Firmennachricht • 14.03.2013
Online-Marktanteil wächst auf 10 Prozent – Stationärer Handel gefordert
Ein Kommentar von Michael Gerling, Geschäftsführer des EHI Retail Institute, zur Entwicklung des E-Commerce Marktes
Die Veröffentlichung der deutschen Umsatzzahlen vom Amazon vor wenigen Wochen hat für einige Schlagzeilen gesorgt. 6,8 Milliarden Euro setzte der größte aller Online-Händler hierzulande im vergangenen Jahr um. Weit mehr als allgemein geschätzt wurde.
Unter Berücksichtigung dieser und anderer neuer Daten zum Online-Handel hat das EHI erstmals den Gesamtumsatz des Online-Handels in Deutschland berechnet. Insgesamt dürfte der Brutto-Umsatz des Online-Handels in Deutschland im vergangenen Jahr rund 45 Mrd. Euro betragen haben.
Dies sind Zahlen für den reinen Online-Handel mit physischen und digitalen Gütern, einschließlich der Apotheken, aber ohne Kfz- und natürlich Brennstoffhandel. Nicht berücksichtigt ist dabei der klassische Katalog-Versandhandel und nicht berücksichtigt sind digitale Dienstleistungen wie Reisen, Veranstaltungskarten, Flug- und Bahntickets oder Mietwagenbuchungen. Ausgangspunkt der Berechnung ist die Liste der 1.000 größten Online-Händler, die EHI und statista seit nunmehr drei Jahren regelmäßig veröffentlichen. Die Daten dieser Liste stammen aus direkten Unternehmensangaben, Sekundärquellen und zum Teil frequenzbasierten Schätzungen.
Online-Umsatz wächst weiter zweistellig
Der Netto-Gesamtumsatz der 1.000 führenden Online-Händler betrug nach heutigen Erkenntnissen in 2011 etwa 27 Mrd. Euro. Die letzten Unternehmen auf dieser Liste erreichen Netto-Jahresumsätze von knapp 5 Mio. Euro. Rechnet man diese Zahlen auf einen Markt von 10.000 Online-Unternehmen hoch, so ergibt sich ein Netto-Gesamtumsatz von etwa 35 Mrd. Euro. Die Einbeziehung weiterer Unternehmen hat keinen wesentlichen Einfluss auf den Markt insgesamt, da die Umsätze weiterer Unternehmen so gering sind, dass auch eine große Zahl den Gesamtumsatz nicht mehr signifikant erhöht.
Wir gehen auf Basis erster vorliegender Daten aus den Unternehmen von einem Marktwachstum im Online-Handel von 12 Prozent in 2012 aus. Daraus ergibt sich ein Netto-Marktvolumen von 39 Mrd. Euro, der Bruttoumsatz dürfte unter Beachtung der relevanten Warengruppen bei etwa 45 Mrd. Euro liegen. Bei einem geschätzten Brutto-Einzelhandelsumsatz von rund 430 Mrd. Euro ( ohne Apotheken, Kfz-, und Brennstoff-Handel) hat der Online-Handel damit in 2012 erstmals die 10 Prozentmarke überschritten.
Stationärer Handel ist gefordert
Dies zeigt, dass alle Handelsunternehmen gut daran tun, sich weiterhin intensiv und mit aller Ernsthaftigkeit mit dem Online-Handel zu befassen. Das gilt für alle Branchen. Auch, wenn die größte aller Handelsbranchen, der Lebensmittelhandel, auch weiterhin im Online-Handel nicht mit relevanten Umsätzen vertreten ist. Grund zur Panik für den stationären Handel sehen wir allerdings nicht. Jedes zweite der größten 1.000 Online-Handelsunternehmen verkauft seine Waren schon heute sowohl in stationären Geschäften als auch via Internet. Unter den 1.000 größten Online-Händlern sind also bereits viele bekannte stationäre Handelsunternehmen prominent vertreten und diese werden auch in Zukunft Ihre Umsatzanteile im Online-Handel ausbauen. Die Herausforderung wird allerdings darin bestehen, dass Online-Geschäft auch profitabel zu gestalten.
Online integraler Bestandteil von Offline
Die Hochrechnung der Online-Umsätze bei zweistelligen Wachstumsraten zeigt ebenfalls, dass auch in 10 Jahren der stationäre Einzelhandel die Branche noch dominieren dürfte. Allerdings wird der Online-Handel dann zu einem integralen Bestandteil der Handelswelt geworden sein. Wir werden diese Veränderungen weiter intensiv begleiten, mit harten Fakten zum Markt, die zur Versachlichung teils emotional geführter Diskussionnen beitragen, mit Kongressen, Messen und weiteren Dialogplattformen für die Vertreter der Branche.
Der EHI Multichannel Management Kongress am 4. und 5. Juni in Köln dürfte dabei einer der Höhepunkte in unserem Programm sein.
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