Bekleidungsmarken suchen aktiv nach Möglichkeiten, ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Es ist schockierend, dass im Schnitt 23 Kilogramm Treibhausgase pro Kilogramm Stoff produziert werden und allein in Nordwesteuropa rund 4,7 Millionen Tonnen Post-Consumer-Textilabfälle im Jahr anfallen. Weniger als ein Prozent der zu Bekleidung verarbeiteten Textilfasern wird zu neuer Kleidung recycelt.
Fortschritte bei der Reduzierung von Plastikverpackungen und der Beschaffung nachhaltiger und biologischer Produkte gibt es bereits. Aber um wirklich Abfall zu reduzieren und den umfangreichen CO2-Fußabdruck der Branche zu verringern, müsste das Mode-Ökosystem vollständig kreislauffähig werden. Wege zu finden, Kleidungsstücke zu recyceln statt sie auf Deponien zu entsorgen, gehört zu den Umweltschutzbemühungen, die sich wirklich auszahlen.
Intelligente Pflegeetiketten erzählen die Geschichte des Kleidungsstücks
Eine Strategie besteht darin, dass Einzelhändler und Marken das Etikett des Kleidungsstücks als Werkzeug nutzen, um Kunden in die Entscheidung für das Recycling einzubeziehen. Wir von Avery Dennison sehen in digitalen Triggern – zum Beispiel QR-Codes auf Pflegeetiketten und RFID-Tags für Einzelhändler – den Schlüssel zum Erfolg. Sie schlagen eine Brücke, die Verbrauchern die Möglichkeit gibt, mehr über die Geschichte und die Materialzusammensetzung ihres Kleidungsstücks zu erfahren. Jeder kann ganz einfach Informationen dazu abrufen, wie und wo das Produkt recycelt werden kann.
Nach dem Scannen eines QR-Codes auf einem Kleid mit einem Smartphone werden die Produktdaten in einer App angezeigt, die dem Besitzer nach dem Kauf alle notwendigen Informationen liefert. Bekleidungsrecycler können die Zusammensetzung der Fasern überprüfen, was für ihre Prozesse unerlässlich ist, und Wiederverkäufer die Authentizität der Angaben überprüfen. Und natürlich können Marken mit QR-Codes auf intelligenten Pflegeetiketten die Bestandsmengen verfolgen, die in den Kreislauf zurückfließen, und überwachen, wie effektiv sie ihre CO2-Bilanz verbessern.
Avery Denison hat vor kurzem ein Pilotprojekt mit dem in Los Angeles ansässigen Recyclingunternehmen Ambercycle gestartet, bei dem aus alter Polyesterkleidung Garn in Neuwarequalität herstellt wird. Im Rahmen der Partnerschaft werden digitale Pflegeetiketten von Avery Dennison an Kleidungsstücken von Ambercycle angebracht – in diesem Fall eine Kollektion recycelter T-Shirts. Die Etiketten sind mit einem QR-Code versehen, der zu einer App führt, die über die neue mit atma.io verbundene Produkt-Cloud von Avery Dennison bereitgestellt wird und dem Kunden ein digitales „After-Sale-Erlebnis“ bietet. Das Ganze funktioniert wie ein digitaler Ausweis, der angibt, wie dieses bestimmte Kleidungsstück hergestellt wurde und wie es gepflegt und recycelt werden sollte.
Anreize für Verbraucher
Wìrd recycelte Kleidung für Verbraucher günstiger? Zahlen Einzelhändler etwas für zurückgegebene alte Kleidung? Man darf gespannt sein, ob solche Anreize geboten werden. Marken werden wahrscheinlich erst dann erhebliche finanzielle Vorteile aus dem Post-Consumer-Recycling ziehen können, wenn automatisierte Systeme in kommerziellem Maßstab eingerichtet sind, um gebrauchte Textilien wieder zu neuen Kleidungsstücken zu verarbeiten. In diesem Stadium wäre es dann klug, einen Teil dieser Kosteneinsparungen an die Verbraucher weiterzugeben.
Wenn die Partner in der Lieferkette neue, kommerzialisierte Systeme aufbauen, wird der zirkuläre Recyclingprozess gegenüber dem linearen Verbrauchssystem wettbewerbsfähig, zumal in den Lieferketten mit Blick auf die Rohstoffe immer häufiger Beschaffungsrisiken auftreten.
Skalierung der Infrastruktur zur Unterstützung der Kreislaufwirtschaft
Es werden bereits Investitionen in Textilrecyclinganlagen getätigt, aber wir brauchen integrierte Daten, um den Weg zur Kreislaufwirtschaft zu ebnen. Heute müssen Sortierer die Materialien noch manuell in Hunderte von Kategorien einteilen oder mit Hilfe von Infrarottechnologien Vermutungen über die Zusammensetzung der Kleidungsstücke anstellen. Durch das Anbringen einer digitalen Kennzeichnung mit standardisierten Daten wie einem RFID-Etikett oder einem QR-Code auf einem Kleidungsstück könnten Reverse-Logistik-Partner den Sortierprozess automatisieren.
Weltweit ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass alle Kleidungsstücke mit Pflegeetiketten versehen werden müssen. Die Digitalisierung dieser Etiketten ist also ein naheliegender Ansatzpunkt, um Verbraucher mit allen Daten zu versorgen, die eine Wiederverwendung ermöglichen. Junge Verbraucher sind versiert im Umgang mit Smartphone-Apps und der Scantechnologie, sodass die Einführung für umweltbewusste Verbraucher kein Problem darstellen sollte.
Das Projektziel von Avery Dennison ist es, einhundert Prozent der mit den Materialien von Ambercycle hergestellten Kleidung am Ende ihres Lebens zu neuen Kleidungsstücken zu verarbeiten. Im weiteren Sinne betrachtet zeigt das Projekt, wie digitale Pflegeetiketten Verbrauchern, Einzelhändlern und Recyclern helfen können, das Potenzial der vollständigen Kreislaufwirtschaft für den Modesektor zu erschließen.