Lebensmittel-Lieferungen: Auf den Geschmack gekommen

Welche Zustellmöglichkeiten gibt es für online bestellte Lebensmittel?

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Gurke, Brot, Tomaten, Nudeln, Butter … Lebensmittel müssen nicht mehr ausschließlich im stationären Handel gekauft werden. Insbesondere seit der Ausbreitung von Covid-19 boomt das Geschäft um die Lieferung unseres täglichen Bedarfs. Doch auf welchen Lieferwegen schafft es das Essen in den heimischen Kühlschrank?

Lebensmittel gehen nicht nur täglich im stationären Handel über die Theke. Auch im Onlinehandel laufen immer mehr und häufiger verzehrbare Waren über das virtuelle Kassenband. Das Gesamtvolumen des Warengruppen-Clusters [Güter des täglichen Bedarfs] stieg von April bis Juni um insgesamt 51,2 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 1.888 Mio. Euro. Dabei bescherte das 2. Quartal 2020 dem Lebensmittel-Onlinehandel einen Umsatzrekord von 772 Mio. Euro und damit ein Wachstum um 89,4 Prozent, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh). Deutsche Kunden scheinen den Lebensmittel-Lieferdienst für sich entdeckt zu haben. Kein Wunder, schließlich liegen die Vorteile klar auf der Hand: Kein Gang beziehungsweise keine Fahrt zum Geschäft, keine (Irr-)Wege durch die Gänge, kein Schlange stehen an der Kasse, kein Tüten-Schleppen. Bequemes und schnelles Einkaufen kann Kunden glücklich machen. Sind sie es, bedeutet das auch, dass der Händler erfolgreich war.

Lieferung oder Abholung

Doch wie kann man sich seine Lebensmitteleinkäufe in Deutschland liefern lassen? Viele Supermarktketten bieten in ausgewählten deutschen Städten einen Vor-die-Tür-Service an. Ein Urgestein ist Bringmeister – der Dienst liefert seit 1997 frische Lebensmittel mit eigenen gekühlten Lieferwagen bis an die Haus- oder Wohnungstür, Same-Day-Delivery, in ein, zwei oder vier-Stunden-Fenstern zwischen 6 und 24 Uhr. Ähnliches sieht man bei Getnow oder dem Leipziger Unternehmen food.de. Wer hier bis 12 Uhr bestellt, bekommt seine Lebensmittel noch am selben Tag oder sucht sich einen Wunschtermin für die Folgetage aus. Das Besondere dabei ist, dass die Lieferung in Lieferboxen erfolgt, die vom Food.de-Lieferboten wieder mitgenommen werden. So entsteht kein zusätzlicher Verpackungsmüll.

Fahrradkurier mit grüner Box
Quelle: PantherMedia / akulamatiau

Auch große Handelskonzerne springen seit einigen Jahren auf den „Liefer-Zug“ auf. Neben der Lieferung zur Haustür bietet REWE auch die Möglichkeit die Bestellung direkt im Markt abzuholen. So kann man seine Lebensmittel bequem online bestellen und nach der Arbeit im Markt fertiggepackt abholen. Ein Teilsortiment des Online-Shop kann außerdem per Paket in 3 bis 5 Tagen zugestellt werden. Ähnlich agiert auch real. Das Start-up Picnic kommt sogar mit einem Elektroauto angefahren – der Kunden entscheidet wann und kann seine Lieferung in der App des Dienstes live verfolgen. Diese kommt in einem Zeitfenster von nur 20 Minuten. In Berlin Prenzlauer Berg fährt das Start-up Gorillas fremde Einkäufe mit dem Fahrrad rum. Ihr Versprechen: Die Bestellung ist in 10 Minuten da. Auch goPuff aus Amerika wirbt damit, dass die Einkäufe in 30 Minuten vor der Tür stehen. Beide setzen wohl auf eigene Lager, statt Picker in klassische Supermärkte zu schicken.

Beim Kochbox-Anbieter Hellofresh muss etwas vorausschauender geplant werden. Hier kann man sich sein Essen für die kommende Woche aussuchen. Die Lieferadresse kann – falls man nicht Zuhause ist – nach der Bestellung zwar nicht mehr geändert, allerdings dank „Abstellgenehmigung", die man im Kundenkonto erteilt, im Hausflur, in der Garage oder auf dem Balkon abgelegt werden. Wichtig: Der Ort muss für den Boten zugänglich sein. Auch beim Neu-Konkurrenten Dinnerly kann man für folgende Wochen ordern. Viel mehr über die Lieferbedingungen des deutschen Ablegers des weltweiten Anbieters Marley Spoon lässt sich ohne Anlegen eines Kundenkontos allerdings nicht herausfinden.

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Grün gekleideter Mann lädt Einkäufe in den Kofferraum...
Quelle: PantherMedia / Sorapop Udomsri

Andere Länder, andere Sitten?

In anderen Ländern boomt der Onlinehandel mit Lebensmitteln schon deutlich länger als in Deutschland. 2012 trat Instacart, auf den Plan. Die Lösung erinnert ein wenig an Uber, nur eben für Lebensmittel. Die Idee hinter dem Lebensmittelliefer- und Abholservice für die USA und Kanada: Aufgegebene Bestellungen werden von einem Instacart-Personal-Shopper ausgeführt und geliefert. Der Kunde kann für die Lieferung einen festgelegten Zeitraum – innerhalb einer Stunde oder bis zu fünf Tagen im Voraus – angeben. Apropos Uber: Auch der Fahrdienstvermittler mischt seit einiger Zeit im Lebensmittel-Onlinehandel mit. In Zusammenarbeit mit seinem Partner Cornershop können Kunden in ausgewählten Städten Lateinamerikas und Kanadas Lebensmittel über die Apps Uber und Uber Eats bestellen. Die Ankunft des Lieferanten kann – wie auch in anderen Apps – live verfolgt werden. Walmart verzichtet in einem Pilotprojekt, das im letzten Jahr gestartet ist sogar auf die Fahrer, die das Essen liefern. In Arkansas kommt testweise ein selbstfahrendes Auto für die Lieferung an Kunden und den Warentransport zwischen Geschäften zum Einsatz.

Nach dem Motto "Andere Länder, andere Sitten“ bestellen Engländer und Franzosen ihr Essen zwar auch gerne online, holen es aber lieber im „Drive In" oder per „Click & Collect“ ab. Die englische Kette Sainsbury’s bietet diesen Service in fast allen seiner Märkte an, ebenso Tesco. In Frankreich sind darüber hinaus „Drive In“-Stationen beliebt, bei denen die Kunden sogar in ihrem Fahrzeug sitzen bleiben können, während ihre Bestellungen in den Kofferraum verladen werden. Carrefour, Leclerc oder Auchan offerieren diese Variante. Einen ähnlichen „Grocery pickup" bietet Amazon Fresh seinen Prime-Kunden an zwei Stationen in Seattle an. Ein Vorteil für den Händler: Der organisatorische und logistische Aufwand, der sich durch eine Auslieferung ergibt, entfällt. Auch Lidl testet aktuell nochmals die „Store Pick"-Option in Polen.

Was in Polen und Frankreich hauptsächlich das Personal macht, nämlich das Aushändigen der Einkäufe, übernimmt in Großbritannien auch mal die automatisierte Abholbox, ähnlich wie Paketboxen oder Packstationen. Der Trend findet sich auch in Deutschland wieder. Edeka und Kaufland arbeiten beispielweise mit „Emmas Box". Dabei handelt es sich um ein modulares Box-System mit Fächern für gekühlte und tiefgekühlte Waren. Somit kann das gesamte Frische-Sortiment inklusive gekühlter und TK-Ware in den Boxen aufbewahrt werden. Der Kunde kann sich, etwa über einen QR-Code, per Handy an der Abholstation authentifizieren und seine Aufbewahrungsfächer freischalten. Auch Rewe bietet die Abholung an vorgesehenen Stationen an In Island geht man sogar noch etwas weiter. Der Online-Marktplatz aha.is über den man in Reykjavík per Lieferservice bestellen kann, sendet kleine ferngesteuerte Hubschrauberdrohnen, wodurch die Lieferzeiten verkürzt und die Kosten gesenkt werden.

Autor: Katja Laska

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