Die beiden Softwareunternehmen Shopify und banbutsu möchten kleinen und mittelständischen Unternehmen dazu verhelfen, ihr Geschäft anzukurbeln und sich zukunftssicher aufzustellen. Shopify bietet zahlreiche Tools zum Auf- und Ausbau, Vermarkten und Verwalten eines Onlineshops jeder Größe an. Die Logistik-Leistungen können Händler auslagern – dabei hilft banbutsu. Wir haben mit Michael Wolters, CEO von banbutsu, gesprochen.
Herr Wolters, warum ist es wichtig, dass lokale Händler sich digital aufstellen?
Michael Wolters: Digitalisierung bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten der Kundenbindung, Erreichbarkeit, des Verkaufs sowie der Verbesserung von Prozessen. Jedoch ist es entscheidend, das jeweils passende Setup zu identifizieren, denn der Klassiker – der Bau eines Onlineshops – kann dann zwar ein erster Schritt sein, reicht jedoch oft nicht aus, um die eigene Zielgruppe bestmöglich zu bedienen und sich zukunftssicher auf diesem stark umkämpften Markt aufzustellen. Es ist wichtig, vorab die eigene Absicht zu definieren und dann auf die passenden, digitalen Werkzeuge zurückzugreifen. Das Spektrum reicht hier von der Bewerbung der Produkte, über die Vereinfachung der Bezahlung bis hin zur individuellen und lokal-relevanten Logistiklösung. Denn am Ende des Tages sind es Einfachheit, Komfort und Qualität, die Kunden schätzen und schlussendlich zum Kauf bewegen. Am Ende will der Kunde schnell zu seinem Ziel kommen. Für Händler sind digitale Werkzeuge die besten, um das zu erreichen – sie sollten sich also dahingehend öffnen, weil sie sonst Gefahr laufen, Zielgruppen zu verlieren.
Wie hat sich das Kaufverhalten der Menschen in den vergangenen Jahren verändert und welche Bedeutung hat dieser Wandel für Sie bei banbutsu?
Aus Gesprächen mit Händlern und Partnern hören wir heraus, dass der Trend, von zu Hause zu bestellen, steigt. Also genau von dort, wo man gerade mit dem Produkt interagieren möchte. Auch ist das Thema Liefergeschwindigkeit relevanter geworden: Amazon, Gorillas und Co. zeigen, dass eine Lieferung noch am selben Tag von vielen Käufern erwartet wird und ein entscheidendes Kaufargument darstellt. Zusätzlich ist das Thema Nachhaltigkeit sehr stark in den Fokus gerückt. Wir beobachten, dass Kunden zwar das Bedürfnis haben, online individuell einzukaufen und die Ware schnell zu bekommen, aber nicht Unmengen an Ressourcen und Verpackungsmaterialen dafür verschwenden möchten.
Durch COVID-19 ist der Onlinehandel zwangsweise stark gestiegen. Für uns war es wichtig, die Lücke zwischen einfachem Einkauf und schneller Verfügbarkeit (bei geschlossenem stationären Handel) zu schließen. Aus diesem Grund haben wir uns in einem ersten Schritt auf Logistik fokussiert. Mithilfe von Shopify bieten wir daher ein einfaches und effizientes Werkzeug für lokale, schnelle und nachhaltige Lieferung an.
Was bedeutet Ihre Kooperation mit Shopify sowohl für Händler als auch Kunden?
banbutsu steht als Servicedienstleister unter anderem für das Schaffen einer digitalen Infrastruktur. Hierfür bringen wir mit unserer Plattform verschiedene Branchen und Touchpoints – wie den lokalen Einzelhandel und E-Commerce – zusammen. Die Zusammenarbeit mit Shopify ermöglicht es, unsere Lösung vielen kleinen und großen Händlern einfach und unkompliziert zur Verfügung zu stellen – national und zukünftig auch international. Shopify bietet für Händler zudem eine unkomplizierte Möglichkeit, Anwendungen in bestehende Shop-Systeme zu integrieren und organisch mit neuen digitalen Werkzeugen zu wachsen. Dafür verfügt Shopify über einen eigenen App Store für Store-Betreiber. Über diesen können verschiedene Apps – von Buchhaltung, Instagram samt Werbeschaltung bis hin zur DHL Logistik – einfach in den Store integriert und dann genutzt werden. Der neue Service lässt sich einfach und nahtlos in die Einkaufs -und Bearbeitungsprozesse der Bestellung integrieren.
Kunden wiederum haben – wie eben angesprochen – das Bedürfnis, bestellte Produkte möglichst schnell zu erhalten. Dafür haben wir uns mit lokalen Logistikern zusammengetan. Wir haben eine Verknüpfung geschaffen, sodass Aufträge von Shopify direkt an diese lokalen Lieferdienste vermittelt werden und Händler die Möglichkeit haben, diese zu aktivieren. Das ist in Hinblick auf Nachhaltigkeit sehr entscheidend, weil der Umweg über ein Verteilerzentrum wegfällt. Durch kurze Lieferwege kann zudem eine Menge Verpackungsmüll eingespart werden. Ein weiterer Vorteil für die Händler: Über die Dienstleistung der Lieferinfrastrukturpartner ist die Ware automatisch versichert. Um unser Angebot wahrzunehmen, muss der Shopify-Händler sein Prozessverhalten nicht verändern. Alles wird automatisch in den Prozess integriert, Same-day-Lieferungen werden mit speziellen Tags und Kennzeichnungen in den alltäglichen Ablauf miteinbezogen.
Wie kann sich der lokale Einzelhandel von großen E-Commerce-Konkurrenten abgrenzen?
Mit unserer Schnittstelle kann man sprichwörtlich jeden Tante-Emma-Laden an eine wettbewerbsfähige – bis dato den großen Playern vorbehaltene – Infrastruktur anbinden und perspektivisch auch jeden dieser Läden zum lokalen Warenhaus für die Versorgung der Umgebung machen. So sind kleine Händler plötzlich in der Lage dazu, genauso wie die großen Player größer und kostengünstiger zu agieren.
Wo sehen Sie die größte Herausforderung bei der Übertragung des Offline-Handels in die digitale Welt?
Die eigentliche Herausforderung ist nicht, einen Onlineshop aufzubauen. Die Werkzeuge hierfür sind sehr einfach geworden – mit sehr überschaubarem Einsatz kann man bereits nach kurzer Zeit gute Resultate erzielen. Viel herausfordernder ist, sich von der Konkurrenz abzuheben, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Für uns bei banbutsu ist der nächste relevante Schritt, die Waren oder die Verfügbarkeit eines Ladens so gut zu verstehen, dass wir in der Lage dazu sind, diese mit anderen Anwendungsbereichen zu vernetzen. Wenn Kunden vor einem Problem stehen, brauchen sie jemanden, der ihnen die Lösung zur Verfügung stellt. Wenn wir verstehen, was welcher Händler wo verkauft, sind wir in der Lage dazu, den Kunden genau da – am neuen Point of Sale – zu adressieren und zu einem Kauf zu überzeugen.
Wird es Ihrer Meinung nach in zehn Jahren noch einen rein stationären Handel geben?
Selbstverständlich. Nicht vernetzten Handel wird es immer geben. Es ist eher Sache der Positionierung und der Lage. Ein Laden in der Fußgängerzone wird auch ohne digitale Vernetzung existieren, die Frage ist nur, wie konkurrenzfähig und profitabel er sein wird. Dieser Laden muss keinen Onlineshop haben, aber vielleicht die Anbindung zu einem lokalen Liefernetzwerk, um Kunden bei fortschreitender Auto-Reduktion in Innenstädten den Transport der Einkäufe zu erleichtern. Es ist die clevere Auswahl an unterschiedlichen Werkzeugen, die für jeden Laden in jeder Lage mit jeder Zielgruppe individuell relevant und wichtig sein werden.