Self-Checkout: Selbst scannen und zahlen
Sofwareentwickler snabble und Einzelhändler tegut machen mit tegut… teo gemeinsame Sache
Björn Friedrich/Snabble/Tegut
Jeder Topf hat einen Deckel. Der Einzelhändler tegut... hat für sein Konzept des unbemannten Stores seinen passenden in snabble gefunden. Mittlerweile haben die Partner bereits den dritten tegut…teo eröffnet.
Sebastian Mancke, CEO des Softwareentwicklers, über die Technologie, die dahintersteckt, Vorteile für Händler und Kunden und Trends der Branche.
Ihr arbeitet bei snabble schon länger mit Tegut und habt jetzt den dritten unbemannten Store eröffnet. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Sebastian Mancke: Wir sind sowohl digital als auch offline auf diversen Events der Branche vertreten. Dort ist ein reger Austausch mit tegut… entstanden. Wir konnten mit unseren Lösungen das bieten, was tegut… sich für die geplanten Konzepte vorgestellt hat. Die Standardfunktionen der Snabble-Plattform wurden über das SDK in die tegut… teo-App integriert. Alle Herausforderungen konnten im Entwicklungsprozess zusammen gemeistert werden. Aber: Innovative Technologien benötigen regelmäßige Weiterentwicklung und Updates, um am Zahn der Zeit bleiben zu können. Das realisieren wir zusammen. Das sieht man auch beim dritten Store. Kunden können nun auf einen digitalen Kassenbon zurückgreifen, wenn sie an unserem stationären SCO bezahlen. Das hatten wir beim ersten Store noch nicht berücksichtigt.
Erkläre kurz die Bezahl-Technologie, die hinter dem Shop steckt?
Insgesamt bieten wir im tegut…teo verschiedene Checkout-Varianten. Zunächst können Kunden ihren Einkauf entweder per App oder an einer Self-Checkout-Kasse (SCO) selbst scannen. Auch für den Bezahlvorgang gibt es verschiedene Optionen: Zum einen das Scannen mit der App und Bezahlen via App, dabei muss eine Kreditkarte im System hinterlegt sein. Es kann derzeit mit American Express, MasterCard, oder VISA gezahlt werden. Zum anderen gibt es die Möglichkeit den Einkauf per App zu scannen, dann aber an der SCO zu zahlen. Hierfür wird der Warenkorb aus der App per QR-Code auf das Bezahlterminal übertragen. Als letztes kann alles ohne App schlicht an der SCO erledigt werden.
Welche Vorteile bieten sich jeweils auf Händler- und Kundenseite?
Für den Händler bietet sich einen effizienteren Einkauf- und Bezahlprozess, was wiederum auch personelle Ressourcen für anderweitige Tätigkeiten freigibt. Außerdem gibt es mehr Brand-Touch-Points. Wird ein Einkauf über die snabble-Einkaufsliste geplant, entsteht schon vor Betreten der Ladenfläche der Kontakt zwischen Händlern, Marken und Kunden.
Für den Kunden läuft der Einkauf schneller. Außerdem hat er mobile Bezahlmöglichkeiten und einen stetigen Überblick über die entstehenden Kosten durch den digitalen Warenkorb.
Speziell bei tegut...teo ist kein Verkaufspersonal mehr notwendig, der Store ist so gesehen rund um die Uhr geöffnet, zugänglich und vertriebsbereit. Somit haben Kunden die Chance über die Ladenöffnungszeiten hinaus auch sonntags oder spät abends oder nachts schnell einzukaufen. Auch eine Nahversorgung an abgelegeneren Orten ist möglich.
Wie können Händler eure Technologie implementieren, was müssen Sie bereitstellen?
Für eine erfolgreiche Integration eines neuen Händlers benötigen wir zunächst eine Anbindung für die Produktdaten. Durch diese Anbindung können Produkte gescannt und Preise angezeigt werden. Außerdem benötigen wir für das Online-Payment eine Schnittstelle für die korrekte Datennutzung. Dies stellt das richtige Verbuchen von Geld und eine korrekte Inventur sicher.
Was muss der Kunde tun, um das Angebot zu nutzen?
Im Fall der tegut… teo-App muss diese heruntergeladen und eine Registrierung durchgeführt werden. Bei der snabble-App genügt der Download. Hier sind keine Registrierungsprozesse notwendig. Kunden, die einen Händler aufsuchen, der Teil der snabble-App ist, werden beim Öffnen der App durch die Lokalisierung via Geofencing direkt auf den Einkaufs-Screen des jeweiligen Händlers geleitet.
Mehr zu Smart Stores und Self-Scanning:
Warum braucht der Handel neue Technologien und warum sind sie gerade im Checkout-Bereich wichtig?
Das Verhalten und die Prioritäten von Kunden ändern sich. Diesen Umständen muss sich der Einzelhandel anpassen. Warum sollte ich in ein Geschäft gehen, wenn ich die Artikel mit wenigen Mausklicks bis vor die Tür geliefert bekomme – innerhalb eines Tages? Einkaufen ist zweckgebunden und oft unbequem. Ob die Betreuung auf der Ladenfläche gut oder die Produktvielfalt groß war, ist weniger wert, wenn das Einkaufen beziehungsweise der Bezahlprozess zu Stoßzeiten zehn Minuten oder länger dauert. Viele Menschen und Kassenschlangen dämpfen das Einkaufserlebnis. Mithilfe neuer Technologien kann das Einkaufserlebnis nahtloser und somit kundenfreundlicher gestaltet werden. Mit dem Kassenbereich steht und fällt eine effiziente Abwicklung des Einkaufs. Der Erfolg im Kassenbereich hat für Händler die höchste Priorität. Auch Kunden erwarten eine technologische Weiterentwicklung im Kassen- und Checkout-Bereich. Die VR-Payment-Studie bestätigt, dass Produktauswahl und Beratungsqualität zweitrangig sind. Technologien im Handel und besonders im Self-Scanning- und Checkout-Bereich gestalten das stationäre Einkaufserlebnis somit wieder attraktiver. Kunden gehen wieder gerne Einkaufen. Scan & Go vereint dabei die Vorteile von Online- und Offline-Handel.
Wo seht Ihr Trends in der Branche?
Ein Trend geht hin zum bargeldlosen und kontaktlosen Bezahlen. Hier schlägt die Digitalisierung in vollen Zügen zu und bringt Alternativen wie das Bezahlen per Smartphone oder per Auflegen der Girocard oder Kreditkarte auf das Terminal.
Ein weiterer Trend zeigt eine Verlagerung des Konsumverhaltens. Die Bequemlichkeit steigt an und Einkaufen ist nur noch ein Zweck, kein „Event“ mehr. Es dient nicht länger als ein soziales Ereignis. Denn in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft bleibt keine Zeit mehr, um umfangreich einkaufen zu gehen.