Bei der Verbreitung von digitalen Kassenbons in Deutschland besteht noch Luft nach oben. Daran möchte das 2019 gegründete Unternehmen anybill etwas ändern. Wir haben mit der Geschäftsführerin und Gründerin Lea Frank über die Vorteile von digitalen Kassenbons und die Rolle der Bon-Ausgabepflicht gesprochen.
Frau Frank, welche Vorteile haben digitale Kassenbons für Händler und Kunden?
Lea Frank: Der digitale Kassenbon ist die kostengünstigere Alternative zum Papierbeleg. Außerdem positioniert sich das Unternehmen durch seine Verwendung nachhaltig und umweltbewusst. Vor allem aber bietet der digitale Bon im Gegensatz zum klassischen Kassenbeleg die Möglichkeit, einen digitalen Touchpoint zum Kunden im stationären Handel zu etablieren.
Somit ist er ein relevanter Bestandteil einer zukunftsfähigen Omnichannel-Strategie. Zusätzlich bietet der digitale Kassenbon verschiedene Mehrwertservices, wie die Anzeige von Produktinhaltsstoffen, Allergenen oder personalisierten Rezeptvorschlägen. Somit kann der Händler dem Verbraucher einen smarten Shoppingbegleiter an die Hand geben und Customer Experience durch Personalisierung verbessern.
Welche technischen Voraussetzungen müssen Händler erfüllen, um digitale Kassenbons anbieten zu können?
Jedes erweiterbare elektronische Kassensystem kann unsere Schnittstelle anwenden. Über diese Schnittstellen kann das Kassensystem ganz einfach digitale Belege gesetzeskonform ausstellen. Hierfür bieten wir eine einheitliche Schnittstelle, die vom Kassensoftwareanbieter angebunden wird.
Seit einem Jahr gibt es die Kassenbon-Ausgabepflicht in Deutschland. Schließt diese digitale Bons mit ein?
Gemäß der Belegausgabepflicht in Deutschland ist es notwendig, für jeden Einkauf einen Beleg auszustellen und diesen daraufhin dem Kunden zur Mitnahme anzubieten. Dabei besteht jedoch keine Mitnahmepflicht vonseiten des Kunden. Nach einem formlosen Einverständnis, dass dieser den Beleg nicht mitnehmen möchte, ist die Belegausgabepflicht also erfüllt, sobald im Vorgang ein Bon ausgestellt wurde.
Dabei darf der Kassenbon auch digital ausgestellt werden und der Kunde kann diesen trotzdem ablehnen und nicht mitnehmen. Das bietet einen großen Mehrwert für die Umwelt, da kein umweltschädliches Thermopapier verschwendet und trotzdem die Bonpflicht erfüllt wird.
Mit einer Lösung wie der von anybill können digitale Belege also gesetzeskonform ausgestellt werden. Wir setzen zudem in unserer Schnittstelle den E-Kassenbeleg-Standard des Deutschen Fachverbands für Kassen- und Abrechnungssystemtechnik e.V. um.
Sehen Sie eine Trendwende hin zum digitalen Kassenbon?
Gemäß einer aktuellen Umfrage des EHI Retail Institute zu Technologie Trends im Handel 2021 planen 85 Prozent der befragten Händler zukünftig den Einsatz von digitalen Kassenbons, 37 Prozent davon haben sie bereits im Einsatz oder pilotiert. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich hier ein Wachstum, das wiederum verdeutlicht, dass Händler sich vermehrt nachhaltig positionieren und den digitalen Touchpoint direkt an der Kasse für smarte Kundeninteraktionen nutzen möchten. Ihr Ziel ist es, sich digitaler aufzustellen und Kunden auf verschiedenen Kanälen zu erreichen. Die Mehrwerte, die der digitale Kassenbon bietet, werden Händlern dabei immer klarer.