Das E-Commerce-Jahr 2021 in Zahlen

bevh zieht Bilanz und gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr

Ein Mann trägt Pakete; Copyright: Handy Wicaksono/Unsplash...
Quelle: Handy Wicaksono/Unsplash

Was tut sich im E-Commerce, woher kommen wir und wohin führt der Weg? Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) gab in seiner Jahrespressekonferenz einen Ausblick. iXtenso fasst die wichtigsten Punkte zusammen. 

Die Pandemie macht es dem Handel beileibe nicht leicht, aber in Bezug auf den E-Commerce sehen die Zahlen gar nicht schlecht aus: 2021 wurden hier 99,1 Milliarden Euro Umsatz erzielt, was einem Marktwachstum von 19 Prozent entspricht. Damit hat die Branche die magischen 100 Milliarden fast geknackt – rechnet man telefonische Bestellungen dazu, sind es tatsächlich schon heute 100,3 Milliarden Euro. Jeden siebten Euro geben die Kund*innen im Onlinehandel aus, im Bereich Non-Food ist es sogar jeder fünfte Euro. 

Nach Branchen betrachtet ergibt sich ein interessantes Bild: Obwohl Läden das täglichen Bedarfs wie Drogerien oder Lebensmittelgeschäfte auch in den Lockdowns nie geschlossen hatten, hat besonders diese Warengruppe einen ordentlichen Anstieg des Umsatzes im E-Commerce erzielt – er wurde 2021 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt auf 9,4 Milliarden Euro. Besonders gefragt war im zweiten Pandemie-Jahr auch die Unterhaltungselektronik, hier stieg der Umsatz um ein Viertel auf 16,4 Milliarden Euro. Lediglich die Reisebranche ist weiter gebeutelt, da die Konsument*innen weiterhin vorsichtig sind, was die Buchung von Reisen oder Events betrifft. 

E-Commerce bei allen Altersgruppen beliebt

Ein starkes Branchen-Wachstum geht immer mit Personal einher, dass die gesteigerte Nachfrage bedienen muss. Das ist den Händler*innen 2021 exzellent gelungen: 96,3 Prozent der Kund*innen gaben bei Umfragen an, zufrieden und sehr zufrieden zu sein. 

Aufschlussreich sind auch die demografischen Werte: Der E-Commerce in allen Altersgruppen ungefähr gleich beliebt ist. Überraschend erscheint, dass besonders ältere Kund*innen regelmäßig im Onlinehandel einkaufen und das auch künftig beibehalten wollen: 7,2 Prozent gaben an, in Zukunft mehr online einzukaufen. 

Drei von vier Deutschen gaben an, im letzten Monat online etwas gekauft zu haben, und über die Hälfte von ihnen sogar in der letzten Woche – der E-Commerce kann sich also über eine stabile Nachfrage freuen. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn man die Bestellfrequenz genauer betrachtet: 40,9 Prozent der Befragten gaben an, mehr als einmal wöchentlich online einzukaufen, womit der Wert im Vergleich zu 2020 gestiegen ist. 

Online-Auftritt spielt große Rolle

Wichtig für die Händler*innen, die im E-Commerce tätig sind, ist besonders der Online-Auftritt. Jeder zweite Euro, der heute im E-Commerce ausgegeben wird, wird über mobile Endgeräte erzielt. Damit ist klar: Wo vor einigen Jahren noch ein Onlineshop reichte, werden heute Apps und Social Media zum Gate Way des Onlinehandels, besonders bei der Altersgruppe von 14 bis 29. Das bedeutet nicht, dass der klassische Onlineshop irrelevant ist, aber er hat doch an Relevanz verloren und Händler*innen sollten sich bemühen, zusätzlich andere Kanäle zu bespielen. 

Auch im Bereich der Bezahlung hat sich einiges getan: Der Kauf auf Rechnung oder per Kreditkarte wächst nicht, aber Mobile Wallets werden bei den Kund*innen immer beliebter – und das quer durch alle Altersgruppen. 

Ausblick auf gesetzliche Bedingungen

Und wie geht es in Zukunft weiter? Für den bevh ist Seamless Commerce die neue Norm, auf den der neue Koalitionsvertrag wahrscheinlich auch eingehen wird. Doch auch in Bezug auf europäische Gesetze wird sich einiges tun. Besonders auf vier Punkte der Gesetzesänderungen der EU schaut der Onlinehandel: 

  1. Die Vertikal-Gruppenfreistellungsverordnung regelt das Verhältnis zwischen Hersteller*innen und Händler*innen. Der bevh äußert Bedenken, dass der neue Entwurf den Onlinehandel schlechter dastehen ließe, da er Herstellenden ermöglicht, online teurere Preise aufzurufen.

  2. Der Digital Markets Act legt fest, wie Handel online stattfinden soll. Hier treibt die Branche besonders eine Frage um: Kund*innen tracken oder mehr Anonymität?
     
  3. Das Vorhaben des Digital Services Acts reformiert die Richtlinien, die in den vergangenen 20 Jahre im Onlinehandel herrschten. Außerdem soll er für mehr wettbewerbliches Gleichgewicht zwischen Onlinehändler*innen und stationären Handelsunternehmen sorgen.

  4. Die EU möchte die Verbraucher*innen in Richtung einer Kreislaufwirtschaft bringen, in der weniger weggeschmissen und mehr gebrauchte Güter in Umlauf gebracht werden. Für den Handel würde ein solches Gesetz allerdings bedeuten, dass beispielsweise Retouren künftig nicht mehr mit verkürzter Gewährleistung verkauft werden können. Ein Recht der Kund*innen auf Reparaturen findet der bevh grundsätzlich sinnvoll, allerdings sollte die Pflicht in dem Fall bei den Hersteller*innen und nicht bei den Händler*innen liegen. 

Der bevh wünscht sich insgesamt einen gleichen Rahmen für alle E-Commerce-Händler*innen in Europa. Unabhängig von den Diskussionen über gesetzlichen Grundlagen blickt er aber optimistisch auf das kommende Jahr: Für 2022 prognostiziert er einen E-Commerce Warenumsatz von 11 Milliarden Euro – das wäre ein Anstieg um 12 Prozent. 

Autorin: Kyra Molinari

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge zum Thema
Beliebte Beiträge