays bemerkt?
Klassische Preisauszeichnungen auf Displays werden oft übersehen. Aber interaktive Features, die auf Papier nicht möglich sind, verändern die Kundenwahrnehmung. In den letzten Jahren haben Kund*innen gelernt, mehr mit Displays zu interagieren.
Wie sieht es mit der Verknüpfung von Online und Offline aus?
Wir versuchen, online und offline zu verknüpfen. Bei Produkten wie Waschmaschinen ist das Angebot online größer. QR-Codes führen Kund*innen auf unsere Webseite, wo sie aus einem umfangreicheren Sortiment wählen können.