Einzelhandel an der Schwelle zum Wandel: The Edge

Wert und Vorteile von Echtzeit-Datenanalysen für Händler

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Quelle: Vincent Guth/Unsplash

Im letzten Jahr hat die Einzelhandelsbranche einen Umbruch erlebt, der zu enormem Druck bei vielen Händlern geführt hat: Es gilt das verlorene Geschäft aufzuholen und sich zugleich für 2021 zu rüsten. Da mit fortlaufenden Einschränkungen und nachhaltig verändertem Einkaufsverhalten zu rechnen ist, muss sich der Handel neu aufstellen und seine Strategie für die digitale Transformation überprüfen.

Mann mit Brille guckt in die Kamera
Autor dieses Beitrags ist Axel Simon, Chief Technologist DACH bei HPE Aruba.
Quelle: HPE Aruba

Neben funktionalen Anforderungen wie E-Commerce-Plattformen und kontaktlosen Zahlungsoptionen müssen Einzelhändler auch wettbewerbsfähige Angebote wie Echtzeit-Bestandsprüfung, Navigation in der Filiale und personalisierte Empfehlungen und Angebote in Betracht ziehen. Insbesondere von Wi-Fi-Netzwerken in Geschäften können Unternehmen profitieren – nicht nur, um digitale Initiativen zu erleichtern, sondern auch um genauere Analysen zu ermöglichen. Dadurch können Anonymisierungsfunktionen von Apple- und Android-Geräten umgangen werden, die das Tracking verhindern sollen. 

Zur erfolgreichen Umsetzung einer digitalen Transformationsstrategie müssen folgende zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Daten müssen analysiert, gesichert und gespeichert werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Transformation zum Stillstand kommt und der Händler Wettbewerbsvorteile verliert. Und die gesammelten Daten müssen an der Netzwerkschwelle (Edge) verarbeitet werden.

„Ein Einzelhändler ohne Netzwerk ist wie ein Auto ohne Reifen." (Anwenderbericht: Laurent Briffaud, Leiter der IT, Decathlon UK)

Was und wo ist der Edge?

Der sogenannte „Edge", ist der Bereich, wo sich Menschen und Geräte mit der digitalen Welt verbinden. Er ist der Ort, an dem Einzelhändler mit ihren Kunden zusammentreffen, an dem Ware in Logistikzentren bewegt wird, an dem Mitarbeiter zusammenarbeiten und mit den Kunden interagieren, die das Sortiment erkunden, einkaufen, sich unterhalten und lernen. Im Edge werden Konnektivitäts- und Rechendienste gesteuert, sodass alle Daten von Anwendern und Geräten dort verarbeitet werden, wo sie generiert werden. Das ermöglicht Analysen in Echtzeit und liefert praktisch umsetzbare Erkenntnisse, die genutzt werden können, um Geschäftsergebnisse zu verbessern oder Effizienzprobleme aufzudecken.

Wie wird sich dieser Wandel auf den Einzelhandel auswirken? Obwohl die Edge-Technologien noch nicht vollständig in der Breite der Filialen umgesetzt sind, zeichnen sich bereits einige wichtige Trends ab: 

Immer mehr Einzelhändler investieren in die Filialen

Der Edge wird bald Mainstream sein. Laut der jüngsten Umfrage von Aruba setzen 74 % der Einzelhändler Edge-Technologien aktiv ein (entweder im Pilotprojekt oder im Produktionsbetrieb). Ebenfalls bestätigt die Mehrheit (83 %), dass ein integriertes System für den Umgang mit Daten am Edge notwendig ist. Dabei handelt es sich in dieser Implementierungsphase zum Beispiel um digitale Preisschilder, kundenbezogene Apps sowie Analysen und Messungen zur Auslastung und Nutzung der Verkaufsfläche.

Einzelhändler sollten diesen Trend nicht unterschätzen. Die Experten von Aruba erkennen eine Diskrepanz bei Einzelhändlern mit erfolgreichen Edge-Projekten und Händlern, die mit der Umsetzung noch warten. 78 % der Unternehmen nutzen die gesammelten Daten aus dem Edge, um Geschäftsentscheidungen und -prozesse zu verbessern. Organisationen, die derartige Lösungen erst im nächsten Jahr testen (31 %) oder mit dem Einsatz neuer Technologien noch länger warten wollen (24 %), stellen keine Verbesserung in Geschäftsentscheidungen und -prozessen fest. Die Ergebnisse wurden über alle Branchen hinweg gesammelt. 

„Wir können aktuelle und relevante Werbeangebote auf die Smartphones unserer Besucher senden, während sie […] an einem bestimmten Geschäft vorbeigehen. Wir können ihnen mitteilen, […] dass in ihrem Lieblingsgeschäft gerade eine Sonderaktion läuft.“ (Erfahrungsbericht: Markus Aumair, Geschäftsführer und Gründer, PlusCity)
Leiterplatte mit Drähten und Kontakten
Quelle: PantherMedia/VadimVasenin

Edge-Technologie steigert die Effizienz und verbessert das Einkaufserlebnis  

An dem Edge wird der Einzelhandel technologisch nicht vorbeikommen, denn dieses Konzept bringt große Vorteile mit sich. Echtzeitdaten können wertvolle Einblicke in unterschiedliche Anwendungsbereiche liefern. 51 % der Organisationen nutzen den Edge, um Produkte in der Lieferkette zu verfolgen und zu überprüfen. Weitere 50 % nutzen die Technologie, um Preise und den ökologischen Fußabdruck eines Einkaufswagens von Kunden zu berechnen. Durch individualisierte Einkaufserlebnisse können dem Kunden maßgeschneiderte Angebote bereitgestellt werden (46 %) und 45 % der Unternehmen wenden dynamische Preisgestaltung auf der Grundlage von Daten für Kundenfrequenz und Umsatzvolumen an. 

Dies ist nur der Anfang von vielen Innovationen, mit denen sich der Einzelhandel in Zukunft auseinandersetzen wird. Später folgen Virtual Reality und multisensorischen Erfahrungen, wodurch Kunden virtuell Waren begutachten und Kleidung anprobieren können. 

Mehr Agilität dank neuer Edge-Technologien

Je mehr Daten ein Unternehmen in den Edge verlagert, desto flexibler kann darauf zugegriffen werden. An diesem Punkt stellen die Experten von Aruba fest, dass der Einzelhandel einen großen Nachholbedarf hat – Händler brauchen durchschnittlich 12 Monate, um auf einen Großteil ihrer Daten zugreifen zu können.

Das Problem kann durch Konsumierung in Form von As-a-Service-Nutzungsmodellen gelöst werden. Dieser neue Trend bietet Unternehmen flexible Finanzierungs- und Verbrauchsoptionen für Hardware, Software und Verwaltungsabläufe. 

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Ein agiler Ansatz im Umgang mit Daten erfordert Schnelligkeit und einen offenen Zugang. Benutzer und Geräte zu sichern und zu überwachen war bisher zeitaufwendig und in einer externen Umgebung schwer zu bewältigen. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Einzelhändler sich gegen ein agiles Netzwerk entscheiden, aufgrund von mangelnden verfügbaren Fähigkeiten (30 %) und der Ungewissheit, wie es sich auf die Datensicherheit auswirkt (26 %). 

Gleichzeitig gaben jedoch 46 % an, dass die Sicherheit der Daten einer der größten Vorteile der Datenerfassung von Benutzergeräten sei und 75 % bestätigten, dass sich die Einführung des Internets der Dinge (IoT) in den nächsten zwei Jahren positiv auf die Sicherheit auswirken werde. Edge-Technologien ermöglichen es dem Einzelhandel, mit den wachsenden Anforderungen an die Datensicherheit mitzuhalten und gleichzeitig IT-Kapazitäten freizusetzen, um sich auf komplexe Probleme und wichtige Themen zu konzentrieren.

Optimierte Datennutzung

Bei einem Edge-Konzept geht es nicht nur darum, innovative Anwendungsfälle in Echtzeit verarbeiten zu können. Daten können vor allem schneller, zuverlässiger und effizienter genutzt, Kosten gesenkt und Kauferlebnisse ermöglicht werden, die zum Überleben des Einzelhandels notwendig sind. 

Die gute Nachricht ist, dass der Wechsel zum Edge zwar eine neue Denkweise und Herangehensweise erfordert, dies aber nicht unbedingt bedeutet, dass Unternehmen sich auf eine kostspielige und komplexe Umstellung vorbereiten müssen.

Autor: Axel Simon, HPE Aruba

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