Bericht • 03.06.2013
Mobile Payment – Vielzahl der Angebote verwirrt die Verbraucher
Zu viele Köche verderben den Brei – Das gilt auch für das Thema Mobile Payment
Eine fast unüberschaubar scheinend große Anzahl verschiedener Anbieter gibt es inzwischen am Markt. Natürlich gibt es Kunden, die die neuen Angebote gerne wahrnehmen. Aber die Mehrheit wird heute noch von den vielen Insellösungen abgeschreckt. Denn wenn der gewählte Dienst nicht überall funktioniert, sind die Kunden schnell genervt.
Das mobile Bezahlen mit dem Smartphone gilt schon seit Jahren als die Payment-Methode der Zukunft. Dem kontaktlosen sowie dem mobilen Bezahlen bescheinigt der Handel laut einer aktuellen Studie des EHI Retail Institute in jedem Fall eine vielversprechende Zukunft, denn über 70 Prozent der großen Unternehmen planen, in neue Bezahlverfahren zu investieren. Damit schafft der Einzelhandel die Voraussetzung für kontaktloses und mobiles Bezahlen und reagiert auf die immer größere Beliebtheit von Smartphones. Laut bitcom verfügte in 2012 bereits jeder dritte Deutsche über ein Smartphone.
Viele Anbieter wollen das ausnutzen und steigen mit jeweils eigenen Lösungen in den Markt ein. Zuletzt haben die Einzelhändler Edeka und Netto eigene Apps gelauncht, mit denen die Kunden an der Supermarktkasse bezahlen können – allerdings nur in den jeweils eigenen Filialen. Aber will der Kunde wirklich in jedem Laden erst umständich die passende App aus dem Menü suchen? Im Gegenteil: Die Verbraucher wünschen sich eine umfassende Lösung, mit denen sie in jedem Geschäft ihre Einkäufe bezahlen können. Außerdem ist ja auch eines der schlagenden Argumente für Mobile Payment die schneller Zahlungsabwicklung. Muss der Kunde aber erst im Handy nach der passenden App suchen, wird das als ähnlich umständlich empfunden wie das lästige Kramen nach dem passenden Bargeldbetrag. Und auch der Geschwindigkeitsvorteil ist schnell dahin.Denn wenn jeder Händler eine eigene App oder mobile Bezahlmethode entwickelt, muss der Kunde eine Vielzahl an Accounts verwalten.
Kein klarer Spitzenreiter bei Technologie und Anbietern
Auch heute ist immer noch völlig unklar, welcher Ansatz und welche Lösung sich durchsetzen wird. Zu unterscheiden sind allerdings bereits zwei Lösungsansätze für die Frage „Wie lasse ich meinen Kunden mobil bezahlen?“. Edeka und die Tochter Netto setzen zum Beispiel auf eigene, native Apps, mit denen der Kunde bezahlen kann. Damit sichert er sich dann individuelle Vorteile, wie zum Beispiel exklusive Rabatt-Angebote.
Den zweiten Ansatz bilden die Lösungen unabhängiger Diensteanbieter, die Partnerschaften mit verschiedenen Händlern eingehen, so dass der Kunde die entsprechende App bei möglichst vielen Partnern nutzen kann. Zu den Anbietern dieser gebündelten Angebote zählen zum Beispiel payleven, SumUp oder auch die eBay-Tochter PayPal. Auch hier kann der Kunde von speziellen Rabatten und Angeboten profitieren – und das in einer weitaus größeren Anzahl von Geschäften und einfacher als bei den eigenen Lösungen der Händler.
Das selbe gilt übrigens beim Mobile Couponing an sich. Auch hier gibt es den händlergebundenen und den Partneransatz. Apps wie NuBON beispielsweise bündlen Coupons und Kassenzettel übersichtlich im Handy. Allerdings haben diese Apps meist keine integrierte Bezahlfunktion und dienen rein zum Aufbewahren und Einlösen von Gutscheinen. So wird auch hier das Einkaufserlebnis des Verbrauchers einerseits vereinfacht und andererseits kompliziert gehalten.
Eine Verbindung aus Payment- und Couponing-App – wie bei der EDEKA-App, die allerdings nur in den eigenen Märkten genutzt werden kann - scheint da nur logisch. Denn diese macht es dem Kunden so einfach wie möglich. Zu den Vorteile der Integration in Apps zählt auch der unkomplizierte Umgang mit den Daten der Kunden (Beispiele sind zum Beispiel myTaxi oder natürlich iTunes): Bezahlt wird mit den Kreditkartendaten, die bereits beim Anbieter hinterlegt sind.
Händler sind selbst unsicher
Das die Vielzahl mobiler Payment-Systeme die Kunden eher verwirrt mekrt der Handel immer mehr. Eine aktuelle Studie der Beratungsfirma Steria Mummert Consulting kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass eine tiefergehende Standardisierung unausweichlich ist, um das Thema Mobile Payment wirklich Massenmarkt-tauglich zu machen.
Die befragten Händler sind zwar sehr offen gegenüber den neuen Lösungen - 45 Prozent sind der Ansicht, dass mobiles Bezahlen für Kunden und Handel geichermaßen positive Auswirkungen hat. Allerdings hat tatsächlich so gut wie Niemand eine wirklich klare Vorstellung, welche Lösung in der Praxis wohl die richtige sein wird und mit welcher Strategie man sich diese Vorteile zu nutze machen könnte. Daher entwickeln die Händler eher aus der Not heraus die eigenen Insellösungen.
Ohne Standardisierung wird es keinen Erfolg geben
Fast jeder besitzt heute ein Smartphone und hat es immer dabei. Daher sollte die potentielle Bedeutung von Mobile Payment nicht unterschätzt werden. Denn die Verbraucher sind durchaus bereits informiert: Einzelne Mobile Payment-Verfahren sind vielen schon bekannt und auch die Bereitschaft, sie zu nutzen ist eigentlich hoch. Was dem Durchbruch des Mobile Payment also im Weg steht ist die Zersplitterung des Marktes. Die wichtigste Herausforderung für die Dienstleister besteht darin, einen einheitlichen technologischen Standard zu etablieren und untereinander ein gewisses Einvernehmen zu erreichen. Die Vielzahl von Anbietern - von Netzbetreibern über Gerätehersteller bis hin zu Banken und Zahlungsdienstleistern – verunsichert die Verbraucher jedoch noch mehr.
Zusammenarbeit für den Erfolg
Viele Umfragen zeigen, dass die Verbraucher insbesondere den Banken großes Vertrauen entgegen bringen. Beim Abrechnungsverfahren ziehen sie hingegen eine Prepaid-Lösung oder einen bereits etablierten Payment-Anbieter vor. Ein gemeinsames Produkt, das von einer Vielzahl der Anbieter gemeinsam getragen wird, würde also das Vertrauen der Verbraucher in Mobile Payment verbessern und die Akzeptanz erhöhen. Dann kann das mobile Bezahlen auch sein komplettes Potential entfalten und die Art, wie Einkäufe getätigt werden, grundlegend ändern. Mit Vorteilen, von denen Händler und Kunden gleichermaßen profitieren.
Daniel Stöter, iXtenso.com
Themenkanäle: Mobile Payment, Mobile Shopping, Mobile Couponing