Rettet unsere Innenstädte
Warum der Einzelhandel sich digital umrüsten muss und welche Programme dabei unterstützen
PantherMedia/Martin Dworschak
Die Einzelhandelsbranche leidet besonders hart unter der Corona-Pandemie. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) sei in Deutschland die Existenz von 50.000 Einzelhandelsunternehmen bedroht. Ausschlaggebend hierfür sind fehlende Ressourcen und das mangelnde Know-how für eine digitale Umrüstung des stationären Handels.
Trotz allem Übel, das die Pandemie mit sich bringt, stellt der Lockdown für den Einzelhandel eine Chance dar, um Prozesse zu digitalisieren und die eigene Online-Präsenz erstmals zu etablieren oder weiter auszubauen. Dieses Projekt müssen die Händler nicht allein angehen. Im Zuge der Pandemie wurden zahlreiche Initiativen und Tools entwickelt, die Einzelhändler davor bewahren sollen, aufgrund mangelnder digitaler Aufstellung in existentielle Not zu geraten.
Wenn die Großen den Kleinen helfen: die Initiative ZukunftHandel
Sonst belebte Innenstädte drohen aufgrund geschlossener Ladentüren zu veröden. In Zusammenarbeit mit Google hat der HDE die Initiative ZukunftHandel ins Leben gerufen. Das Programm setzt sich zum Ziel, insbesondere kleine Händler und Ladenbesitzer auf ihrem Weg der Digitalisierung zu begleiten und mittels Trainingsangeboten zu schulen. Darunter fallen neben der Unterstützung bei der Erstellung einer professionellen Website unter anderem auch Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu Aufbau und Erweiterungen des Online-Geschäftes sowie Trainings zu den Themen Online-Sicherheit, Online-Marketing und künstliche Intelligenz. Zusätzlich werden Teilnehmern die Funktionen der Google-Dienste für Händler, wie die Suche oder Maps, näher gebracht. Mit der Heranführung an ein hybrides Geschäftsmodell sollen die Unternehmen mit dem Einsatz moderner Online-Tools auch für den stationären Handel vertraut und zukunftsfähig gemacht werden. Denn digital aufgestellte stationäre Händler sind sowohl kurz- als auch langfristig wettbewerbsfähiger und haben so eher die Chance, in den Städten erhalten zu bleiben. In Deutschland richtet sich das Programm an 250.000 Händler, kann aber von jedem Interessenten wahrgenommen werden. Fortschrittliche Geschäftskonzepte werden mit dem ZukunftHandel-Award ausgezeichnet.
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Google Grow my Store
Google bietet Händlern mit seinem kostenlosen Website-Analyse-Tool Grow My Store die Möglichkeit, die Qualität ihrer Website messen zu lassen. Nach Angaben des Links zum Shop oder der Website und der Beantwortung von einfachen Fragen zur Art des Unternehmens, erstellt die Suchmaschine einen automatisierten Bericht, der Auskunft darüber gibt, wie der digitale Auftritt verbessert und wie mehr Reichweite generiert werden kann. Dabei wird die Website auf 22 für Händler relevante Metriken geprüft. Individuelle Empfehlungen sollen den Händlern schließlich dazu verhelfen, ihre Geschäftsziele durch den strategischen Einsatz ihrer Websites zu erreichen.
Nachbarschaftshilfe mal anders: die Kaufnebenan!-Akademie
Auch die Nachbarschaftsplattform nebenan.de bietet mit ihrer sogenannten Kaufnebenan!-Akademie ein Forum zur digitalen Schulung von Einzelhändlern. Nach der kostenlosen Registrierung erhalten Teilnehmer Zugriff auf hilfreiche Artikel, Webinare und Tutorials, die ihnen zum Beispiel beim Aufbau ihres Onlineshops verhelfen sollen. Des Weiteren können Händler von den Erfahrungen anderer profitieren und sich untereinander über Themen wie Bezahlsysteme, Kundenbindung, den Einsatz sozialer Online-Netzwerke und vieles mehr austauschen.
Der erste Schritt ist schon getan, der Weg ist dennoch lang
Die Ergebnisse einer im Januar veröffentlichten Studie von JLL und eStrategy Consultig zeigen, dass Einzelhändler in Deutschland in Sachen Digitalisierung zwar einiges aufzuholen haben, der Trend zur Adaption digitaler Tools jedoch wächst. Treiber des Wachstums ist vor allem die Online-Sichtbarkeit von entsprechenden Händlern. Eine weitere Studie von ibi research aus dem Jahr 2020 offenbart, dass vor allem bei kleinen Händlern die Hemmschwelle zur Digitalisierung ihres Geschäftes höher als bei großen Händlern ist.
Dabei können gerade die kleinen Händler das, was sie ausmacht – wie Beratungskompetenz und großes Kundenvertrauen – zu ihrem Vorteil nutzen und entsprechend in die Online-Welt übertragen. Hier sind vor allem Kreativität und Mut gefragt – und dank der oben aufgeführten Angebote werden Händler dabei nicht allein gelassen.
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