Bericht • 27.11.2015

EuroCIS 2016: Mehr Mut zu Mobile!

Mobiles Bezahlen ist in aller Munde – nur (noch) nicht beim Verbraucher

EuroCIS 2016: Mehr Mut zu Mobile!
Quelle: GS1 Germany GmbH

Besonderes Interesse in der Retailszene weckt unverändert das Thema Mobile Payment. Welche Mobile Payment Arten dem Handel aktuell angeboten werden und welche Trends sich für die Zukunft abzeichnen, wird auf der EuroCIS, The Leading Retail Trade Fair, vom 23. bis 25. Februar 2016 in Düsseldorf, von Anbietern, wie z.B. CCV Deutschland, ConCardis, Ingenico, GK Software, InterCard, Itellium, S-Card, SIX Payment Services, TeleCash, Telekom, VeriFone, Wincor Nixdorf, Wirecard, Worldline oder Yapital, präsentiert.

Die jüngste Studie des EHI Retail Institute hat ergeben, dass zum Jahreswechsel 2015/2016 57,3 Prozent der großen deutschen Einzelhändler in der Lage sein werden, kontaktlose Zahlungen zu verarbeiten. Weitere 24,4 Prozent planen dies für die nahe Zukunft. Insbesondere in Branchen mit vergleichsweise niedrigen durchschnittlichen Einkaufsbeträgen wird die Möglichkeit, Zahlungen schneller und für den Kunden augenscheinlich komfortabler durchzuführen, schon bald zum Standardrepertoire gehören.

Auf der Systemanbieterseite wird hierzu gleichzeitig ein erheblicher Druck ausgeübt, um möglichst ein flächendeckendes Akzeptanzstellennetz zu knüpfen. Nach dem Willen von MasterCard müssen schon jetzt alle Neugeräte, die MasterCard oder Maestro-Zahlungen verarbeiten, kontaktlosfähig sein. Spätestens ab 2018 gilt dies auch für alle Altgeräte. Diese Fristsetzung dürfte dann auch mit einem weiter dynamischen Austausch von Terminals einhergehen. In der Standardisierungsfrage scheint mit der Wahl für die NFC-Technologie aufgrund der Massentauglichkeit und hohen Leistungsstärke weitgehend Klarheit zu bestehen. Schon jetzt ziehen Unternehmen wie Aldi oder die Schwarz-Gruppe beim Thema kontaktloses Bezahlen nach und schaffen damit gleichzeitig auch die notwendige Infrastruktur für die nächste Entwicklungsstufe: das mobile Bezahlen.

Doch bei aller Euphorie und Investitionsbereitschaft gilt es vor allem, den Kunden bei der Entwicklung mitzunehmen. Das ist ganz eindeutig momentan noch der Knackpunkt. Denn schon die Nutzungszahlen beim kontaktlosen Bezahlen sind bislang deutlich hinter den Erwartungen der Systembetreiber und des Einzelhandels zurückgeblieben. Ein Grund könnte die noch keineswegs optimale Ausstattung der Kunden mit kontaktlosfähigen Karten sein. In Deutschland ist insbesondere die Sparkassenorganisation einer der Treiber, während der Kundenkreis der Genossenschafts- und Privatbanken nur in seltenen Fällen über diese High-Tech-Karten verfügt. Vermutlich sind aber auch die Kenntnisse oder die Einschätzung der Kunden über die Vorteile kontaktlosen Bezahlens und damit auch positive Erfahrungswerte noch zu schwach ausgeprägt.

Christine Bauer, Leitung Vertrieb & Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung bei CCV Deutschland zur aktuellen Situation: „Es muss noch viel getan werden um eine großflächige Akzeptanz von Mobile Payment bei den Verbrauchern zu erreichen. Dabei spielt die bisher noch eher spärliche Verbreitung der Wallets der Betreiber sicherlich eine große Rolle. Leuchtturmprojekte wie NFC-City Berlin sorgen zwar für Aufmerksamkeit, aber die Hemmschwelle in der Kassenschlange auf eine noch eher unbekannte Bezahlweise zurückzugreifen ist groß. Auf der anderen Seite geht der Trend immer mehr zum mobilen Point-of-Sales. Die damit verbundene Flexibilität und die Möglichkeit der Nutzung von Tablets, Apps und Smartphones in Verbindung mit mobilen Terminals haben für einen sehr schnellen Akzeleratoreffekt gesorgt.“

In anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel in Polen, ist kontaktloses Bezahlen schon viel stärker „gelernt“ als in Deutschland. Mit weiter wachsendem Akzeptanzstellennetz und einer höheren Kartendichte sollte und müsste sich das aber auch hierzulande ändern, damit sich die Investitionen amortisieren.

Für nicht wenige gilt das kontaktlose Bezahlen sowieso nur als Zwischenstation auf dem Weg zum mobilen Bezahlen im engeren Sinn. Das Smart Phone wird dabei zum zentralen Device. Die NFC-Technologie, die schon dem kontaktlosen Bezahlen zu Grunde liegt, kann in den meisten Fällen auch für das mobile Bezahlen genutzt werden. Das ist ein großer Vorteil, da sich das Henne-Ei-Problem von Akzeptanz und Nachfrage folglich nicht noch einmal stellen wird. So setzt auch Apple Pay, das nach dem erfolgreichen Markstart im Oktober 2014 in den USA seit Juli 2015 auch in UK verfügbar ist, auf NFC. Auch Googles Android Pay oder Samsung Pay nutzen NFC. Und auch beim aktuellen Test in der deutschen Hauptstadt wird unter dem Slogan „NFC-City-Berlin“ Near-Field-Communication favorisiert – ob mobil oder kontaktlos.

Doch alle diese Entwicklungen aus dem In- und Ausland werden nur langfristig erfolgreich sein, wenn es gelingt, Bedürfnisse beim Kunden zu wecken und das Gefühl eines echten Mehrwerts zu vermitteln.

Je einfacher handhabbar, desto größer dürften die Erfolgschancen sein. Die große Kunst ist es dabei, die Einfachheit der Abwicklung mit einem hohen Maß an Sicherheit in Einklang zu bringen. Denn die Studien des EHI belegen, dass das Thema Sicherheit für Händler und Kunden gleichermaßen der wichtigste Erfolgsfaktor für bestehende und künftige Zahlungssysteme ist.

Gleichzeitig geht es darum, Mehrwerte zu schaffen. Daher wird das mobile Bezahlen auch in sehr engem Zusammenhang mit innovativen Couponing-Lösungen und weiteren Maßnahmen zur Kundenbindung gesehen. Der große Knackpunkt für den Handel ist dabei die Bewahrung der Datenhoheit aus der Beziehung Handel-Kunde. Auch dies ist ein weiterer wichtiger Faktor für erfolgreiches Mobile Payment. Das Vertrauen des Kunden zu innovativen Systemen wächst und sinkt mit dem vertraulichen Umgang mit seinen Daten.

Wenn es gelingt, das Vertrauen des Kunden zu gewinnen und zu erhalten, wird er auch mobilen Bezahllösungen gegenüber offen gegenüber stehen. Bei Apple beispielsweise werden unter dem Stichwort „Tokenisierung“ im Secure-Element für die in der Apple Wallet abgelegten Karten Referenznummern hinterlegt und beim Bezahlvorgang mit dynamischen Sicherheitscodes verknüpft. Zur Authentifizierung nutzt der Kunde den eingebauten Fingerabdruck-Scanner des iPhones. Offensichtlich sind bereits viele Apple-Kunden in den USA und UK von dieser Entwicklung überzeugt, denn die Nutzungszahlen steigen.

Andere Lösungen setzen hingegen auf die Einbeziehung der Telekommunikationsbranche und ihrer Sicherheitsmodule. Ob und wann sich die Systeme in Deutschland etablieren, ist nicht zuletzt auch eine politische Frage, denn für einen flächendeckenden Erfolg benötigt Apple auch hierzulande einen starken Issuing-Partner. Zur Zeit scheint eine Einigung noch weit entfernt, denn die deutschen Kreditinstitute halten es momentan offensichtlich für ausgeschlossen, wie ihre Kollegen in den USA an Apple einen Provisionssatz von 0,15 Prozent des Transaktionsbetrags zu bezahlen.

In der Zwischenzeit darf man sich für die Zukunft rüsten und die Entwicklungen beobachten. Denn auch Deutschlands markführendes Bonuspunkteprogramm Payback hat für 2016 bereits eine mobile Zahlungslösung angekündigt und auch die deutsche Kreditwirtschaft arbeitet nach neuesten Aussagen an einer eigenen Variante – geplante Markteinführung frühestens in drei Jahren.

Die EuroCIS Aussteller werden zur Fachmesse Ende Februar eine große Bandbreite an Innovationen und Weiterentwicklungen in Sachen Mobile Payment im Gepäck haben. Hier nur zwei Beispiele: Peter Heinen, Portfolio Manager bei Worldline, kündigt an: „Auf der EuroCIS zeigen wir QR-Code oder NFC-basierte End-to-End-Mobile Payment-Lösungen. Für die Zahlungsabwicklung stellen wir HCE-Lösungen und die vielfältigen Worldline Wallet-Verfahren vor. Daneben präsentieren wir unsere innovativen Lösungen aus den Bereichen POS-Terminals, Payments, Digital Retail, E-Commerce sowie Cross-Channel-Commerce.“ Und Christine Bauer, CCV, verrät: Wir haben insbesondere unseren mPOS Bereich verstärkt und werden unsere eigene CCV App präsentieren. Unser kleines, mobiles CCV Fly hat mittlerweile Schnittstellen zu sehr vielen branchenspezifischen Apps wie z.B. gastronovi oder bitbakers, auch diese Möglichkeiten werden wir vorstellen. Und wer Apple Pay live erleben möchte ist bei uns auch genau richtig.“

Quelle: Messe Düsseldorf GmbH

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Deutschland

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