Interview • 18.01.2021

Verkaufsautomat: Kunde allein im Laden

Combi City-Markt ermöglicht Rund-Um-Die-Uhr-Einkaufen – ohne Mitarbeiter

Der Combi-City-Markt von außen
Quelle: Wanzl

Einkaufen nach Ladenschluss? Im Combi City-Markt Bünting in Oldenburg geht das. Am 24/7-Ausgabeautomaten haben Spät- oder Nachtshopper die Möglichkeit, sich mit allem Nötigen aus dem Supermarktsortiment einzudecken.

Einer der klugen Köpfe hinter der Lösung ist die Firma Wanzl. Jürgen Frank, Geschäftsbereichsleiter Shop Solutions und Leiter Marketing erzählt exklusiv, wie die neue Einkaufsalternative funktioniert.

Herr Frank, im Combi City-Markt in Oldenburg können Kunden 24/7 einkaufen – Erklären Sie das Prinzip des Marktes.

Jürgen Frank: Es ist eine Hybrid-Lösung für die Innenstadt. Einerseits bietet der Combi City-Markt mit über 5.000 Artikeln ein kompaktes Supermarktsortiment auf einer Verkaufsfläche von 450 Quadratmetern. Direkt nebenan ergänzt die von KHT sowie Wanzl entwickelte und von Bünting erstmals in der Praxis eingesetzte, vollautomatisierte Automatenlösung Combi 24/7 das klassische Supermarkt-Angebot. Diese steht in einem an den Markt angegliederten Bereich mit separatem Eingang. In Oldenburg übernimmt der Ausgabeautomat die Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit Produkten des täglichen Bedarfs. Insgesamt stehen 500 Artikel aus dem gekühlten und ungekühlten Food-Sortiment, der Obst- und Gemüseabteilung, dem Getränkeangebot sowie der Drogerie zur Verfügung.

Schaffe ich es also nicht zu den üblichen Öffnungszeiten in Geschäft, kann ich einfach alleine später meinen Einkauf erledigen?

Genau, Mitarbeiter werden nicht benötigt, da die Bedienung des Kassen- und Bestellterminals intuitiv und selbsterklärend ist. Zusätzlich sind die wichtigsten Schritte gut sichtbar und leicht verständlich auf einer Wand direkt neben dem Terminal festgehalten. Über diesen wählen Sie die gewünschten Produkte aus. Die Suche und Auswahl erleichtern voreingestellte Produktkategorien, Ordnungskriterien wie Preis, Name oder Beliebtheit sowie weitere Filter. Sollen zum Beispiel Lebensmittel mit bestimmten Allergenen gar nicht erst auf dem Screen erscheinen, werden diese mit dem richtigen Filter einfach ausgeblendet.

Frau steht an Fließband und wartet auf Ware
Quelle: Wanzl

Wie werden Lebensmittel gelagert und herausgegeben?

Der Automat verfügt über ein teilautomatisiertes Kommissioniersystem. Bedeutet: Mitarbeiter legen die entsprechenden Artikel auf ein Förderband. Anschließend erfasst ein 360°-Scanner automatisch alle wichtigen Produkteigenschaften. Informationen zum Kühlungsbedarf und Jugendschutz kommen über die Produktstammdaten, die über die Middleware entsprechend gepflegt werden. Die Ausgabe alkoholischer Getränke ist dadurch beispielsweise wie beim herkömmlichen Einkauf auch an einen Alterscheck per Personalausweis gekoppelt. Generell werden die Artikel chaotisch per Picksystem mit einem oder zwei Greifarmen im Automaten eingelagert. Folglich können Schnelldreher neben Langsamdrehern lagern. Das gleiche System übernimmt ebenso die Warenausgabe. Der Kommissionierroboter legt die georderten Produkte auf ein Förderband, das zum Verkaufsraum führt. Alle gescannten Artikel werden zudem automatisch im Warenwirtschaftssystem des Marktes beziehungsweise des Automaten registriert. Durch eine permanente, automatische Inventur, Überwachung und Tracking der Mindesthaltbarkeitsdaten werden die Bestände autonom kontrolliert und bei Bedarf eine Mitteilung an den Marktleiter ausgegeben, wenn die Warenverfügbarkeit einzelner Artikel zur Neige geht.

Was muss ein Händler beachten und technisch mitbringen, um einen solchen Automaten zu nutzen und aufzustellen?

Der Ausgabeautomat 24/7 folgt einem eher schlanken und einfach zu installierenden Ansatz und ist als Ergänzung oder Erweiterung stationärer Flächen sowie für Click&Collect- oder Click&Drive-Modelle gedacht und konzipiert. Dadurch ist er sowohl wirtschaftlich skalier- als auch praktisch leicht realisierbar. Grundsätzlich ist der Automat nach wenigen Tagen installiert und einsatzbereit. Die konkrete Umsetzung und der Installationsaufwand sind abhängig von Standort, Bestands- oder Neubau, Größenauslegung des Automaten sowie Integrationsfähigkeit ins bestehende Warenwirtschaftssystem. In der Länge als auch in der Höhe ist der Ausgabeautomat flexibel, sodass er in so gut wie jede Filiale zu integrieren ist. Bei Bedarf kann er über ein Ausgabefach im Verkaufsraum mit angrenzenden Lager-, Keller- oder Obergeschossräumen verbunden werden.

Warum braucht es einen solchen Markt heutzutage?

Der 24/7-Ausgabeautomat bedeutet eine Win-win-Situation für alle. Kunden profitieren von der durchgehenden Warenverfügbarkeit, der stationäre Handel von der zusätzlichen Absatzmöglichkeit mit wenig Flächenbedarf und unabhängig von klassischen Ladenöffnungszeiten. Das Konzept ist nicht auf Branchen oder Standorte festgelegt. Grundsätzlich bietet es sich überall dort an, wo nur eine geringe Verkaufsfläche zur Verfügung steht, das kann in Innenstädten sein sowie an Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen oder Flughäfen. 

Ist diese Art des Einkaufens die Zukunft und wird herkömmliche Supermärkte auf Dauer ablösen?

Der 24/7-Ausgabeautomat wird keine Supermärkte ersetzen, sondern vor allem dort ergänzen, wo wenig Verkaufsfläche zur Verfügung steht. Er ist eine weitere Art des Einkaufens und eine gute Antwort für den stationären Handel auf das geänderte Konsumverhalten. Kunden wechseln je nach Situation zwischen On- und Offlinekanälen hin und her, wollen sofortige Verfügbarkeit sowie Einkaufen möglichst rund um die Uhr. Diese Ansprüche erfüllt der 24/7- Ausgabeautomat perfekt.

Interview: Katja Laska

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