Personalmangel und Prozesse mit Optimierungspotential im Einzelhandel? LOXO schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe und entlässt schon zu Beginn dieses Jahres das brandneue LOXO Alpha zunächst auf die Straßen der Schweiz: eine innovative Antwort auf den dynamisch wachsenden Online-Markt.
LOXO Alpha soll nichts Geringeres erreichen als den E-Commerce zu revolutionieren und möchte heutigen Herausforderungen wie geringen Margen, hohen Lieferkosten oder Fahrer*innenmangel etwas entgegensetzen. Wir haben bei Lara Amini, Co-Gründerin von LOXO, nachgefragt, wie konkret die nächsten Schritte für interessierte Einzelhändler*innen nach Marktstart aussehen und wie sie allgemeiner Skepsis gegenüber autonomen Fahrzeugen begegnet.
Lara, LOXO Alpha kommt schon im Frühling 2023 auf den Markt und ist sofort einsatzbereit. Wie steht es um die Software – Können Einzelhändler*innen auch gleich mit der Bearbeitung von Bestellungen loslegen?
LOXO hat ein Backend API entwickelt, um die Integration mit dem Kund*innen-Frontend, zum Beispiel einem Onlineshop, einfach und unkompliziert zu garantieren. Unsere Software übernimmt das Flottenmanagement, also die intelligente und effiziente Routen-Berechnung der einzelnen Bestellungen. Das heißt, es wird ermittelt, welche Kund*innen wann und wo kombiniert beliefert werden müssen. Die Software übernimmt zudem die Zuordnung der einzelnen Bestellungen in die richtigen Fächer des Fahrzeugs sowie die Benachrichtigung der Kund*innen bei Eintreffen des Fahrzeugs. Mittels eines personalisierten Codes kann die jeweilige Bestellung dann aus dem Fahrzeug geholt werden.
Wie sieht es am anderen Ende aus – Gibt es eine spezielle App für die Kund*innen oder integrieren die Einzelhändler*innen LOXO in ihre eigenen Apps?
Die Kund*innen verwenden wie gehabt die App ihres Einzelhändlers, können aber nun über flexiblere Lieferungsmodelle bestimmen. Sie können jetzt beispielsweise eine Lieferung auf eine bestimmte Uhrzeit am Tag ansetzen.
Inwiefern grenzt sich LOXO zu den in den letzten Jahren aufgekommenen Lebensmittel-Lieferdiensten ab, die hauptsächlich mit dem Fahrrad ausliefern?
Ein*e Fahrradkurier*in kann 1 bis 2 Bestellungen liefern, aber im „Scale“ ist dies nicht mehr möglich. Einfach gesagt, fehlt den Fahrradkurier*innen die Skalierbarkeit. Wir sprechen bereits heute von Fahrer*innenmangel und zu hohen operationellen Kosten bei Lieferfahrzeugen. Für Fahrräder, bei denen nur Einzellieferungen möglich sind, sehe ich ein Problem in der Wirtschaftlichkeit und Expansionsfähigkeit dieser Lösung. Trotzdem denke ich, dass bei Fahrradkurier*innen, besonders in der Essenslieferung, weiterhin großer Bedarf besteht.
LOXO wird den Lebensmittel-Lieferdienst revolutionieren, indem wir Skalierbarkeit, Flexibilität und Profitabilität ermöglichen. Zudem wird durch LOXO, respektive durch autonome Fahrzeuge generell, die Möglichkeit von der „geteilten Lieferung“ Realität: Kund*innen können geteilt liefern lassen und dadurch zusammen CO2 sparen. Im Weiteren ist das geteilte Liefern auch etwas, was die Einzelhändler*innen anspricht: Wenn sie gemeinsame Liefermedien nutzen, sparen sie weitere Kosten und Unmengen an CO2.
Heutzutage sind auf den öffentlichen Straßen kaum bis keine autonomen Fahrzeuge unterwegs. Viele haben Zweifel an der Technologie und ihrer Sicherheit. Wie gewährleistet LOXO ein zuverlässiges Fahren?
Vermutlich ist das Wort „autonom“ das, was Ängste auslöst und der bessere Ausdruck wäre wohl „unbemannt“. Zweifel und Ängste in Bezug auf neue Technologien gab es schon immer und wird es immer geben. Autonome Fahrzeuge sind eine dieser neuen Technologien und sie ist gerade erst dabei, sich in unsere Gesellschaft einzufügen. Wir sehen noch wenige auf öffentlichen Straßen, was nicht heißt, dass die Technologie nicht bereit wäre. Aber die notwendigen rechtlichen Grundlagen müssen Schritt für Schritt erarbeitet und umgesetzt werden.
Sicherheit ist selbstredend – Bei LOXO haben wir dafür neben der Automatisation auch eine Operationszentrale entwickelt (Deblockieren und Überwachung), wir nennen es „human in the loop“. Der Mensch wird auch bei autonomen Fahrzeugen nicht vollständig er-, sondern anders eingesetzt, und zwar so, dass die Sicherheit und Zuverlässigkeit sogar verbessert werden und zugleich eine gesunde Marktentwicklung ohne Arbeitsplatzreduktion stattfinden kann.
Was würdest du jemandem antworten, der Sorge vor einem veränderten Umgang und Zusammenwirken auf der Straße oder im Stadtbild hat?
LOXO Alpha fährt mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h und fügt sich damit in die durchschnittliche Stadtgeschwindigkeit ein. Ferner erkennt ein autonomes Fahrzeug überraschende Veränderungen im Straßengeschehen in ein paar Millisekunden und das 360° rund ums Fahrzeug herum ohne tote Winkel. Wenn nötig, leitet es einen Stopp oder sogar einen Notstopp ein.
Ganz abgesehen von technologischen und wirtschaftlichen Argumenten würde ich jedoch Skeptiker*innen empfehlen, sich zu überlegen, wie sie sich persönlich die Stadt der Zukunft vorstellen und ob sie sich nicht auch weniger Verkehr in Stadtzentren und mehr Zeit für Familie und Freund*innen wünschen. Dann ist ein autonomes Lieferfahrzeug, das nachhaltig, „on-demand“ und mit einem „human-in-the-loop“ liefern kann, sicher eine Lösung. Ich bin der Überzeugung, dass autonome Fahrzeuge wie LOXO Alpha ihre Vorteile und Sicherheit mit der Zeit selbst beweisen und sich die Bedenken dadurch ebenfalls legen werden.