Die Zeiten, in denen sich die Kunden dicht gedrängt zwischen Regalen in den Geschäften tummelten, liegen in der Vergangenheit. Ihren Store überhaupt für die Kundschaft öffnen zu dürfen, ist für eine Vielzahl der stationären Einzelhändler nicht mehr selbstverständlich. Und wenn geöffnet werden darf, gelten strikte Hygieneauflagen, Maskenpflicht und eine Beschränkung der Kundenanzahl, abhängig von der jeweiligen Verkaufsfläche.
Diese gesetzlichen Anforderungen stellen Händler vor ganz neue Herausforderungen. In einer kleinen Boutique, in der sich aufgrund der geringen Quadratmeterzahl ohnehin nur eine Handvoll Kunden aufhalten dürfen, mag es noch einfach sein, den Kundenfluss händisch zu kontrollieren. Doch je größer die Fläche und damit die zugelassene Kundenanzahl wird, desto schwieriger wird es, das Monitoring nebenbei zu erledigen. Technologie kann hier helfen und darüber hinaus noch zusätzliche und wertvolle Informationen liefern.
Erfassung von Daten wie sonst nur im E-Commerce
Ein marktführender Anbieter von automatisierten Kundenstrommessungen ist das Schweizer Unternehmen Xovis. Mithilfe einer Sensortechnologie werden Räume erfasst und Personenflüsse können in Echtzeit gemessen werden. Große europäische Lebensmittelhändler wie Aldi, Lidl, Migros oder Coop setzen bereits auf die Technologie des Anbieters. Seinen Ursprung hat das Unternehmen jedoch in einem ganz anderen Umfeld, nämlich in der Optimierung von Warteschlangen am Flughafen. Auch in Sportstudios, Museen, Offices und Veranstaltungsräumen findet die Technologie Anwendung.
Die 3D-Sensoren werden an der Decke des Stores befestigt und über ein einziges Kabel mit einem lokalen Router sowie einem Stromzugang verbunden. Der Sensor wandelt die 3D-Bilder direkt in statistische Daten um, die dann beliebig verarbeitet werden können. Zum Beispiel kann der Händler die Daten in eine Cloud senden und sich dort die wichtigen Kennzahlen veranschaulichen lassen oder auch diese zur Analyse in Drittsysteme einspeisen.
„Ähnlich der Funktionsweise des menschlichen Auges erfassen die an der Decke montierten Xovis-3D-Sensoren die darunter liegenden Bereiche, um ein 3D-Bild der gesamten Situation zu erstellen. Die direkte Verarbeitung dieser 3D-Bilder auf dem Sensor erlaubt eine exakte und anonyme Analyse von Personenflüssen in Echtzeit. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz erlaubt neben der einfachen Personenzählung auch Statistiken zu Blickrichtungen, Gruppenverhalten, Kundendemographie oder dem Tragen von Gesichtsmasken “, erklärt VP Strategy Konstantin Ewald.
Und die DSGVO?
Blickrichtungen? Maskenerkennung? Wo so viele Daten erhoben und ausgewertet werden, liegt die Sorge nach dem Datenschutz nahe. Doch alle erfassten Daten sind und bleiben hier anonym. Das bedeutet, dass keinerlei Videoaufnahmen erstellt werden, sondern einzig Daten über die äußeren Vorgänge erfasst und verarbeitet werden.
Ein anderes Unternehmen, das ebenfalls ein Kundenmonitoring anbietet, ist die Firma screenFOODnet. Im Gegensatz zu Xovis haben sie sich gegen die Funktion einer Maskenerkennung entschieden: „Wir können diese Funktion anbieten, es fehlt aber beim Bedarf auf Seite der Händler und die Akzeptanz der Gesellschaft. Niemand will, dass ein System einer schwangeren Kundin mit Masken-Dispens den Eingang verwehrt“, erzählt uns CMO Stefan Jauk. Im Gegensatz zur breiter ausgelegten Personenflussmessung von Xovis wurde die Lösung screenFOOD aXs (Abkürzung für Access – Zugang) während des 1. Lockdowns im Frühjahr 2020 mit dem klaren Ziel entwickelt, Einzelhändler bei der Wiedereröffnung zu unterstützen, sodass diese keine Zeit und Energie in die Zugangskontrolle investieren müssen. ScreenFOOD aXs basiert ebenfalls auf einer Sensortechnologie. Die Sensoren werden an den Ein- und Ausgängen des Stores montiert. Daneben verfügt das System über einen Bildschirm, der ebenfalls im Eingangsbereich angebracht wird und über den Kunden über die ungefähre Wartezeit und bei Bedarf über Aktionen und Neuheiten im Store informiert werden können.
Was genau erwarte ich von einem Monitoring in meinem Store?
Einzelhändler, die sich für ein sensorbasiertes Monitoring in Ihrem Store interessieren, sollten sich zunächst einmal überlegen, was Sie mit dem Tracking erreichen wollen. Geht es ihnen ausschließlich darum, die laut aktueller Corona-Schutzverordnung zulässige Anzahl von Kunden zu überwachen? In diesem Falle ist wahrscheinlich ein in der Funktionsweise reduziertes, jedoch extra dafür entwickeltes System wie das von screenFOODnet passend.
Wer jedoch darüber hinaus eine breitere In-Store-Analyse durchführen will, für den ist eine umfassendere Lösung wie die von Xovis passender. Mehrere Sensoren, die an der Decke des Stores verteilt angebracht werden, ermöglichen eine detailliertere Analyse des Kundenverhaltens auf der Verkaufsfläche. Mithilfe der erhobenen Daten kann eine Anpassung und Optimierung von Sortiment, Store Layout und Mitarbeiterplanung vorgenommen werden. Außerdem können die Sensoren dazu eingesetzt werden, Mitarbeiter über lange Warteschlangen oder unbediente Kunden in entfernteren Bereichen des Stores zu informieren.
Auch Xovis arbeitet seit der Corona-Krise vermehrt an einfach zu nutzenden Lösungen. "Wir haben vor einem Jahr angefangen, stark in den Aufbau unserer Cloud Kompetenzen zu investieren. Das Motto ist hier ganz klar "Plug & Play" – wir wollen hochpräzise Technologien bieten die einfach zu installieren sind. Hierfür entwickeln wir Installationstools und schlüsselfertige Cloud-Lösungen für unsere Partner, damit eine schnelle und reibungslose Implementierung sichergestellt ist." Noch diesen Frühling sollen die Cloudlösungen vorgestellt werden erzählt Konstantin Ewald von Xovis.
Was jedoch für alle Monitoring-Systeme gilt: Sie entlasten die Mitarbeiter, machen Absperrungen am Eingang überflüssig und schaffen Klarheit für die Kunden.