Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Industrie und Handel

Transparenz schaffen und effizienter agieren

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Quelle: Envato/tampatra

Am 01. Januar 2023 tritt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft, das sowohl die Industrie als auch den Handel betrifft. Eine aktuelle Studie zur Umsetzung des LkSG von Sapio Research im Auftrag von K3 Business Technologies kommt zu dem Ergebnis: Es gibt Nachholbedarf im Supply Chain Management. Doch welche Auswirkungen hat dies auf den Handel und welche Maßnahmen müssen Retailer und Reseller jetzt ergreifen?

Sapio Research hat eine Umfrage unter 100 Entscheidungsträger im Supply Chain Management durchgeführt, um herauszufinden, wie Unternehmen auf das Inkrafttreten des LkSG vorbereitet sind. Die Ergebnisse in Kürze:

  • Rund ein Drittel der Umfrage-Teilnehmenden (34 Prozent) haben zwar bereits von dieser Gesetzgebung gehört, kennen aber deren Details nicht.
  • Von denjenigen, die sich der Notwendigkeit der Einhaltung des LkSG bewusst sind, kann etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) noch nicht Compliance-konform agieren.
  • Zu viele Unternehmen setzen heute noch auf zeitaufwändige, manuelle oder wenig automatisierte Prozesse zur Speicherung von Compliance-Informationen und Zertifizierungen.
  • 93 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass sie neue technologische Lösungen benötigen, um das LkSG-Gesetz in ihrem Unternehmen in vollem Umfang umsetzen und einhalten zu können.
  • Fast alle Befragten (98 Prozent) beabsichtigen, die Themen Nachhaltigkeit, geringere Umweltauswirkungen und den Schutz des Wohlergehens der Arbeitnehmer in ihren Lieferketten für ihr Marketing zu nutzen.
Ein Mann im Anzug mit verschränkten Armen lächelt in die Kamera...
Autor des Beitrags ist Karsten Kurella, Enterprise Sales Director bei K3 Business Technologies.
Quelle: K3

Anforderungen an die LkSG-Umsetzung: Risikoanalyse, Dokumentation, Prävention

Um die Umsetzung des LkSG zu gewährleisten, müssen Unternehmen zunächst die rechtlichen Anforderungen zur Vorbereitung auf die LkSG-Einführung prüfen. Darüber hinaus müssen sie ein Risikomanagement einführen, um jährlich eine Risikoanalyse durchzuführen und die Auswirkungen ihres Handelns auf Menschenrechte und Umwelt zu bestimmen.

Zudem müssen sie ein Verfahren für den Umgang mit Beschwerden etablieren – entweder im eigenen Unternehmen oder in Zusammenarbeit mit einem externen Partner. „Sollte es zu Beanstandungen kommen, müssen Unternehmen nachweisen, dass sie korrekte Verfahren angewandt haben. Sie sollten sofort aktiv werden und sicherstellen, dass auch künftig keine Probleme auftreten können. Das Gesetz wird mit Sicherheit dazu führen, dass NGOs, Umweltorganisationen oder auch die Presse nach Unregelmäßigkeiten suchen werden und es zu mehr Untersuchungen kommen wird. Der Druck auf die Einkaufsteams wird steigen. Wir werden jedoch hoffentlich auch stabilere Beziehungen zwischen Einkäufern, Händlern, Fabriken und Lieferanten von Rohstoffen sehen“, erklärt Rik Veltman, Fashion Industry Expert bei der K3 Business Technology Group.

Stellen Unternehmen Verstöße gegen das LkSG fest, sind sie angehalten, Maßnahmen zur Abhilfe und Prävention zu ergreifen. Ansonsten kann es für sie teuer werden – es drohen erhebliche Bußgelder.

Zudem sind sie dazu verpflichtet, die Erfüllung des LkSG fortlaufend zu dokumentieren und jedes Geschäftsjahr einen Bericht über die getroffenen Maßnahmen bereitzustellen, entweder öffentlich oder für eine Aufsichtsbehörde. Nur so ist gewährleistet, dass alle Beteiligten der Lieferkette – auch der Handel – die Einhaltung des Gesetzes prüfen können und das Supply Chain Management ausreichend transparent ist. „Mit dem Inkrafttreten des LkSG müssen Unternehmen in der Lage sein, auf Anfrage Einzelheiten zu ihrem Supply Chain Management vorzulegen. Dieses Ersuchen kann von einer staatlichen Einrichtung, aber auch von der Presse oder einem Kunden gestellt werden. Ein Unternehmen kann die Vorlage von Einzelheiten – je nach Dringlichkeit – hinauszögern, aber die Verpflichtung, das LkSG einzuhalten, besteht dennoch“, führt Rik Veltman aus.

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Integration des Handels in die Supply Chain

Das LkSG und andere ESG-Vorgaben (ESG: Environmental Social Governance) zeigen eine deutliche Entwicklung auf. Das LkSG ist ein Ausgangspunkt dafür, dass Lieferketten und deren Informationsmanagement kontinuierlich transparenter werden müssen. Grundsätzlich ist es auch heute noch möglich, dass Handelsunternehmen die Einhaltung des LkSG manuell überwachen und prüfen. Dies ist jedoch sehr zeitaufwändig, kostenintensiv und fehleranfällig. Es liegt auf der Hand, dass die Bereitstellung und der Austausch von Lieferketten-Informationen zwischen den Systemen der an der Lieferkette Beteiligten schneller vonstattengehen, wenn die Prozesse automatisiert werden können.

Einzelhändler sollten versuchen, die Datenerfassung und den Datentransfer so weit wie möglich zu automatisieren – um Transparenz zu schaffen, gesetzeskonform zu agieren, und effizienter zu arbeiten. Und sie sollten jetzt mit der Planung dieser Strategie beginnen, wenn sie es nicht schon getan haben.

Rik Veltman erläutert die aktuelle Situation: Sowohl Softwareunternehmen als auch Modefirmen sind heute dabei, eine Lösung für eine automatisierte Supply Chain zu entwickeln und verfügen über Software in verschiedenen Entwicklungsstadien. In den kommenden drei Jahren werden sich vermutlich standardisierte Lösungen herauskristallisieren. Softwareunternehmen sollten sich auf die Kunden einlassen, um deren Erkenntnisse zu nutzen und Lösungen so zu entwickeln, dass sie die Prozesse des Supply Chain Managements optimal unterstützen und damit Unternehmen die Möglichkeit geben, transparent zu werden.“ Es ist eine Zusammenarbeit, weil „Transparenz“ nicht nur ein Artikelstatus ist. Transparenz kommt mit „Change-Management“: mit einer anderen Art der Materialauswahl, Produktentwicklung und -verwaltung. Modeunternehmen können nicht einfach auf neue und gute Softwarelösungen warten. Auch sie müssen „an die Arbeit“!

Verankerung der Nachhaltigkeit in IT-Systemen

Das Management, die Überwachung sowie die Dokumentation der Lieferketten sind komplexe Prozesse und stellen hohe Anforderungen an die IT. Eine moderne Softwarelösung sollte die Nachhaltigkeitsstrategie im Rahmen des LkSG umsetzen können: Hierzu ist es erforderlich, dass alle relevanten Daten und Parameter von Marken, Zulieferern und Produkten unkompliziert zusammengeführt und strukturierte Verfahren zum Nachweis der entsprechenden Zertifikate umgesetzt werden.

  • Ein einfaches Onboarding von Partnern und Zulieferern sowie Abfragetools zur Informationsübermittlung erleichtern die Zusammenarbeit und gestalten die Prozesse effizienter.
  • Automatisierte Erinnerungen im Fall von fehlenden Informationen oder zum Ablaufen von Zertifikaten ermöglichen es Unternehmen, vorausschauend handeln zu können.
  • Eine verlässliche Authentifizierung von allen relevanten Dokumenten verhindert Manipulation und sorgt für maximale Sicherheit.

Dabei ist es wichtig für den Handel, dass auch der Verbraucher die Möglichkeit hat, die Informationen zur Einhaltung des LkSG für einen Artikel abzurufen – beispielsweise mit dem Smartphone anhand eines QR-Codes. Denn auch die Verbraucher fordern mehr Transparenz und bevorzugen zunehmend Marken, die der Nachhaltigkeit Vorrang einräumen.

Autor: Karsten Kurella, K3 Business Technologies

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